Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, str. 567

Schneehuhn: Verbreitung. Stimme. Weſen. Nahrung. 525

die Herankunft des Jägers und entflohen dann ohne Geſchrei mit geräuſchvollem Flügel: ſhlage“. Später ſagt er: „Die unbeſchreibliche Trägheit dieſer Vögel ſticht ſonderbar gegen die Moorhühner ab. Die Männthen ſcheinen den ganzen Tag lang in der Nähe ihrer brütenden Weibchen ſtill zu ſißen und zwar ſtets auf den höchſten, abhängigſten Pläten, als erfreuten ſie ſi< neben dem Abgrunde der ſ{önſten Fernſicht.“ Faber bezeichnet das isländiſche Alpenſchneehuhn als „Außerordentlih ſiher und dumm“, Holböll das grönländiſche als „ſehr einfältig“. J< habe bei Niederſchrift meiner Beobachtungen faſt dieſelben Worte gebraucht wie Boje: „Die beiden erſten Männchen, die ih erlegte, waren merkwürdig unvorſichtig, zeigten nicht die geringſte Scheu, ſondern erwarteten den Jäger ſcheinbar mit dem höchſten Erſtaunen, ohne wegzufliegen.“ Auf den Alpen betragen ſih die Shneehühner niht anders: „Bei Nebelwetter“, bemerkt Schinz, „laufen ſie am meiſten auf dem Boden umher und glauben ſi vor allen Nachſtellungen am ſicherſten; aber auh bei warmem Sonnenſchein ſind ſie ſehr zahm“ und laſſen dann, wie Tſchudi hinzufügt, „auf offenen Gipfeln den Menſchen oft bis auf 10 Schritt nahe kommen“. Bei kaltem Wetter ſollen ſie ſcheuer ſein, wahrſcheinlih {hon deshalb mit, weil ſie ſi< im Winter zu größeren Scharen vereinigen.

Die Nahrung beſteht vorzugsweiſe in Pflanzenſtoffen. Auf den Alpen findet man ihren Kropf mit Blättern der Alpenweide und des Heidekrautes, mit Knoſpen der Tannen, der Alpenroſen, mit Preißel- Heidel- und Brombeeren, verſchiedenen Blumen und dergleichen angefüllt; auf den Landſtraßen ſieht man ſie beſchäftigt, Haferkörner aus dem Miſte der Pferde und Maultiere aufzuſuchen, und im Sommer ſtellen ſie allerhand Kerbtieren nah. Jm Norden bilden die Knoſpen und Blätter der Zwergweiden und Birken, die Blätterund Vlütenknoſpen der verſchiedenſten Alpenpflanzen wie der auf jenen Höhen noh wahſenden Beerengeſträuche und die Beeren ſelbſt, im Notfalle auh Flechtenteile, die ſie von den Steinen abklauben, ihre Äſung. Falls Faber richtig beobachtet hat, tragen ſie ſi NahrungSsvorräte für den Winter ein.

Im Mai ſieht man Schneehühner gepaart, und beide Gatten halten ſi, ſolange die Bebrütung der Eier währt / zuſammen. Wenn aber die Jungen ausgeſhlüpft ſind, entfernt ſih der Hahn zeitweilig von der Familie und zieht dem höheren Gebirge zu, um hier die wärmſte Zeit des Sommers zu verbringen. Während er früher ſtill und traurig war, wird er lebhaft läßt oft ſeine Stimme vernehmen, fliegt ſehr geſ{wind, mit faum bewegten Flügeln zum Vergnügen in die Luft, indem er ſchräg emporſteigt, einen Augenbli> mit zitternden Schwingen ſtill ſteht und ſih dann plößlich wieder niederwirft, gefällt ſih zuweilen auch in Stellungen, die einigermaßen an die Balztänze anderer Rauhfußhühner erinnern, ohne ihnen jedo< zu gleichen. Er nimmt weder an dem Brutgeſchäfte noh an der Führung der Jungen teil. Die Henne ſucht ſih Mitte oder Ende Juni unter einem niedrigen Strauche oder au< wohl einem ſhüßenden Steine eine paſſende Stelle zum Neſte aus, ſcharrt hier eine ſeichte Vertiefung, kleidet ſie kunſtlos mit welken Blättern aus, legt ihre 9—14, au< wohl 16 Eier, die etwa 45 mm lang, 30 mm di> und auf rotgelbem Grunde mit dunkelbraunen Fle>en getüpfelt ſind, und beginnt mit Hingebung zu brüten. Nach Verlaufe von ungefähr 3 Wochen entſhlüpfen die Jungen. Sobald ſie einigermaßen abgetro>net ſind, führt ſie die Henne vom Neſte weg auf Nahrung verſprechende Plätze. Droht Gefahr, ſo erhebt ſie ſich, um durch ihr Wegfliegen die Aufmerkſamkeit des Feindes auf ſich zu lenken; die Jungen zerſtreuen ſich auf dieſes Zeichen hin augenbli>li< und haben ſi< im Nu zwiſchen den Steinen verborgen, während jene dem Jäger faſt unter die Füße läuft. Steinmüller ſtörte einſt ein Gehede auf und fing ein Küchlein ein das jämmerlich piepte; die Mutter \{<oß in wilder Verzweiflung auf ihn zu und wurde von ihm erlegt. Eine Henne mit neun Küchlein, die Welden überraſchte, war, obgleich ſie in der