Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3
Waſſertreter. Pfuhlwaſſertvreter. 47
Pfuhlwaſſertreter iſt größer als die Odinshenne: ſeine Länge beträgt etwa 21, die Breite 37, die Fittihlänge 13, die Shwanzlänge 7 em. Oberkopf, Nü>ken und Schultern ſind {hwarz, alle Federn der leßtgenannten Teile breit roſtgelb gerandet, die des Hinterhalſes und Bürzels roſtrot, der Unterrüden, die Dekfedern des Oberflügels und die Seiten des Schwanzes aſchgrau , der Unterkörper \{<ön roſtrot; die weißgeſchafteten Handſchwingen ſind ſchwarzgrau, am Junenrande und an der Wurzel weiß, die Armſchwingen dunkelgrau, weiß umrandet, die lebten faſt ganz weiß, alle Oberarmde>en dunkelgrau und \{hmal, die längſten an der Spiße breit weiß geſäumt, die mittleren Steuerfedern ſt{wärzlich, die folgenden dunkel ſchiefergrau, die beiden äußerſten an der Spie dunkel braunrot. Beim Weibchen ſind Oberkopf und Nacken ſamtſhwarz, der Rücken dunkel und der Unterleib lebhaft rot. Das Auge iſt braun, der Schnabel grünlichgelb, an der Spitze hornbraun, der Fuß graubraun. Jm Herbſtkleide ſehen Oberkopf und Nacken aſchgrau aus und werden dur<h zwei grauſchwarze Streifen, die an den Seiten des Hinterkopfes verlaufen, gezeihnet; die Rücken- und Schulterfedern ſind blaugrau, dunkler geſchaftet, die Federn der Unterſeite weiß, an der Seite grau.
Die Odinshenne bewohnt im Sommer die Hebriden, Faröer, JFsland, Lappland und von hier an die Tundra aller drei nördlihen Erdteile, wandert im Winter ſelten weit, wird aber doh ziemlih regelmäßig in Schottland und Norwegen, feltener an den Küſten von Dänemark, Deutſchland, Holland, Frankreih und Spanien, ſelbſt Ftalien geſehen, nimmt ebenſo im Schwarzen, Japaniſchen, Chineſiſchen und Fndiſhen Meere Herberge und zieht in Amerika bis zur Breite von Guatemala hinab. Die See verläßt dieſer Vogel ſelten während ſeines Zuges, kommt aber doh auch auf Binnengewäſſern vor, überwintert beiſpielsweiſe alljährlih in Perſien. Der Pfuhlwaſſertreter gehört im Sommer auf Spißbergen und in Nordgrönland zu den regelmäßigen Erſcheinungen, bewohnt aber {hon auf Ssland, laut Faber, nur eine kleine Stre>e und ſtreiſt no< ſeltener als die Odinshenne nah Süden hinab. Man nimmt an, daß das nördliche Sibirien ſein eigentliches Vaterland iſt, und damit ſteht denn auh ſein winterlihes Vorkommen in China und Jndien im Einklange. Jn Großbritannien erſcheint er zuzeiten in Menge, in Deutſchland und weiter ſüdweſtlich ſehr ſelten, iſt aber doh bis Tanger beobachtet worden. Jn den Ländern um die Davisſtraße gehört er noh zu den gewöhnlichen Vögeln, und von hier aus mögen die oft ſehr zahlreihen Shwärme, die man zuweilen im Süden der Vereinigten Staaten antrifft, verſhlagen werden.
In der Lebensweiſe ähneln ſi< die Waſſertreter, nah Verſicherung der Reiſenden, die beide Arten beobachten konnten, ſo, daß man kaum einen Unterſchied wahrnehmen kann. Beide ſind ete Kinder des Meeres, halten ſi<h nur während der Brutzeit in der Nähe der Küſte und auf kleinen Süßwaſſerſeen des Feſtlandes ſelbſt auf und verbringen die übrige Zeit im Meere. Die Odinshenne trifft zwiſhen dem 20. und 25. Mai auf Jsland, in den lezten Tagen desſelben Monats in Grönland ein und wird ſih wohl auh in Finnmarken zur nämlichen Zeit einſtellen. Ende Auguſt verläßt ſie, laut Preyer und Zirkel, Fsland wieder; ſhon Mitte Juli ſahen dieſe Gewährsmänner „cine ſehr große Schar Odinshühner“ auf dem Mü>enſee in Nordisland. Der Pfuhlwaſſertreter erſcheint im Norden Grönlands ſpäter, nämlich erſt im Anfange des Juni. Vorher ſieht man den einen wie den anderen entweder in Scharen inmitten des Meeres oder in kleineren Flügen in der Nähe der Küſte auf den Fjorden. Hierauf zerteilen ſih die Shwärme in Paare, und jedes von dieſen ſucht ſeinen Niſtteih auf. Als Holböll im Frühlinge des Jahres 1835 während der Hinreiſe na< Grönland 18 Tage hindur< vom Eiſe eingeſchloſſen war, ſah er ſtets Waſſertreter zwiſchen den Eisſtücken umherſ<hwimmen; ſpäter bemerkte er ſie inmitten der heftigſten