Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3
92 Siebente Ordnung: Suchvögel; erſte Familie: Regenpfeiſer.
niederer / ſchwacher, weicher, über der Ferſe befiedecter Fuß, unter deſſen 3 Vorderzehen die mittlere dur< ihre Länge auffällt, und verhältnismäßig kurzer, aber breiter Flügel. Das Kleingefieder liegt troy ſeiner Weiche und Dichte glatt oder doh geſchloſſen an; ſeine Färbung ähnelt, ungeachtet der ſehr verſchiedenartigen Zeichnung, unter allen Umſtänden der Bodenfärbung des Aufenthaltes.
Die Waldſ<hnepfe, Buſch-, Holz-, Berg-, Stein- und Dornſchnepſe oder Schnepfe ohne alle Nebenbezeichnung (Scolopax rusticula, rusticola, indica, orientalis, sylvestris, scoparia, platyura und pinetorum,. Rusticola vulgaris, europaea Und sylvestris) vertritt bei uns die Gattung und kennzeichnet ſih dur< den verhältnismäßig ſtarken, an der Spige runden Schnabel, die niedrigen, ſtämmigen, bis auf die Ferſe befiederten Füße, deren kleine Hinterzehe einen ſehr kurzen Nagel trägt, die ziemlih gewölbten, ftumpfſpibigen Flügel und den aus 12 Steuerfedern gebildeten Shwanz. Das Gefieder iſt auf dem Vorderkopfe grau, auf Oberz, Hinterkopf und Na>en mit 4 braunen und ebenſovielen roſtgelben Querſtreifen gezeichnet, im übrigen oben roſtfarben, roſtgrau, roſt: gelb, graubraun und ſ{hwarz gefle>t, an der Kehle weißlich, auf dem übrigen Unterkörper graugelbli< und braun gewellt; die Schwingen ſind auf braunem, die Steuerfedern auf ſ<warzem Grunde mit roſtfarbenen Fle>en gezeihnet. Das ſehr große Auge iſt braun, der Schnabel wie der Fuß horngrau. Die Länge beträgt 32, die Breite 58, die Fittichlänge 21, die Schwanzlänge 9 em; das Gewicht beträgt, nah J. Hoffmann, im Durchſchnitt 308 bis 309,7 e, fann aber zwiſchen 250 und 406 & ſhwanken.
Viele Jäger unterſcheiden zwei verſchiedene Waldſchnepfen, nämlich: die große Waldſhnepfe oder den Culenkopf und die kleine Waldſchnepfe oder Dornſchnepfe, Steinſchnepfe, Spitkopf 2c. Es iſt indeſſen mit JF. Hoffmann anzunehmen, daß man es nur mit einer Art zu thun hat.
Mit Ausnahme einiger nordiſchen Fnſeln hat man die Waldſchnepfe in allen Ländern Europas und ebenſo in ganz Nord- und Mittelaſien, ferner auh auf Madeira, auf den Kanariſchen Jnſeln und auf den Azoren, als ſeltenèn Jrrgaſt ſelbſt auf Jsland und einmal ſogar auf Neufundland angetroffen. Nah Seebohm ſoll ſie ſi au< bis nah New Ferſey und Virginien verflogen haben. Gelegentlich ihres Zuges beſucht ſie von Curopa aus Nord weſtafrika, von Nordaſien aus Indien, und zwar nicht bloß die nördlihen Hochgebirge, ſondern auch das ſüdliche Tiefland bis Kalkutta und Madras hinab. Gewöhnlih nimmt man an, daß ihre eigentliche Heimat, d. h. alſo ihr Brutgürtel, zwiſchen dem 45. und 67. Grade nördlicher Breite gelegen ſei; wir wiſſen aber jezt bereits durch Graf von der Mühle, daß einzelne Waldſchnepfen in den griechiſchen Gebirgen, und dux „Mountaineer“, daß niht wenige im Himalaja, hier freilich dicht unter der Schneegrenze, niſten. Auch brüten ſie, wie Hoffmann anführt, nah F. du Cane Godman auf den Azoren, nach Bolle und Berthelot wahrſcheinlih auf den Kanariſchen Jnſeln und nah Harcourt au< auf Madeira. Fn Deutſchland, England, Schottland und Jrland brüten verhältnismäßig wenige S<hnepſen, die meiſten no< in den Mittelgebirgen oder im Norden unſeres Vaterlandes: im Norden trifft man ſie während des Sommers in allen größeren Waldungen an. Milde Winter veranlaſſen ſie zuweilen, den Brutplab jahraus jahrein zu behaupten; die Mehrzahl aber tritt in jedem Herbſte eine Reiſe an und nimmt erſt in den ſüdweſtlichen Gebieten Aſiens, im ſüdlichen Europa und in den nordweſtlihen Teilen Afrifas Herberge. Jn Griechenland treffen, nah Graf von der Mühles Beobachtungen, einzelne bereits Mitte September ein, beziehen zunächſt die Hochgebirge, werden aber ſpäter durch die ſi hier fühlbar machende Kälte in die Ebene hinabgedrüd>t. „Sobald der größere Teil der Wachteln ſeine gefährliche Reiſe über das Meer angetreten hat“, ſagt gedachter