Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, str. 277
Aalwels. Stachelwels. 239
Hilfe ſeiner Floſſen und unter ſ{hlängelnden Bewegungen ſeines Leibes über den feuchten Schlamm forthilft und ſo lange weitergeht, bis er wiederum Waſſer findet. Bei dieſer Gelegenheit werden viele ſeiner Art gefangen. Aber man durhwatet ihm zu Gefallen auh die ſeihteren Stellen der Gewäſſer und nimmt ihn mit den Händen auf oder wirft an den tieferen Stellen die Angel aus, faſt nie ohne Erfolg. Das Fleiſh ähnelt dem anderer Arten der Familie, iſt fett und weihlih, jedoch ziemlih wohlſ<hme>end, und wird von den Ägyptern, obſchon in der Nähe der fiſhreihen Strandſeen nur von den ärmſten Einwohnern, gern gegeſſen.
>=
Die Bra>welſe unterſcheiden ſi< von den Wallern dur< hechelförmige Zähne im Zwiſchen- und Unterkiefer und eine Binde ähnlicher Zähne am Gaumen, einen ſehr ſtarken Dorn in der Bruſt- und Rückenfloſſe, eine kurze, aber wohlentwi>elte Fettfloſſe hinter der leßteren und 6—®8 Bärtel. Die weit nach hinten ſtehende Rückenfloſſe ſtüßen 12 Strahlen. Bei vielen Arten iſt die Kopfbekleidung knochig. Weitaus der größte Teil aller hierher gehörigen Fiſche gehört dem heißen Gürtel an.
„Unſer Fiſchen“, ſo erzählt Shomburgk, „wurde jeden Abend reih belohnt, indem wir die Angeln nie ohne Beute aus der Tiefe zogen. Als beſonders gierig zeigte ſich ein Wels von ziemlicher Größe. So oft die Jndianer die Angelſchnur ans Land zogen, bemerfte ih, daß ſie jedesmal den daran ſi< windenden Fiſh mit einem großen Prügel auf Bauch- und Rücenfloſſen ſhlugen, wodur<h ſie, wie ih bei näherer Unterſuhung wahrnahm, den ihm eigentümlichen erſten, mit kleinen Widerhäkchen verſehenen Floſſenſtrahl der Nü>en- und Bauchfloſſe, die der Fiſh als wirkſame Verteidigungs8waffe benußt, vernichteten. Nimmt der Fänger den Fiſh unvorſichtig in die Hand, ehe deſſen Kraft gebrochen ward, fo fann er gewiß ſein, durch dieſe Floſſenſtrahlen Verwundungen zu erhalten, die niht allein an und für ſi< höchſt ſhmerzhaft ſind, ſondern auh durchgängig eine bedeutende Geſchwulſt und Entzündung zur Folge haben, wovon Stöt>le ſih leider dur die Erfahrung überzeugen mußte.
„Bei herannahendem Abend eilten wir meiſt alle mit den Angeln nah dem Strande, und bald erwachte au< in Stö >les Buſen die Luſt, daran teilzunehmen. Nach kurzer Zeit glückte es ihm, einen ziemlih großen Fiſh herauszuziehen, der ſi aber plößlich von der Angel frei machte und nun {nell dem Waſſer zueilte. Von dem allgemeinen Gelächter gereizt, ſtürzte ſi< der ärgerlih gewordene Anfänger auf den Fiſh und faßte ihn feſt mit beiden Händen, ſprang aber, gleich als hätte ihn eine Tarantel geſtochen, wieder auf, ließ den Fiſh unverfolgt und rannte wie unſinnig, beide Hände auf- und niederbewegend, ſchreiend und wehklagend umher. Als wir ihn endlih zum Stehen gebracht, bemerkten wir zwei Wunden im Ballen der re<ten Hand. Dieſe entzündeten ſich ſo heftig, daß das Übel ſi< in 6 Tagen kaum entfernen ließ. Stö>le hatte ſeitdem eine ängſtlihe Scheu vor dem Angeln bekommen, und niemals fonnte ih ihn in der Folge vermögen, einen Fiſh früher anzugreifen, als ih dies ſelbſt gethan.
„Nach wenigen Tagen häuften ſich dieſe Fiſche in der Nähe des Strandes zu ſolcher Fülle, daß wir gar niht mehr nötig hatten, die Angel auszuwerfen. Unſere Jndianer wateten einige Schritte ins Waſſer und ſ{<lugen mit großen Stangen ſo lange in die dichten Scharen, bis ſo viele erſhlagen waren, wie wir zum Abendeſſen nötig hatten.“
Der Fiſch, von welhem Schomburgk ſpricht, iſt der Stachelwels (A rius herzbergii, Silurus herzbergii, Bagrus herzbergii, coelestinus und mesops), eine weitverbreitete, in Cayenne, Surinam, Para und Weſtindien vorkommende Art der Gruppe.