Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1
T2 Erſte Drdnung: Baumvögel; dreiunddreißigſte Familie: Segler.
Salanganen (Collocalia) nennt man die ſeit mehreren Jahrhunderten bekannten und noh heutigestags wenig gekannten Segler, welche die berühmten eßbaren Neſter bauen. Die Kennzeichen der Gattung ſind: geringe Größe, ſchr kleiner, ſtarthakiger Schnabel und ſehr ſhwache Füße, deren Hinterzehe ſih nah hinten richtet, ziemlih lange Flügel, in welchen die zweite Schwinge die längſte iſt, und mittellanger gerade abgeſtußter oder leiht au8geſhnittener Shwanz. Das Gefieder iſ ziemli<h hart, aber einfach gefärbt. Unter den inneren Teilen verdienen vor allem die ſehr entwielten Speicheldrüſen Beachtung.
Das Urbild der Gattung, die Salangane, Sarong-Burong und Lajong der Malayen, Lawet der Javaner, Jenwa und Zeniku der Japaneſen (Collocalia nidifica, unicolor, concolor und breviros{ris, Hirundo esculenta und maritima, CyPselus esgculentus), übertrifft unſere Uferſhwalbe kaum an Größe: ihre Länge beträgt 13, die Breite 30, die Fittihlänge 12, die Shwanzlänge 6 ecm. Das Gefieder der Oberſeite iſt dunkel rau<hſ<warzbraun mit Erzſchimmer, das der Unterſeite rau<hgraubraun. Die Schwingen des ſehr ſchwach ausgeſhnittenen Shwanzes ſind etwas dunkler als die Oberſeite und einfarbig ſ<warz. Das Auge hat tiefbraune, der Schnabel wie der Fuß ſ{<hwarze Färbung.
Früher kannte man die Salangane nur als Bewohnerin der Sundainſeln; ſpäter hat man ſie au< in den Gebirgen von Aſſam, in den Nilgiris, in Sikkim, Arakan, längs der Oſtküſte der Bucht von Bengalen, in Siam, Cochinhina, auf Ceylon, den Nikobaren und Andamanen beobachtet. Sie iſt die Art, über welche das meiſte berichtet und gefabelt worden iſt. „An der Küſte von China“, ſagt der alte Bontius „kommen zur Brütezeit kleine Vögelhen vom Geſchlechte der Schwalben aus dem Jnneren des Landes an die Klippen des Meeres und ſammeln in dem Meerſhlamme am Grunde der Felſen einen zähen Stoff, möglicherweiſe Walrat oder Fiſchlaich, aus welchem ſie ihre Neſter bauen. Die Chineſen reißen dieſe Neſter von den Klippen und bringen ſie maſſenhaft nah Jndien, wo ſie für teures Geld gekauft, in Hühner- und Hammelbrühe geko<ht und von S<hle>ern allen übrigen Gaumenreizen vorgezogen werden.“ Bis in die neuere Zeit wird dieſe Meinung mehr oder weniger feſtgehalten. Faſt ſämtliche Reiſebeſchreiber ſind der Anſicht, daß der Stoff zu den eßbaren Neſtern dem Meere und ſeinen Erzeugniſſen entnommen . werde. Kämpfer gibt an, daß chineſiſhe Fiſcher verſichert hätten, die eßbaren Neſter ſeien nichts anderes als das von den Schwalben irgendwie zubereitete Fleiſch von einer großen Tintenſchne>e. Numph beſchreibt ein kleines Pflänzchen von weihliher und knorpeliger Beſchaffenheit, halb durchſichtig, glatt und ſhlüpfrig, weiß und rot gefärbt, zähe wie Leim, das ſih am Strande des Meeres auf Felſengeröll und Muſchelſchalen findet und der eigentliche Bauſtoff der Schwalbenneſter ſein ſoll, bezweifelt aber doh die Wahrheit der ihm gewordenen Angabe und hält es für wahrſcheinlih, daß die Salangane den Bauſtoff zu ihren Neſtern aus ihrem Leibe von ſih gebe, wogegen Poivre ſeiner Zeit Buffon verſicherte, daß er das Meer zwiſchen Java und Cochinchina und zwiſhen Sumatra und Neuguinea mit einer Maſſe bede>t gefunden habe, die auf dem Waſſer ſhwimme, wie halb aufgeweichter Leim ausſehe und von den Shwalben aufgenommen werde. Erſt Sir Stamford Raffles kommt wieder auf Rumphs Anſicht zurü>k und hält den Bauſtoff für eine Abſonderung der Shwalbe ſelbſt, die zuweilen mit ſoler Anſtrengung ausgebrohen werde, daß ſih Blut mit ihr vermiſche. Home beſichtigte darauf hin den Magen der Salangane und ſand namentlih die Ausführungsgänge der Magendrüſen ganz eigentümlich geſtaltet, ihre Mündung röhrenförmig und verlängert, in mehrere Lappen wie eine Blume zerteilt. Die Lappen, meint Home, ſollen den Schleim zu dem Neſte abſondern. Marsden unterſuchte den Stoff der Neſter und fand, daß er ein Mittelding zwiſchen Gallerte und Eiweiß