Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

70 Erſte Ordnung: Baumvögel; erſte Familie: Sänger.

iſt 20 cm lang und 30 em breit; der Fittich mißt 9, der Schwanz 6 em. Kopf, Nacen und Hinterhals ſind fahlbraun, die Federn der übrigen Oberſeite ſchieſerfarbig mit ſchwarzen Rändern, Kehle, Gurgel und Hals milhweiß, Unterbruſt und Bauch dunkelbraun; die Oberbrufſt iſt rotbraun. Das etwas kleinere Weibchen gleiht dem Männchen; bei den Jungen find die hell ſchieferfarbigen Federn der Oberſeite dunkel gerandet, die ſ<mutig milchweißen der Unterſeite dunkler geſäumt und geſtrichelt.

Vieillot hat den Alpen- oder Weißbauhwaſſerſhmäßer (Cinclus albicollis, rufiventris, rufipectoralis und rupestris, Hydrobata albicollis), mein Vater den Schwarzbauchwaſſerſ<mägßer (Cinclus septentrionalis, melanogaster und Peregrinns, Sturnus cinclus) von dem vorſtehend beſchriebenen unterſchieden. Erſterer, welcher die Alpen der Schweiz, die Gebirge Südeuropas und den Libanon bewohnt, iſt oberſeits heller als der Waſſerſhmäßer und die Umſäumung der Federn deutlicher braun, unterſeits aber heller rot und an den Seiten braun, letterer, welcher Skandinavien und Kleinaſien bewohnt und beſu<h8weiſe nah Deutſchland und England kommt, iſ auf Kopf und Hals im Gegenteile dunfler als die bei uns heimiſhe Form, unterſeits, zumal auf der Bauchmitte, deutlih ſ{<warz. Über Arteinheit oder Artverſchiedenheit aller drei ſtreiten ſich die Kundigen. ö

Alle Gebirge Mitteleuropas, welche reih an Waſſer ſind beherbergen unſeren Waſſerſ<mäger; Alfred Walter beobachtete ihn aber auh mehrfach in Transkaſpien, wenn auth bloß „an den klaren Quellzuflüſſen des Atrek auf dem Wege nah Nord-Choraſſan, zum Städtchen Koſchan“ und wahrſcheinlih in der von Gould benannten Unterart cashmiriensis. An geeigneten Orten iſt er, wenn auch niht häufig, ſo doch eine ſehr regelmäßige Erſcheinung. Lieblingspläße von ihm ſind die klaren, beſchatteten Forellenbäche, an denen unſere Hochund Mittelgebirge ſo rei ſind. Fhnen folgt er bis zu ihrem Urſprunge, und wenn dieſer ein Gletſcherthor wäre; ihnen zuliebe geht er ſelbſt bis in die Ebene herab, welche er ſonſt mehr oder weniger meidet; an ihnen wird man ihn nicht vergeblih ſuchen, es ſei denn, daß deren Waſſer dur< Ausflüſſe von Fabriken vergiftet oder wenigſtens getrübt worden iſt. Er hält treu an dem einmal gewählten Stande und verläßt ihn au< während des ſtrengſten Winters nicht, lebt aber, wie der Kronprinz Erzherzog Rudolf mir mitteilte, in den Hochalpen im Sommer faſt ausſ{ließlih an den kleinſten Gebirgsbächen und zieht erſt mit Beginn des Herbſtes, dem Laufe jener Bäche folgend, den tieferen Hauptthälern und waſſerreicheren Flüßchen zu. Jm Hügellande wählt er ſih eine Bachſtre>e, welche wenigſtens hier und da von der eiſigen Dee verſchont bleibt; denn das Waſſer, nicht aber das Bachufer iſt ſein eigentliches Nährgebiet. Daher erkürt er ſih vor allem anderen die Abflüſſe ſtarker Quellen oder Waſſerfälle und Stromſchnellen, weil dort die Wärme, hier die heftige Bewegung des Waſſers jede Eisbildung verhindert. Je rauſchender der Waldbach iſt, je mehr Fälle er bildet, je ärger er brauſt und ziſcht, um ſo ſicherer feſſelt ex ihn. Mehr noch als den eigentlichen Sturz und den unter dieſem ſih bildenden Wirbel liebt er die Grenze der hier gewöhnlih vorhandenen ruhigen Waſſerfläche, weil ihm der Strudel mancherlei Nahrung zuführt. Fedes einzelne Paar nimmt höchſtens 2 km des Baches in Beſitz, ſtreicht innerhalb dieſer Stre>e auf und nieder und verläßt den Waſſerfaden niemals. Da, wo das Gebiet des einen Paares endet, beginnt das eines zweiten, und ſo kann ein Gebirgsbach beſeßgt ſein von ſeiner Quelle bis zur Mündung in ein größeres Gewäſſer.

Der Waſſerſchmäßer gehört nicht allein zu den auffallendſten, ſondern auch zu den anziehendſten aller Vögel. Seine Begabungen ſind eigentümlicher Art. Er läuft mit der Gewandtheit und Behendigkeit einer Bachſtelze über die Steine des Flußbettes dahin, na<h Art