Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3
Olm: Allgemeines. Vorkommen. Weſen. Gefangenleben. 791
Gegenwärtig unterſuchen die Bauern nach jedem ſtärkeren Regenguſſe gewiſſe Waſſertümpel, die von untenher angefüllt werden, oder die Ausmündungen unterirdiſcher Bäche, fiſchen hier die ausgeworfenen Olme auf und bewahren ſie bis zu gelegentlicher Verſendung, dringen au< wohl mit Hilfe von Faeln in das Jnnere der Grotten, die von Bächen dur<ſtrömt werden oder Tümpel enthalten, verſuchen das Waſſer zu erhellen und fangen die erſpähten Lurche mit einem Hamen oder mit der bloßen Hand. Hierauf werden die Gefangenen in weitmündigen, zur Hälfte mit Waſſer, zur Hälfte mit Luft gefüllten, mit feinen Netzen überde>ten Gläſern verwahrt und ſo verſendet.
Viele Liebhaber und Forſcher haben Olme längere Zeit, einzelne Stücke 6—8 Fahre ſang in einfahen Been oder ſelbſt in Glasgefäßen erhalten und ſorgfältig beobachtet. Gewöhnlich halten ſih die Gefangenen auf dem Boden des Gefäßes, in der Regel in ausgeſtre>ter Lage auf einer Stelle verweilend, dann und wann auh wohl mit den Füßen frabbelnd, um ſi fortzubewegen. Am Tage liegen ſie ſehr ruhig, vorausgeſeßt, daß ihr Behälter an einem dunkeln Orte ſteht, jeder Lichtſtrahl aber bringt ſie in Aufregung und veranlaßt ſie, ſo eilig wie möglich eine dunklere Stelle aufzuſuchen. Fn einem Becken, deſſen Waſſer ſelten gewechſelt wird, kommen ſie oft zur Oberfläche empor, um Luſt zu ſchöpfen, ſperren dabei das Maul auf und laſſen gleichzeitig unter gurgelndem Geräuſche Luftblaſen aus den Kiemenlöchern fahren; in tieferem oder beſtändig erneuertem Waſſer hingegen erhalten ſie dur ihre Kiemen die ihnen zum Atmen nötige Menge von Sauerſtoff, und deshalb erſcheinen ſie dann auch niemals an der Oberfläche. Nimmt man ſie aus dem Waſſer, ſo gehen ſie innerhalb 2—4 Stunden unfehlbar zu Grunde; doh kann man ſie, wie von Schreibers erfuhr, in ſehr ſeihtem Waſſer wohl am Leben erhalten, bewirkt unter ſolhen Umſtänden auch, daß ihre Lungen ſih vergrößern und ausdehnen, während ſie, gezwungen, beſtändig unter Waſſer zu bleiben, wiederum überwiegend ihre Kiemen ausbilden. Man hat verſchiedene Verſuche angeſtellt, Olme zur Umwandlung zu zwingen, ihnen beiſpielweiſe die Kiemen unterbunden, niemals aber den gewünſchten Erfolg gehabt, vielmehr bei ſo gewaltſamen Eingriffen regelmäßig ihren Tod herbeigeführt.
Die Sinne des Olmes dürften durc<ſchnittli< ſhwach ſein; gerade die aber, die wir für gänzlih verkümmert halten, bekunden eine überraſchende Fähigkeit. So merken es die Tiere augenbli>li<, wenn man ihnen Futterſtoffe in ihr Wohnbe>en wirſt, {hwimmen ſ{nurſtra>s auf ſie los und greifen ſie mit faſt unfehlbarer Sicherheit, ſo daß man geneigt wird, an eine bedeutende Entwicelung ihres Geruches oder Gefühles zu glauben da man den punktgroßen, verſte>ten Augen doch kaum ein über Hell und Dunkel hinausgehendes Unterſcheidungsvermögen zutrauen darf. Nach Dubois iſt der Siß der Lichtempfindlichkeit übrigens nict bloß in den Augen, ſondern in der geſamten Haut gelegen; nur iſt die der Haut um das Doppelte geringer als die des Auges. Auch ihr Ortsfinn iſt nah Fräulein M. von Chauvins jahrelangen Beobachtungen und Verſuchen überaus fein. Die Gefangenen freſſen Würmer und Schne>en, nah Welkers Mitteilungen mit beſonderer Vorliebe Waſſerflöhe, die bekanntlich zwiſchen allen diht verzweigten Waſſerpflanzen in Menge leben. Zwei Gefangene des eben genannten Forſchers pflegten, wenn ſie aufgeſtört wurden, in raſchen Kreisgängen an den Wänden ihres Glasbe>ens entlang zu ſ{<wimmen, und er hatte die Freude, zu bemerken, daß ſie während ihrer Ausflüge auf die ihnen gebotene Koſt ſofort zuſhwammen und troß der unter der Haut vergraben liegenden Augen ſie im ſchnellſten Shwimmen nach rehts und links ſhnappend erhaſchten. Niemals ſah man, daß ſie ſi<h um ein ruhendes Tier bekümmerten, und es iſt daher niht unwahrſcheinlih, daß die wimmelnde Bewegung gerade des Waſſerflohes für einen faſtenden Dlm etwas zum Freſſen beſonders Einladendes hat. Einzelne Olme verſ<hmähen hartnäig alle Nahrung, halten jedo<, falls man ihnen nur immer friſches Waſſer gibt, troßdem mehrere