Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, str. 427

Zitteraal: Schilderungen von Humboldt und Sachs. 387

„Wir meinten niht anders, als alle Tiere, die man zu dieſer Fiſcherei gebraucht, müßten nacheinander zu Grunde gehen. Aber allmählih nimmt die Hiße des ungleichen Kampfes ab, und die erſchöpften Aale zerſtreuen ſih. Sie bedürfen jetzt langer Nuhe und reihliher Nahrung, um den erlittenen Verluſt an galvaniſcher Kraft wieder zu erſeßen. Maultiere und Pferde verrieten weniger Angſt; ihre Mähne ſträubte ſi<h niht mehr, ihr Auge bli>te ruhiger. Die Aale kamen ſcheu ans Uſer des Teiches geſ<wommen, und hier fing man ſie mit fleinen, an langen Stri>en befeſligten Wurfſpeeren. Fn wenigen Minuten beſaßen wix fünf große Aale, die E nurx leiht verwundet waren. Andere wurden gegen Abend auf gleiche Weiſe gefangen.“

Dies iſt die Erzählung vom wunderbaren Kampfe der Pferde und Fiſche. Es gibt wohl nur wenige Naturſchilderungen, die eine folhe Berühmtheit erlangt haben wie dieſe. „Seit einem Menſchenalter“, ſ{hreibt C. Sachs, „ſteht dieſe Schilderung beinahe in jedem deutſchen Schulleſebuche; ſie gehört zu den erſten Kenntniſſen, die das heranwachſende Geſchlecht auf dem Gebiete des Natuxlebens ſammelt. Und dies iſt im Auslande nicht minder der Fall als in Deutſchland; wer überhaupt von den Zitteraalen gehört hat,

Schwarzer Glaßfopf (Alepocephalus niger). % natürl. Größe.

kennt die Geſchichte ihres Kampfes mit den Steppenroſſen. So ſchien es, als ih in Berlin den Plan meiner Unternehmungen entwarf, vollkommen ſelbſtverſtändlih, daß auch ih, wie einſt Humboldt, Pferde in den Sumpf treiben würde, um die Gymnoten für meine Unterſuchungen zu fangen. Während der ganzen Reiſe bis El Raſtro war mir nicht der mindeſte Zweifel hierüber aufgeſtiegen; nur der hohe Preis, in dem Pferde und Maultiere gegenwärtig in den Llanos ſtehen, ſchien mir bedenklih. Die Opfer eines einzigen ſolchen Fiſchfanges hätten leiht den größeren Teil der mir zu Gebote ſtehenden Reiſemittel in Anſpruch nehmen können; ih hatte mir daher vorgenommen, den Verſuch zu machen, ob niht die Pferde und Maultiere bei dieſem Unternehmen dur Eſel erſet werden könnten, die nur etwa den vierten Teil des Wertes jener Tiere haben, ſo ſehr ih auh fürchten mußte, daß das Erhabene und Maleriſche des zu erwartenden Schauſpieles dadur<h Abbruch erleiden würde.

„Die Ausſichten für das Gelingen meines Planes waren im übrigen die beſten; der Caño Naſtro, der in der Nähe meines Wohnſiges floß, enthielt na<h aller Ausſagen zahlreiche Zitteraale. Jh ließ alſo no< am Tage meiner Ankunft dur meinen Hausgenoſſen Juan Baptiſta eine Anzahl verwegener Kerle zu mir beſcheiden, als deren Wortführer ein brauner Burſche, Namens Rafael Maria Arma, auftrat. J<h machte den Leuten den Vorſchlag, am kommenden Morgen einen Fiſchfang inittels Pferden ſtattfinden zu laſſen,

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