Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, str. 598
DOL Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſanvögel.
Gleiten ohne Flügelſchlag zu folgen pflegt, da der Ullar beim Auffliegen faſt ſtets in die Tiefe des Thales hinabfällt und dann erſt wieder etwas nach oben fliegt. Fnfolge der verhältnismäßig ſehr furzen Flügel iſt das Flugbild ein durchaus eigenartiges; denn der flie: gende Vogel erſcheint ungemein geſtre>t, während er im Laufe im Gegenteile den Eindru> eines ſehr gedrungen gebauten Huhnes macht. Das Flugbild ſelbſt läßt ſi< am beſten mit einem furzarmigen, aber langſchaftigen Kreuze vergleichen. Vor dem Auffliegen erſteigt der Ullar, falls er dazu Zeit hat, gern einen erhöhten Punkt, den er überhaupt zum Sitzen und Umherlaufen zu wählen pflegt; beim Fußen auf der entgegengefezten Bergwand dagegen läßt er ſih regelmäßig auf einer mit Steinen bede>ten Stelle nieder und ſpringt oder hüpft erſt dann auf einen größeren Felsblo> um von dieſem aus Umſchau zu halten. Fm Laufe des Tages beſucht das Paar ſehr verſchiedene Pläße innerhalb des von ihm bewohnten Gebietes; gegen Abend dagegen fliegt es ſtets zu beſtimmten, möglichſt geſicherten Stellen, um auf ihnen die Nacht zu verbringen.
Die Nahrung beſteht größtentheils in Pflanzenſtoffen. Ob die Ullare, wie anzunehmen, auch Kerbtiere und Gewürm freſſen, wußte mein Kirgiſe mir niht zu ſagen, wohl aber anzugeben, daß ſie in ſtrengen Wintern bei tiefem Schnee ſich darin Gänge graben, um zu ihren Nährpflanzen zu gelangen.
Dex Paarung gehen langwährende und oft wiederholte Kämpfe zwiſchen den Männchen voraus, bis endlich die Paare beſtimmt vereinigt und die etwa übrigbleibenden Männchen endgültig vertrieben ſind. Auch während der Balz ſchreien die Männchen viel, aber genau in derſelben Weiſe wie im Frühſommer, wogegen ſie im Frühjahre nur die Warnungslaute beim Auffliegen vernehmen, ihren bezeichnenden Pfiff aber nicht hören laſſen. Die Anzahl der Eier eines Geleges beträgt nah Angabe meines Kirgiſen 6—9. Sie ſind größer als Enteneier, ziemli< rund und auf grünlichgelbem Grunde dunkler, zumal bläulich gefle>t, wobei jedo< zu bemerken, daß die Kirgiſen wenig Sinn für Farben und geringe Fähigkeit haben, ſie genau anzugeben. Das Neſt ſteht an felſigen Abhängen auf einer etwas erdigen Stelle, iſ eine ſeit ausgeſcharrte Vertiefung und wird bloß mit wenigen Grashalmen ausgelegt. Wohl nur das Weibchen brütet; das Männchen aber hält in der Nähe des Neſtes, auf einem erhöhten Plage ſißend, Wacht und warnt jenes bei drohender Gefahr, iſt auh während der Brutzeit ſelbſt vorſichtiger und ſcheuer als je. Nach etwa vierwöchiger Bebrütung entſchlüpfen die Jungen und werden nun von beiden Eltern geführt, von der Mutter au bei der größten Gefahr nicht verlaſſen. Sie müſſen ſehr bald fliegen lernen; denn die, die ih beobachtete, hatten noh niht die Größe unſerer Rebhühner erlangt, flogen jedoch bereits vorzüglich, ganz nah Art ihrer Eltern, ſtießen auh ſhon deren Warnungsruf, nur ſ<wächer und in höherem Tone, beim Auffliegen aus. Trifft die Alten ein Unfall, oder ſind die Jungen niht im ſtande, ihnen zu folgen, ſo verbergen ſie ſich zwiſchen dem Geſteine und zwar ſo vorzüglich, daß es mir und meinem Begleiter niht gelang, eins von ihnen aufzufinden, obglei<h wir wenige Minuten nah dem Niederfallen die von ihnen auf: geſuchte Stelle auf das genaueſte dur{hſtöberten. Wenn ſie ſih überzeugt zu haben glauben, daß die Gefahr vorüber iſt, rennen ſie eilfertig, offenbar geleitet dur der Eltern Lo>ton, in der von dieſen fliegend angegebenen Richtung dahin, und man ſieht dann eins nah dem anderen, meiſt in ziemlich langen Zwiſchenräumen, über die na>ten Felſen huſchen. Zu Ende November ſollen ſie ausgewacſen ſein, ſchon viel früher ſich aber bereits genau wie die Alten betragen. Mit leßteren bleiben ſie während des ganzen Winters vereinigt; dann, furz vor der Paarungszeit, trennen ſih die Völker. Wird das Weibchen getötet, ſo übernimmt das Männchen die Führung auc ganz kleiner Jungen, wogegen es, ſolange das Weibchen lebt, nur als Warner und Vorläufer der Familie zu dienen ſcheint. Bei Verfolgung eines Volkes ſah ih es ſtets 100 —200 Schritt vor der Mutter auf hervorragenden