Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3
Säbelſchnäbler. Kiebig. S8
wenn ſih einer unter anderen Vögeln niederläßt, benimmt er ſih durchaus unabhängig von der Geſellſchaft; nur mit dem Strandreiter findet, wie ſchon bemerkt, ein einigermaßen freundſchaftlihes Verhältnis ſtatt. Die Urſache dieſer Zurückhaltung ſuht Naumann, und gewiß mit Recht, weniger in dem mangelnden Geſelligkeitstriebe als in der eigentümlihen Nahrungsweiſe. |
Bald nach ihrer Ankunft trennen ſich die Shwärme in Paare und verteilen ſih auf den Niſtſtellen, am liebſten auf Flächen, die mit kurzem Raſen bedet ſind und von Auſter: fiſhern, Waſſer- und Strandläufern, Meerſchwalben, Silbermöwen 2c. ebenfalls zum Niſten benußt werden, ſeltener auf Feldern mit jungem oder aufgegangenem Getreide, immer aber auf Stre>en unweit der Seeküſte. Das Neſt iſt eine unbedeutende, mit einigen tro>enen Hälmchen oder Gewurzel ausgelegte Vertiefung; das Gelege beſteht in der Regel aus 4, manchmal aus 3, zuweilen nur aus 2 Eiern von ungefähr 48 mm Längen-, 37 mm Querdurhmeſſer, birn- oder fkreiſelförmiger Geſtalt, zarter, glanzloſer Schale, lit roſt- oder olivengelblicher Grundfärbung und einer aus mehr oder weniger zahlreichen ſhwarzgrauen und violetten Fle>en und Punkten beſtehenden Zeihnung. Beide Geſchlechter brüten abwe<ſelnd etwa 17—18 Tage lang, zeigen ſi< ungemein beſorgt um die Brut, umfliegen mit kläglihem Schreien den Menſchen, der ſih dem Neſte nähert, und führen die Jungen, ſobald ſie völlig abgetro>net ſind, einer Bodenfläche zu, die ihnen Verſte>pläße bietet, ſpäter an große Pfüßen und endlih, wenn ſie zu flattern beginnen, an die offene See.
Gefangene beanſpruchen ſorgſame Pflege und reich mit Kerbtierlarven oder Ameiſenpuppen verſebßtes Futter, dauern unter ſolchen Umſtänden aber jahrelang im Käfige aus.
Die Regenpfeifer im engeren Sinne (Charadriinae) find dur harten, geraden Schnabel gekennzeichnet, jedoh, wie aus Nachſtehendem hervorgehen wird, unter ſih nicht unerheblih verſchieden. i
Dex Kiebitz, Kiwüt, Geisvogel, Riedſtrandläufer oder Feldpfau (Vanellus capella, cristatus, vulgaris, gavia, bicornis, crispus und aegyptius, Tringa vanellus, Charadxrius yanellus und gavia), vertritt eine gleihnamige Gattung (Vanellus), deren Kennzeichen in den vierzehigen Füßen, den ſtumpfen Flügeln, unter deren Schwingen die dritte die längſte iſt, und der Federholle auf dem Kopfe zu ſuchen ſind. Oberkopf, Vorderhals, Oberbruſt und die Hälfte des Schwänzes ſind glänzend dunkelſchwarz, die Federn des Mantels dunkelgrün, blau oder purpurn ſchillernd, Halsſeiten, Unterbruſt, Bauch und die Wurzelhälfte der Schwanzfedern weiß, einige Ober- und die Unterſ<hwanzde>federn dunkel roſtgelb; die Haube beſteht aus langen, ſ{<malen Federn, die eine doppelte Spiße bilden. Das Weibchen unterſcheidet ſih dur kürzeren Federbuſh und weiß und ſ<warz gefle>ten Vorderhals. JFhm ähneln die Jungen, nur mit dem Unterſchiede, daß deren Kleid ſ<mutigere Farben und breite, roſtgelbe Federränder auf dem Oberkörper zeigt. Das Auge iſt braun, der Shnabel ſhwarz, der Fuß ſ<hmußig dunkelrot. Die Länge beträgt 34, die Breite 70, die Fittichlänge 22, die Schwanzlänge 10 em.
Vom 81. Grade nördl. Br. an bis Nordindien und Nordafrika hat man den Kiebibß in allen befannten Ländern der Alten Welt beobachtet. Ex iſ in China an geeigneten Orten ebenſo gemein wie- in Großbritannien und wandert von ſeiner Heimat aus allwinterlih ſüdlich bis in die zwiſchen Nordindien und Marokko gelegenen Länder, verfliegt ſih au< wohl bis auf die Faröer und Fsland, ſelbſt bis Grönland. Fn Griechenland wie in Spanien, in Kleinaſien wie in Nordafrika, in Südchina wie in Fndien erſcheint er von