Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, str. 449

Jünfte Ordnung. Die Büſchelkiemer (Lophobranchi).

Hinſihtli der wenigen Fiſche, welche die beiden lezten Ordnungen der Knochenfiſche bilden, läßt ih faſt dasſelbe ſagen. Die Angehörigen beider ſind abſonderlih geſtaltete, für den menſ<hlihen Haushalt nugßloſe Geſchöpfe, über deren Bedeutung man ſi vergeblich den Kopf zerbrehen mag. Büſchelkiemer heißen die Fiſche der fünften Ordnung, weil die Kiemen anſtatt aus kammförmigen Blättchen aus kleinen, am Kiemenbogen paarig geſtellten Büſcheln beſtehen. Zu dieſem wichtigſten Merkmale kommen andere: die Schnauze iſt röhrenartig verlängert; die Knochen des Oberkiefers ſind beweglih; der große Kiemende>el wird bis auf ein kleines Loh von Haut überzogen; der in der Regel langgeſtre>te Körper iſt mit Schienen bede>t. Der innere Bau zeigt im weſentlihen noch alle Merkmale der Knochenfiſche. Das Gerippe beſteht aus wirklichen Knochen; der Darmſchlauch hat nichts Ausgezeichnetes; die Shwimmblaſe erſcheint im Verhältnis zum Leibe beſonders groß.

Die Büſchelkiemer bewohnen ohne Ausnahme die See, ſüdlichere Meere in größerer Mannigfaltigkeit und Reichhaltigkeit als die nordiſchen, halten ſi< in der Regel nahe dem Strande, am liebſten zwiſchen Seepflanzen auf und ernähren ſih von kleinen Kruſtern, Würmern, vielleicht auh von den Eiern anderer Fiſche. Über ihre Fortpflanzung hat man ſi lange Zeit geſtritten. Harlaß hielt ſie, weil ex niemals einen Milchnerx unter ihnen ſand, für Zwitter, die lebende Junge zur Welt brächten; Blo < nahm zuerſt die Eier wahr, und zwar, wie er glaubte, innerhalb einer Blaſe unterwärts am Bauche dicht hinter dem After, meinte aber ebenfalls noch, daß ſie lebendige Junge zur Welt brächten, weil er die Blaſe falſ<h deutete. Erſt die neueren Beobachtungen haben Licht auf die Fortpflanzung der Vüſchelkiemer geworfen. Gegenwärtig wiſſen wir, daß die Eier in der einen Familie dem Weibchen, in der anderen dem Männchen außen angeheftet werden und ſi hier entwi>eln.

Die erſte Familie der Ordnung, durch weite Kiemenöffnungen und zwei Rükenfloſſen gekennzeichnet, bilden die Nöhrenmäuler (Solenostomidae), deren einzige heute noh lebende Gattung durch zwei oder drei kleine Arten im Jndiſchen Meere vertreten iſt. Bei den Fiſchen dieſer Gattung, die ſi< durch eine lange, röhrenförmige Schnauze, zuſammengedrüctten Körper mit ſehr kurzem Shwanze und durch ein, aus ſternförmigen Knochenſtücten beſtehendes Hautſkelett unter der dünnen Haut auszeichnet, ſind die Männchen kleiner als die Weibchen, aber ſ{höner noh als dieſe gezeichnet. Jn dieſer Familie ſind es die Weibchen, nict, wie in der folgenden, die Männchen, die ſi der Brut annehmen. Aus ihren