Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, str. 269
Nahrungserwerb. Fortpflanzung. Wertſhäßung. Fang. 291
dadurch ſi für eine ausgedehnte Benußzung eignet, daß es ſih tagelang hält, dem entſprehend auf weite Stre>en verſandt werden kann. An den meiſten Seeküſten ißt man nur die friſ<h gefangenen Fla<hfiſhe; im hohen Norden aber, wo die Ernte des Sommers zux Nahrung für den Winter dienen muß, bereitet man wenigſtens die größeren Stücke für längere Aufbewahrung zu, indem man ſie in Streifen ſchneidet und entweder einſalzt, oder an der Luft wie Sto>kfiſche tro>net, oder endlih räuchert. Beſonders geſchäßt ſind Goldbutt, Klieſche und Steinbutt, aber auh die übrigen werden nirgends gering geachtet. Auf den Fiſhmarkt von London führen jährlich allein die Holländer, die ſih vorzugsweiſe mit dem Fange abgeben, für etwa 2 Millionen Mark Steinbutten, die Dänen für einige hunderttauſend Mark ein, derer niht zu gedenken, welche die britiſchen Fiſcher erbeuten, da höchſtens ein Vierteil des Bedarfes der Weltſtadt von den Holländern geliefert wird. Fene Summe von etwa 2 Millionen Mark bezieht ſi<h übrigens nur auf die von den holländiſchen Fiſchern unmittelbar na< England gebrachten Steinbutten, niht aber auch auf die, welche die Nieder- * länder ſchon auf hoher See an engliſche Fiſcher verkaufen. Wie viele Steinbutten in Holland ſelbſt, in Deutſchland, Frankreich und Fütland verbraucht werden, läßt ſi<h niht beſtimmen; doh darf man wohl annehmen, daß der Geſamtwert dieſes Teiles der Fiſcherei mehrere Millionen Mark betragen mag. Noch höher dürfte der Wert anderer Flachfiſhe, beiſpielsweiſe der Goldbutten, Flundern und Zungen, ſein, ſo verhältni8mäßig billig man ſie au< auf allen Fiſhmärkten der Küſtenſtädte verkauft. Zuweilen fängt man Flachfiſche in unglaubliher Anzahl. So kamen, laut Yarrell, eines Tages ſo viele Goldbutten auf den Londoner Fiſchmarkt, daß ein großer Teil davon unverkauft blieb. Erhebliche Mengen von ihnen wurden zu einem Penny das Dugzend losgeſchlagen, obgleich die einzelnen Stücke niht unter 1,5 kg wogen, ſomit alſo für kaum 9 Pfennig unſeres Geldes gegen 20 kg Fiſche verkauft. Demungeachtet gelang es niht, den reihen Fang entſprechend zu verwerten; es fanden ſi<, ſelbſt als man 50 Fiſche für 40 Pfennig ausbot, keine Käufer mehr, bis endli<h der Lord- Mayor den Befehl gab, die übrigbleibenden unter die Armen zu verteilen. An Schollen wurden, nah Yarrell, jährlih etwa 86,000 Scheffel auf den Markt zu Billingsgate geliefert. Auch der Fang der Heilbutten gibt zuweilen einen außerordentlichen Ertrag, weil man mit einer einzigen Langſchnur manchmal 3, 4 oder 5 dieſer großen Fiſche herauszieht.
Mit den engliſchen, holländiſhen und däniſchen Fiſchern konnten ſich die deutſchen, was den Ertrag ihrer Arbeit anlangt, freilih niht meſſen. Der Heilbutt kommt für unſere Küſten kaum in Betracht; von Steinbutten wurden alljährli<h nur gegen 3000, von Goldbutten und Flundern je gegen 20,000, von Zungen gegen 10,000 kg nah dem Binnenlande verſendet. Fn welcher Menge ſi<h die genannten Fiſche unter den rund 5 Millionen Kilogramm friſchen Fiſchen befanden, die nah M. Lindeman im Jahre 1887 allein von Hamburg aus auf der Eiſenbahn verſandt wurden, iſt niht zu erſehen. Nach einer Aufſtellung von G. Plaßmann wurden aber in der Markthalle von St. Pauli in Hamburg im nämlichen Fahre neben anderen Fiſchen verſteigert: über 344,000 kg Schollen, 143/000 kg Seezungen und 37,000 kg Steinbutten, die zuſammen einen Erlös von faſt 333,000 Mark brachten. Jedenfalls iſt aus dieſen Zahlen, die doh nur den niht einmal vollſtändigen Umſatz auf einem einzigen Fiſhmarkte kennzeihnen, wenn man ſie vergleicht mit den vorhergehenden Zahlen, die etwa vor zwei zahrzehnten einige Gültigkeit hatten, mit Sicherheit zu erſehen, wel< einen außerordentlihen Aufſhwung die deutſche Seefiſcherei ſeitdem genommen haben muß. Am fetteſten iſt das Fleiſh unſerer Fiſche im Spätſommer, am ſ<le<teſten, hier und da ſogar ungenießbar, im Spätherbſte.
Der Fang auf Flachfiſche wird in ſehr verſchiedener Weiſe betrieben, je nah Örtlichkeit, Häuſigkeit und auch je na< Art der Fiſche. An die Jagd der Wilden erinnert das hier