Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1
Salangane: Berichte über eßbare Vogelneſter. 1/245)
iſt. Er widerſteht geraume Zeit den Einwirkungen des heißen Waſſers quillt nach einigen Stunden auf und wird beim Tro>nen wieder hart, aber ſpröde, weil etwas Gallerte im Waſſer bleibt. Auf die übrigen Angaben brauchen wir hier niht weiter einzugehen: ſie ſind ſämtlih mehr oder minder Mutmaßungen von geringem Werte. Durch Bernſteins umfaſſende Beobachtungen wiſſen wir jezt genau, aus welchem Stoffe die eßbaren Schwalbenneſter beſtehen.
„Es darf uns gar niht wundern“ ſagt dieſer au8gezeihnete Forſcher, „daß ſo höchſt verſchiedene Anſichten über den Stoff der eßbaren Neſter beſtanden; denn ſolange man den Angaben der unwiſſenden und abergläubiſhen Eingeborenen unbedingten Glauben ſchenkte und ihre Ausſagen als wahr annahm oder ſi< dur< die äußere Ähnlichkeit jener Neſter mit anderen ganz verſchiedenen Stoffen zu voreiligen S{hlußfolgerungen verleiten ließ, durfte man kaum hoffen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Nur durch eigne, vorurteilsfreie Beobachtung der Vögel an ihren Brutplägzen konnte man zum Ziele gelangen. Dies iſt jedoh mit ziemlihen Schwierigkeiten verbunden, da dieſe Tiere in dunkeln, kaum zugänglichen Höhlen niſten, in denen es oft ſ{<hwer fällt, die nächſten Gegenſtände deutlich zu unterſcheiden, wie vielmehr erſt die äußerſt beweglichen Vögel zu beobahten. Dies gilt jedo< nur von der Salangane im engeren Sinne. Viel leichter iſ es, eine andere Art zu beobachten, die auf Java einheimiſch iſt und dort Kuſappi genannt wird, da ſie ihre Neſter an beſſer zugänglichen Stellen anlegt, entweder in den vorderen, helleren Teilen der Höhlen, die au< dur< die Salanganen bewohnt werden, oder auh an ganz freien Stellen, an überhängenden Fel8wänden und dergleihen. Mehrere Male war ih ſo glü>lih, dieſe Art bei der Anlage ihres Neſtes genau beobachten zu können, während es mix bei der Salangane aus den oben angeführten Gründen ſeltener und nie ſo vollkommen glüdte.
„Die eßbaren Neſter ſind ihrer äußeren Geſtalt nah ſhon lange bekannt, und mehrere der älteren Schriftſteller haben gute und genaue Beſchreibungen von ihnen gegeben. Sie haben im allgemeinen die Geſtalt des Viertels einer Eiſchale, wenn man ſi dieſe ihrem Längsdurhmeſſer nach in vier gleiche Teile zerfällt denkt. Von oben ſind ſie offen, während der Felſen, an welchem ſie befeſtigt ſind, zugleih die hintere Wand des Neſtes bildet. Dieſes ſelbſt iſt äußerſt dünn; doch breitet ſi ſein oberer, freier Rand nach hinten, da, wo er ſih an den Felſen anlegt, auf beiden Seiten in einen flügelförmigen Anhang von verſchiedener Stärke aus, der, indem er mit breiter, platter Grundlage mit dem Geſteine verbunden iſt, die hauptſählichſte Stütze für das Neſt ſelbſt bildet. Letzteres beſteht aus einem bei der erwähnten Dünnheit der Neſtwände meiſtens dur<hſcheinenden, weißlich oder bräunlich gefärbten, leimartigen Stoffe, in welchem man ſchon bei oberflächlicher Betrachtung deutliche Querſtreifung wahrnimmt. Die Querſtreifen verlaufen wellenförmig, mehr oder weniger in gleicher Richtung miteinander und ſind offenbar dur das ſchihtenweiſe Auftragen der Neſtſtoffe entſtanden. Sie ſind die einzige Spur eines Gefüges, die man an dieſen Neſtern bemerken kann. Die dunkleren, bräunlichen, im Handel wenig geſchäßten Neſter halte i< für ältere, in denen Vögel ausgebrütet und aufgezogen worden ſind, die weißen, teueren dagegen für neu angelegte. Andere glauben ſie zwei verſchiedenen Vogelarten zuſchreiben zu müſſen; da ih no< keinen auf einem braunen Neſte gefangenen Vogel habe bekommen können, vermag ih die Sache nicht zu entſcheiden. Die vielfältigen Übergänge von ganz braunen zu völlig weißen Neſtern ſowie ihr vollkommen gleicher Bau ſprechen für eine Art. Manche Neſter zeigen, zumal an ihrer inneren Seite, eine zellenoder maſchenähnliche Vildung, die offenbar eine Folge iſt der beim Austro>nen des urſprünglich feuchten Stoffes eintretenden Verdi>ung und Zuſammenziehung. Endlich finden
ſich noh hier und da einzelne kleine Federn als zufällige Beimengung in und an den Neſtſtoffen.