Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3
Siebente Ordnung. Die Suchvögel (Charadriornithes).
Aus 10 bisher in verſchiedenen Ordnungen untergebrahten Familien hat Fürbringer auf Grund ſorgfältiger Zergliederungen die nur eine gleihnamige Unterordnung (Charadriiformes) umfaſſende Ordnung der Suchvögel gebildet. Sie zerfällt in die drei Sippſchaſten der Ufervögel, Blätterrallen und Trappenvögel, von welchen die erſtgenannte die Ordnung eröffnen mag. Bereits die Sippſchaft der Ufervögel (Larolimicolae) umfaßt in früheren Syſtemen weit auseinander geſtellte Familien: die wieder näher untereinander verwandten Regenpfeifer, Brachſchwalben und Reiherläufer und die Scheidenſhnäbel, Möwen, Flügeltaucher und Sandläufer. Wir beginnen mit der Familie der Regenpfeifer (Charadriidae), die wiederum in Unterfamilien zu trennen iſt.
Die erſte Unterfamilie, etwa 30 Arten uwfaſſend, iſt die der Shnepfen (Scolopacinae). Sie fennzeihnen der walzenförmige Numpf, der ſtark gewölbte, mittelgroße Kopf, der lange, dünne Schnabel, der ſhwache, ſhlanke Fuß, der mittellange, ſpißige Flügel, deſſen hinterer Nand mehr oder weniger ſichelförmig ausgeſchnitten iſ, und der vor der erſten großen Shwungfeder no< ein kleines {males Federchen, eine verkümmerte Schwinge, trägt, ſowie endlich der furze, ſtark gerundete Shwanz. Das Gefieder iſt durh große Weichheit ausgezeicnet.
Alle dieſer Familie angehörigen Vögel bewohnen feuchte und ſumpfige Orte, leben im Sommer paarweiſe, während des Herbſtes und Winters in Geſellſchaften, ſcheinen ſich gegenſeitig zugethan zu ſein, verkehren mindeſtens gern miteinander und freſſen Kerbtiere und deren Larven, Würmer, Schal- und Krebstierhen. Das Neſt enthält 4 birnförmige, erdfarbene Eier; die Eltern führen die flaumigen Jungen, die das Neſt ſehr bald verlaſſen, bis dieſe ſelbſt im ſtande ſind, ſi< Nahrung zu ſuchen. Alle bei uns wohnenden Arten gehören zu den Zugvögeln; die unter niederen Breiten lebenden ſind Strichvögel.
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Die Merkmale der Waldſc<hnepfen (Scolopax) ſind kräftiger, verhältnismäßig furzer Leib, von beiden Seiten zuſammengedrü>ter, hochſtirniger Kopf, kleiner, abgeplatteter Scheitel und große, auffallend weit na<h oben und hinten ſtehende Augen, langer, gerader, ſ<hwacher, ſhmaler, nach vorn ſich verſhmächtigender, ſehr weicher und biegſamer,
taſtſähiger Schnabel deſſen Unterkieferſpiße von der des oberen teilweiſe OE wird, Brehm, Tierleben. 3, Auflage. YT.