Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3
Molche: Abſtreifen der Haut. Gefangenleben. 763
Dußtend ganz kleiner, junger, ſ{hwarzer Molche von 3 em Länge wurden ſehr bald alle von den Alten verzehrt, und ebenſo beobachtete Glaſer, wie die großen Molche junge, friſch zu ihnen gebrachte Streifenmolche aufſhnappten und verſchlu>ten, ohne daß man ihnen dies wehren konnte. Andere Molche ſind überhaupt in Geſellſchaft von Kammmolchen nicht zu erhalten.
Zu einem Hauptvergnügen geſtaltet ſih die Fütterung der Molche mit Regenwürmern. Denn hierbei und oft auh beim Füttern mit Fliegen beißen ſie einander weg, faſſen einer den anderen mit dem Maule am Beine, worauf heftiges Bäumen und Hinundherzerren erfolgt, bis ſie endli<h voneinander laſſen. Dann kehrt der Sieger ſogleich zurü> und nimmt als Preis die ſeiner harrende Beute in Empfang. Oft kommt, wenn ſih zwei große Molche um die Wette bemühen, ein ihnen zugeworfenes Kerbtier zu haſchen, als dritter Gaſt der den Raum mit ihnen teilende Waſſerfroſh in einem Sate aus der Ferne herbei und ſhnappt den unbeholfenen und halb blinden Geſellen die Beute vor der Naſe weg. Da die Molche \<le<t ſehen, ſo hat man einige Mühe, ihnen die zugeworfenen Gegenſtände, nah welchen ſie in ihrer Gier oft fehlſ<hnappen, dur<h Bewegen auf der Spiße eines Stäbchens bemerflih zu machen. Dann beißen ſie oft gierig in die Spige des Stäbchens und laſſen ſi daran in die Höhe heben. Mehrmals ſah Glaſer Kammmolche Teich- und Tellerſchne>en mit großer Anſtrengung aus den Gehäuſen zerren. Dieſe Tiere ragen mit ihren ſhwarzen Vordexleibern weit aus dem Gehäuſe, indem ſie mit allerlei Verrenkungen nah Pflanzen ſuchend umherſ<hwimmen oder daran hinkriechen. Hierbei begegnen ſie von ungefähr einem hungrigen, nah Nahrung ſuchenden Molche, der ſofort, ſo ungeſchi>t er auch ſonſt im Fange lebender Geſchöpfe iſt, dieſe no< trägeren und unbeholfeneren Weſen mit dem Maule pakt, feſthält und durch heftiges Hinundherwerfen des Kopfes allmählich aus ihrem Hauſe heraus und in ſeinen Leib ſ{lürft. Sicher iſt nächſt jüngeren und kleineren Tieren ihres eignen Gelichters dieſe Nahrung diejenige, welche den Molchen in Teichen, Lachen und Gräben hauptſähli< zu teil wird, während ſie bei ihrem Aufenthalte im Trockenen unter Steinen, in Erdlöchern und auf ihren nächtlichen Ausflügen mehr an grauen A>erſhne>en und Regenwürmern ihren Unterhalt finden. Glaſers gefangene Kammmolche brachten die heißen Hundstage in Höhlen des als JFnſel dienenden Bimsſteines in vollſtändiger Zurückgezogenheit und Teilnahmloſigkeit zu. Erſt nachdem die Witterung ſich bedeutend abgekühlt hatte, tamen ſie wieder zum Vorſchein und verlangten Futter. Die dann vielfach in den Häuſern vorhandenen großen Schlammfliegen waren ihnen höchſt willkommene Koſt. Dagegen bemerfte Glaſer, daß eine große, geflügelte, weibliche Ameiſe, die er einem Molche vorwarf, wiederholt von ihm ausgebrochen und zuleßt niht mehr angenommen wurde, obgleich ſie zappelnd vor ihm auf dem Waſſer lag. Auch getro>nete Ameiſenpuppen, mit denen man im Winter Goldfiſche und Lurche füttern kann, freſſen die Molche nah Glaſers Erfahrungen ungern. Ein amerikaniſcher Waſſermol<h (Molge viridescens) verſhlu>t nach N. Pike kleine Muſcheln (Pisidium) ſamt ihrem Fnhalte. Sterki ſchildert den Futterneid der Kammmolche in einem an mich gerichteten Briefe in ähnlicher Weiſe wie Glaſer. „Sab ich ihnen“, ſo ſchreibt er „eine größere Menge Regenwürmer, ſo haben ſie ſih häufig zuerſt viertelſtundenlang in der heftigſten Weiſe herumgeſchlagen, bevor einer einen Wurm berührte, und dies auh dann gethan, wenn für alle genügende Nahrung vorhanden war. Häufig faſſen ſie ſih gegenſeitig am Oberkiefer und kämpfen ſo ſehr heftig. Endlich legt ſich die Wut, und dann wird ruhig Mahlzeit gehalten, bis etwa zwei beim gleichzeitigen Verſchlingen der entgegengeſeßten Enden eines Wurmes in der Mitte zuſammentreffen. Die Beute zerreißt dann in der Regel nicht; ſondern der eine zieht ſie dem anderen wieder aus dem Maule heraus.“ Die kleineren Molche benehmen ſi< im Waſſerbe>en in allen weſentlihen Stücken wie die Kammmolce.