Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Nieſenſalamander. Schlammteufel. 785

weißen Reif überzogen ausſah. Vom erſten Tage der Verpeſtung an verloren die Salamander alle Freßluſt, blieben auf einer Stelle liegen, rührten ſih niht mehr und wurden endlich in derſelben Lage, die ſie tagelang eingenommen und feſtgehalten hatten, tot ge: funden. An eine Zerſtörung des Pilzes, deſſen raſhes Wuchern ih auf das weiche Waſſer der Wohnungsbe>en zurückführen möchte, war nicht zu denken: jedes von der Schmaroßerpflanze befallene Tier war rettungslos verloren.

Abgeſehen von ſolchen Zwiſchenfällen, die wohl nur unter beſonders ungünſtigen Umſtänden vorkommen dürften, brauht man mit dem Rieſenſalamander wenig Umſtände zu machen. Er geht leiht an alle Nahrung, die ſih regt, und ſeine Ernährung verurſacht daher keinerlei Schwierigkeiten. Hat er ſih erſt ein paarmal nacheinander ſatt gefreſſen, ſo bekümmert ex ſi<h zuweilen wochenlang niht um die zu ſeiner Ernährung beſtimmten Fiſche in ſeinem Waſſerbe>en; plößglih aber ſ<hnappt er mehrmals nacheinander zu und frißt eine erkle>liche Menge. Trozdem ſcheint es, als ob er ſehr wohl einen Unterſchied zwiſchen ſeiner Beute zu machen wiſſe; denn er zieht manche Fiſche, beiſpielsweiſe Forellen, minder {hmac>haften vor. Ebenſo unregelmäßig wie er frißt, entleert er ſih auh; wenn es aber geſchieht, wirft er eine erſtaunlihe Menge formloſen, weichen, braun gefärbten Kotes aus.

Obgleich wahrſcheinli<h mehr Nacht- als Tagtier, benimmt er ſi<h in der Dunkelheit faum anders als während des Tages und gibt ſeine erſtaunliche Trägheit auh na< Einbruch der Nacht niht auf. Zuweilen verläßt er das dunkle Verſte>, das er ſih erwählt hat, und frieht langſam auf einen Vorſprung hinaus, vielleicht in der Abſicht, freier zu atmen; es fönnen aber Wochen vergehen, ohne daß er ſeine Lage im Waſſer wechſelt. Treibt man ihn gewaltſam aus ſeinem Schlupfwinkel, ſo kehrt ex bald gelaſſen dahin zurü>; verdirbt man ihm ſein Lager, indem man Steine oder groben Kies darauf ſtreut, ſo ſcharrt er alles wieder weg und ſtellt ſih das Lager von neuem her, wie es war. Wiederholte Störungen erregen ſ<hließli< ſeinen Zorn; er verſucht dann ſih zu wehren, beißt auh heftig in einen ihm vorgehaltenen Sto> und läßt nicht ſogleich wieder los. Seinen Wärter unterſcheidet er ſ{hwerli<h von anderen Leuten.

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Der Vertreter der zweiten Gattung der Fiſhmolche, die ſi< ebenfalls dur<h 4 Finger und 5 Zehen auszeichnet, aber 4 Kiemenbogen beſit und mindeſtens linksſeitig au<h im erwachſenen Zuſtande ein offenes Kiemenloch behält, iſt der Hellbender oder Shlammteufel der Nordamerikaner (Cryptobranchus alleghaniensis und salamandroides, Salamandra alleghaniensis und gigantea, Protonopsis horrida, Abranchus alleghaniensis, Eurycea mucronata, Molge gigantea, Menopoma alleghaniensis und gigantea, Salamandrops gigantea). Dieſes dem Rieſenſalamander ähnliche Tier erreicht eine Länge von 48—55 cm, hat großen, ſehr platten, an der Schnauze abgerundeten Kopf, di>en, ſehr fleiſhigen Leib und einen ebenfalls kräftigen und ſeitlich ſtark zuſammengedrücten Schwanz. Die Außenfinger und - Zehen und die Gliedmaßen ſind an der Außenſeite mit ſehr ſtark entwi>elten Hautſäumen verſehen. Die Augen ſind dunkler als bei den Molchen, denen der Larve des Axolotl ähnlich; die Naſenlöcher ſtehen ganz an der Spize der Schnauze und öffnen ſi<h innen links und re<ts neben der Gaumenzahnreihe. Der Magen iſt weit, der Darm vielfa<h gewunden, die Leber mit einer großen Gallenblaſe verſehen. Die 19—20 Nückenwirbel tragen, mit Ausnahme des erſten, Nippenſtummel; das Kreuzbein beſteht häufiger aus einem als aus zwei Wirbeln; Schwanzwirbel ſind 24 vorhanden. Die Grundfärbung iſt ein düſteres Schiefergrau; die Zeichnung beſteht aus ſchwarzen, verwiſchten Fle>en und einem dunkeln Zügelſtreifen, der ſih quer durch

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. YI. 50