Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

642 Erſte Drdnung: Baumvögel; neunundzwanzigſte Familie: Pfefferſreſſer.

mit vernehmlichem Geräuſche zuſammenſchlagen, ſi<h aber ſ<neller fördern, als man annehmen möchte. Jn dieſer Weiſe durhwandern ſie während der Morgen- und Abendſtunden beträchtlihe Stre>en des Waldes, von einem Baume zum anderen fliegend und die Wipfel nah allen Richtungen dur<ſ<hlüpfend und durhſpähend, um Beute zu gewinnen. Jn vielen Fällen kommt es ihnen dem Anſchein nah nicht einmal auf leßtere an: ſie hüpfen und ſpringen, wie man annehmen muß, einzig und allein aus der ihnen angeborenen Luſt zur Bewegung. „Zuweilen“, bemerkt Bates, „ſieht man eine Geſellſchaft von 4—5 Stück ſtundenlang auf den Wipfelzweigen eines der höchſten Bäume ſigen und hört ſie dann ein ſonderbares Tonſtü>k ausführen. Einer von ihnen, der höher ſitt als die anderen, ſcheint der Leiter des mißtönenden Ganzen zu ſein; von den übrigen ſchreien oft zwei abwe<ſelnd in verſchiedenen Tonarten.“ Auch wenn ſie ſi in den dihteſten Verflehtungen der Zweige verborgen haben, laſſen ſie no< oft ihren Ruf erſchallen; beſonders ſchreiluſtig aber ſollen ſie, nah Verſicherung der Fndianer, vor kommendem Regen ſein und deshalb als gute Wetiterpropheten gelten.

Alle Arten, ohne Ausnahme, ſind bewegliche, muntere, ſcheue, aber doh neugierige Vögel. Sie weichen dem Menſchen mit großer Vorſicht aus und laſſen ſi< nur von geübten Jägern beſchleichen, ne>en den Shüßen auch, indem ſie nah Art unſeres Hähers vor ihm dahin, niemals weit, aber immer zur rechten Zeit wegfliegen und ſi ſtets wieder einen Siß wählen, der die Annäherung erſchwert. Aber dieſelben Vögel ſind augenbli>li< zur Stelle, wenn es gilt, einen Raubvogel, z. B. eine Eule, zu ärgern. Jhre Aufmerktſamkeit erſtre>t ſih auf alles, was um ſie herum vorgeht, und deshalb ſind ſie es denn auch, die gewöhnli zuerſt Feinde ausgekundſchaftet haben und dieſe nun der übrigen gefiederten Welt anzeigen. Als kräftige und wehrhafte Tiere ſchlagen ſie die ſhwächeren Raubvögel regelmäßig in die Flucht, hauptſächhlih wohl infolge des Ärgers, den ſie dieſen bereiten. Bates ſagt, daß ſie ſheu und mißtrauiſch ſind, ſolange ſie ſi< in kleinen Geſellſchaften halten, ſi dagegen auffallend unvorſichtig zeigen, wenn ſie ſih zu größeren Flügen verbinden und Waldungen beſuchen, die ſie ſonſt meiden. Beides geſchieht, nahdem die Mauſer, die in die Monate März bis Juli fällt, vorüber iſt.

Über die Nahrung herrſchen noh heutigestags verſchiedene Anſichten. Schomburgk behauptet mit aller Beſtimmtheit, daß ſie nur Früchte freſſen, und Bates ſagt, daß Früchte unzweiſelhaft ihr hauptſächlichſtes Futter ſeien, ihr langer Schnabel ihnen auch das Pflücken ſehr exleihhtere, weil er ihnen geſtatte, unverhältnismäßig weit zu reihen; Azara hingegen verſichert, daß ſie ſih keineswegs auf Pflanzennahrung beſhränken, ſondern auc viele Vöael vertilgen und wegen ihres großen Schnabels allen Angſt einjagen, daß ſie die kleineren von den Neſtern treiben und Eier und Junge, ſelbſt ſolche der Araras, verzehren, daß ſie zur Regenzeit, wenn das harte Neſt des Töpfervogels weih geworden, fogar dieſes angehen, es zerhacen und die Brut hervorziehen. Auch A. von Humboldt gibt an, daß ſie Fiſche freſſen. Jh bin von der Nichtigkeit dieſer Angaben vollkommen überzeugt; denn alle Tufane, welhe man bisher in Gefangenſchaft beobachtet hat, nahmen niht nux ohne Bedenken tieriſhe Nahrung zu ſih, ſondern verfolgten kleine Wirbeltiere mit ſo großem Cifer, daß man wohl bemerken konnte, ſie müßten etwas ihnen durhaus Natürliches thun. Ein mit ihnen denſelben Raum teilender kleiner Vogel verfällt ihnen früher oder ſpäter, möge der Käfig ſo groß ſein, wie er wolle, und möge man ihnen die le>erſten Speiſen auftiſchen. Sie erlauern den günſtigen Augenbli>, werfen plößlich den großen Schnabel vor, ergreifen mit außerordentlichem Geſchi> ſelbſt einen fliegenden, in ihre Nähe kommenden kleineren Vogel, töten ihn auf der Stelle und verzehren ihn mit unverkennbarem Behagen. Azara bemerkt noh, daß ſie Früchte, Fleiſhbro>en und Vögel in die Luft werfen, wie ein Taſchenſpieler die Kugeln, und alles ſo lange auffangen, bis es zum Schlucken bequem kommt; auch