Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3
Zwergſtrandläufer. Pygmäenſtrandläufer. Sandläuferchen. 41
Federn, lernen in der dritten Woche bereits fliegen und geſellen ſich bald darauf zu ihresgleichen, um nunmehr ohne die Alten ihre Wanderung anzutreten.
Außer ihren natürlichen Feinden, insbeſondere den kleinen Falken, ſtellt der Menſch beiden Strandläufern ihres höchſt ſ<hma>haften Wildbrets halber eifrig nah und erlegt oder fängt ſie auf den ſogenannten Schnepfenherden zu Hunderten und Tauſenden. Gefangene und entſprechend gepflegte Sichler- und Alpenſtrandläufer ſind allerliebſt, gewöhnen ſi leiht an ein geeignetes Crſaßfutter und werden bald zahm und zutraulich, halten aber ſelten längere Zeit aus, weil ſie übermäßig freſſen und an Verfettung ſterben.
Der Zwergſtrandläufer oder Raßler (Tringa minuta, Pelidna minuta und pusílla, Actodromas minuta, Schoeniclus minutus) iſt mit ſeinen Verwandten der feinſte aller Strandläufer. Seine Länge beträgt 14, die Breite 30, die Fittihlänge 9, die Schwanzlänge 4 ecm. Jm Frühlingskleide ſind die Federn des Oberkopfes \{<warz, voſtfarben gerandet, die des Hinterhalſes grau, dunkler gewölkt, die des Mantels dunkelſhwarz, breit hohroſtfarben geſäumt, die der Kehle weiß, die der Seiten des Halſes und der Oberxbruſt hell roſtfarben, fein braun gefle>t; über das Auge zieht ſih ein weißlicher, zwiſchen ihm und dem Schnabel ſteht ein tiefbrauner Streifen. Das Auge iſt braun, der gerade Shnabel ſ<hwarz, der Fuß grünlihſhwarz. Jm Herbſtkleide ſind die Oberteile dunkel aſhgrau, mit deutlih braunſhwarzen Schaftſtrichen gezeihnet, die Gurgel, die Seiten des Kopfes, die Unterbruſt roſtgrau, die übrigen Unterteile weiß.
Die meiſten Forſcher trennen von dieſer Art den im Norden Amerikas heimiſchen, angebli<h wiederholt auh in Europa vorgekommenen Pygmäenſtrandläufer (Tringa minutilla, nana, fuscicollis, campestris und wilsonii, Pelidna pusílla, Actodromas minutilla und wilsonii), der zwar ſehr ähnlih, am Halſe und Kropfe aber ſtärker gefle>t und noch kleiner iſt, auh kürzere Flügel hat als jener.
Beſtimmt verſchieden und ſhon an ſeinem gebogenen Schnabel und den niedrigen Fußwurzeln kenntlich iſt das Sandläuferchen (Tringa temminckii, Pelidna und Teimoneites temminckü). Seine Länge beträgt 15, die Breite 29, die Fittichlänge 9, die Schwanzlänge 5 em. Das Gefieder iſt im Hochzeitskleide oberſeits auf bräunlihgrauem Grunde ſ<hwarz und roſtfarben gefle>t, unterſeits bis auf die dunkler geſtrichelten Kropfſeiten weiß, im Winterkleide oberſeits faſt einfarbig bräunlich aſhgrau, unterſeits auf dem Kropfe bräunlihgrau, dunkler längsgeſtrichelt, im übrigen weiß. Das Auge iſt braun, der Schnabel an der Wurzel gelblich, ſonſt ſhwarz, der Fuß ſhmuzig grüngelb.
Auch der Zwergſtrandläufer gehört dem hohen Norden an, zieht aber ſo weit, daß man ihn faſt an allen Meeresküſten, erweislih an denen Europas, Aſiens, Afrikas und Auſtraliens, ſowie an Flüſſen und ſtehenden Gewäſſern im Fnneren dieſer Erdteile gefunden hat. Jn Ägypten überwintert er in großer Anzahl. Das Sandläuferchen teilt mit ihm dieſelbe Heimat, wandert im Winter jedo<h nicht ſo weit, ſondern nimmt ſhon in Südeuropa, Nordoſtafrika, China und Jndien Herberge. Beide folgen auf ihrem Zuge der Küſte des Meeres und den Ufern der Ströme und Flüſſe, wandern gewöhnlih in Geſellſhaft mit Verwandten, zuweilen aber auh in ſtarken Flügen, die nur von einer der beiden Arten gebildet werden, regelmäßig des Nachts und treiben ſi<h am Tage an einer geeigneten Stelle, Nahrung ſuchend, umher. Schlammiger Boden ſcheint ihnen mehr zuzuſagen als ſandiger, obwohl ſie ſich auh auf ſolchem finden. Sie ſind äußerſt niedliche, höchſt bewegliche, behende, regſame Vögel, die vortrefflih laufen und gewandt und ſchnell