Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, str. 293

Goldfiſh. Barbe. Semling. Tiberbarbe. Mahſeer. 255

Sn den Gewäſſern Siebenbürgens und Ungarns, insbeſondere der Karpathen, und zwar auh in denen des Nordabhanges, einſhließlih der Weichſel, lebt eine verwandte Art, der Semling (Barbus petenyi, Pseudobarbus leonhardi), unterſchieden durch geringere Größe, geſtre>tere Geſtalt, breiten Hinterkopf und Vorderrüen, langſtrahlige After- und Schwanzfloſſen und das Fehlen des geſägten Knochenſtrahles in der Nüenfloſſe, auf gelblihgrauem Grunde oben mit großen braunſhwarzen, oft ineinander verſ<wimmenden Fle>en mehr oder minder dicht bede>t, während die Unterſeite keine derartige Zeichnung trägt. Jn der Rückenfloſſe finden ſi 3 und 8, in der Bruſtfloſſe 1 und 14, in der Bauchfloſſe 2 und 8, in der Afterfloſſe 3 und 8, in der Shwanzfloſſe 19 Strahlen.

Eine dritte Art, die Tiberbarbe (Barbus plebejus und eques), vertritt die genannten im Süden Europas und wird namentlich in Ftalien und Dalmatien gefunden. Jhr Leib iſt di>er und gedrungener, die Schnauze kürzer und ſtumpfer, die Schuppen ſind Éleiner als bei der Flußbarbe. Die Färbung ſtimmt bis auf die dicht mit feinen \{warzbraunen Punkten beſäeten Rumpfſeiten, Rü>ken- und Schwanzfloſſe mit der ihrer deutſchen Verwandten überein. Die Anzahl der Floſſenſtrahlen iſt bis auf die der Rückenfloſſe, die 3 und 8 beträgt, dieſelbe wie bei dieſer.

Eine der größten, wenn niht die größte aller Barbenarten iſt der unter den Sports3inännern in Jndien berühmte Mahſeer oder Mahaſeer, von den Eingeborenen Burapatra, Petia, Kufhia, Naharm 2c. genannt (Barbus tor, moral, musgulah, macrocephalus, progeneius, megalepir, hamiltoni und macrolepis, Cyprinus tor und moral, Tabeobarbus tor, progenius und macrolepis), ein gewaltiger Fiſh, der 1,5 m, nach einigen Angaben ſogar bis 2 m Länge und ein Gewiht von 30—45 kg erreichen fann. Die Schuppen des Mahſeers ſind man<hmal ſo groß wie der Handteller eines Mannes. Jn Färbung und Geſtalt ändert der Fiſh, je nah dem Gebiete, wo er lebt, vielfah ab. Gewöhnlih erſcheint die Oberſeite grünlich-ſilberfarben, die Unterſeite goldigſilberfarben; die Bauchfloſſen ſind rötlihgelb gefärbt. Der Mahſeer iſt über ganz Fndien und Ceylon verbreitet, erreiht aber ſeine bedeutendſte Größe nur in den Gebirgsſtrömen. Die Engländer ſtellen ihm in Fndien, wie anderwärts dem Lachſe, kunſtgereht mit der Angel nah.

Die Flußbarbe bevölkert das Gebiet aller deutſhen Ströme und verdient dieſen Namen inſofern, als ſie ſtehendes Waſſer meidet. „Jn der Shweiz“, ſagt Schinz, „lieben die Barben die Flüſſe, die aus Seen kommen, und ſammeln ſi< an deren Mündungen; in die Seen ſelbſt aber gehen ſie niht.“ Flüſſe mit ſandigem, kieſigem Grunde ſagen ihnen beſonders zu. Während des Sommers halten ſie ſih gern zwiſchen verſchiedenen Waſſerpflanzen auf; ſobald aber dieſe im Herbſte abſterben, ſuchen ſie tiefere Stellen der Flüſſe und wählen ſih hier Zufluchtsorte unter und an Steinen, in Höhlungen und dergleichen, wühlen ſi< au< wohl am Uferrande ein, da ſie, wie der alte Gesner ſi<h ausdrüdt, „gräbt wie ein Sau“. Unter ſolhen Umſtänden geſchieht es, daß ſie ſih in beſonders günſtigen Verſte>pläßen zuweilen haufenweiſe anſammeln, förmlih übereinander legen und in gewiſſem Sinne Winterſchlaf halten. Jm Fahre 1811 fand man, laut Schinz, die Einfaſſung des Waſſerrades an der Nöhrbrücke zu Zürich ſo voll Barben, daß binnen wenigen Stunden über 10 Zentner gefangen wurden, die kleineren, die man wieder ins Waſſer warf, ungerechnet: ſie lagen meterho<h übereinander.

Unter den deutſchen Karpfen gehört die Barbe zu den lebendigſten und regſten, obwohl auch ihr noch ein gut Teil Faulheit niht abgeſprochen werden kann. Am Tage liegt ſie gewöhnlich ſtill; des Nachts dagegen iſt ſie viel in Bewegung, um Futter zu ſuchen. Dieſes beſteht