Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, str. 299

Döbel. Rotauge. Aland. 261

Die Notkarpfen ſind gedrungen gebaut mit endſtändigem, ſchief nah aufwärts geſtelltem Maule und in zwei Reihen zu 3 und 5 geordneten Schlundzähnen, deren ſeitlich zuſammengedrü>te Kronen an der Fnnenſeite tief eingeſchnittene Zaden tragen.

Faſt in allen Ländern Europas, von Lappland bis Süditalien und von Frland bis zum Ural und ebenſo im Obgebiete, lebt das Rotauge, auh Rotäugel, Rotkarpfen, Rotfeder, Rotſhweif, Rotfloſſer, Rotaſchel, Roddogen, Rotengle, Rötteln, Ruiſh, Scharl, Furn, Saxrf, Kuhgriſter 2c. genannt (Leuciscus erythrophthalmus, coeruleus, apollonitis und rubilio, Scardinius erythrophthalmus, macrophthalmus, hesperidicus, dergle, plotiza und scardafa, Cyprinus erythrophthalmus, erythrops, coeruleus und compressgus; Abbildung S. 262), ein Fiſh von 25—80 cm Länge und 0,5—0,s kg Gewicht, deſſen Färbung ebenfalls mannigfa<h wechſelt. Gewöhnlich iſt der Rücken braungrün, die Seite glänzend meſſinggelb, der Bauch ſilberweiß gefärbt, während Bauch- und Afterfloſſe, ſeltener auh die Rütenfloſſe, meiſt aber die Schwanzfloſſe an den Spigen lebhaft blutrot ausſehen. Es gibt aber auh helle Stücke, bei denen die bezeichnende rote Färbung der Floſſen mehr oder weniger erblaßt oder dunkelt, bei denen alle Farben des Körpers und der Floſſen ſih in ein dunkles Schwarzblau umgewandelt haben 2c. Die Rütenfloſſe ſpannen 3 und 8—9, die Bruſtfloſſe 3 und 10—11, die Shwanzfloſſe 19 Strahlen.

Langſam fließende Gewäſſer oder Seen und Teiche bis zu 1600 m über dem Meere werden von dem Rotauge anderen Gewäſſern vorgezogen, weil es nicht allein nah Art der Karauſchen und Schleien, ſondern auch gern in deren Geſellſchaſt lebt. Es iſt raſch in ſeinen Bewegungen, vorſichtig und heu, nährt ſih von Waſſerpflanzen, Kerbtieren und Würmern und ſucht dieſe zumeiſt aus dem S<hlamme hervor. Während der Laichzeit dunkeln die Farben und bede>en ſi<h Scheitel und Schuppen des Rückens der Männchen mit einer Menge Éleiner, ſehr diht ſtehender Körner. Der Laih wird im April, Mai und Juni abſaßweiſe an grasbewachſenen Stellen abgelegt; die Fungen ſchlüpfen nah wenigen Tagen aus.

Das grätenreiche Fleiſ<h wird nur von wenig wähleriſchen Leuten gegeſſen, von allen übrigen aber, ja ſelbſt von vielen fiſ<hfreſſenden Vögeln verſhmäht. Ein beſonderer Fang auf das Rotauge findet nirgends ſtatt; troßdem erbeutet man gelegentlih ſo große Mengen dieſes Fiſhes, daß man ihn zum Dunge der Felder oder zum Futter der Schweine verwendet. Erſprießlicher läßt auh er ſi<h zur Fütterung edlerer Zuchtſiſhe verwerten.

Der mäßig gere>te und nur wenig zuſammengedrückte Leib, der breitſtirnige Kopf, das endſtändige, ſchief geſpaltene Maul, die hinter dem Ende der Nüenfloſſe beginnende Aſterfloſſe und die beiderſeits in drei Reihen zu 3 und 5 geordneten Schlundzähne, deren Kronen ſeitlih zuſammengedrü>t und an der Spitze hakenförmig umgebogen ſind, ſind die Merkmale der Nerſlinge, deren bekannteſter Vertreter der Aland, au<h Gängling, Gäntling, Gentling, Gengl, Shwarznerfling, Rohrkarpfen, Heſſel, Kilps, Hart- und Dickopf, Pagen- und Bratfiſch, Göſe, Geeſe, Gaiſe, Gäſe, Gieſen, Jenſe, Göſeniß, Gesliß, Nodden, Rotten, Nottel, Döbler, Karpfenwächter 2c. genannt (Leuciscus idus, neglectus, cephalus, orfus und jeses, Idus melanotus, Cyprinus idus, idbarus, miecrolepidotus und jeses, Orfus ruber; Abbildung S. 262), iſt. Auch dieſer Fiſh gehört unter die größeren Karpfenarten und kann 50—55 cm Länge und mehr als 3 kg an Gewicht erreichen, obſchon er gewöhnlich kleiner bleibt. Seine Färbung ändert nah Aufenthalt, Fahreszeit, Alter 2c. weſentlih ab. Fm Frühlinge und während der Zeit der Fortpflanzung iſt der Aland auf dem Nücken grauſhwarz, goldig glänzend, an den Seiten heller, auf dem Bauche ſilberglänzend, auf dem Kopfe und den Dekelſtücken