Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, str. 456

416 Sechſte Drdnung: Haftkiefer; erſte Familie: Hornfiſche.

im Einklange ſtehen. Zur Nahrung wählen ſie Krebſe und Weichtiere oder Seetange; einzelne Arten nähren ſi<h zeitweilig mehr oder weniger aus\<ließli<h von Quallen und Madreporentierhen, und ihr Fleiſh nimmt dann, wahrſcheinlih infolge dieſer Nahrung, giftige Eigenſchaften an. Über Fortpflanzung und andere Lebensthätigkeiten wiſſen wir übrigens no< ſehr wenig, obſchon von einzelnen Arten ziemlih ausführlihe Schilderungen vorliegen.

Die Hornfiſche (Sclerodermi), welche die erſte, zahlreihſte, etwa 100 Arten umfaſſende Familie der Ordnung bilden, kennzeihnen ſih dur die Bekleidung und Befloſſung; die Bekleidung beſteht aus harten Schilden oder kleinen rauhen förnerartigen Schuppen, während in der Rückenfloſſe ſich oft ſtarke Dornen finden.

Die Merkmale der Hornfiſche im engeren Sinne (Balistes) liegen in der mit großen, harten Schuppen bekleideten Haut, dem Gebiſſe, das aus a<t Zähnen im Oberfiefer und Unterkiefer beſteht, drei Stachelſtrahlen in der erſten Rückenfloſſe, dem Hervortreten des rauhen Endes des Be>kenknochens am Bauche, hinter wel<hem gemeiniglih ſich einige Stacheln befinden, und der Stellung einer zweiten, weichen, langen Rückenfloſſe über der ähnlich gebildeten Afterfloſſe.

Fn den europäiſhen Meeren wird dieſe Gattung vertreten durh den Drüerfi\< (Balistes capriscus, lunulatus, castaneus, fuliginosus und carolinensis). Seine Färbung ſoll im Leben ein rötlih gewölktes Blau ſein, das nah dem Tode in einförmiges Blaßbraun übergeht; die Rükenſeite iſt, wie gewöhnlih, dunkler als Bruſt und Baut. Man zählt 3 und 28 Strahlen in der Rü>enfloſſe, 15 in der Bruſtfloſſe, 26 in der Afterfloſſe und 14 in der Schwanzfloſſe. Die Länge beträgt 30—40 cm.

Vom Mittelmeere an verbreitet ſih der Drü>erfiſh dur<h das Atlantiſhe Meer bis zu den britiſhen Geſtaden, gehört jedo< hier zu den Seltenheiten.

Eine andere Art, die Vettel oder der Altweiberfiſ<h (Balistes vetula und equestris), aus dem Fndiſchen Meere, unterſcheidet ſi<h dur<h das Fehlen der Stacheln im Schwanze und die ſichelförmigen Rü>ken- und Aſterfloſſen. Bei ungefähr gleicher Größe wie der vorige iſt dieſer Fiſh auf gelblihbraunem Grunde oben und am Shwanze blau geſtreift; ebenſo ſehen die Rippen aus. Jn der Nülenfloſſe ſtehen 3 und 28, in der Bruſtfloſſe 14, in der Afterfloſſe 25, in der tief ausgeſhnittenen Schwanzfloſſe 12 Strahlen.

Alle Hornfiſche ſtehen bei den Seefahrern und den Anwohnern der ſüdlihen Meere in ſ{le<htem Nufe, weil der Genuß des Fleiſches zuweilen höchſt bedenkliche Zufälle hervorbringt. Die Eigenſchaft zu vergiften wird von der Nahrung abgeleitet, die in Tangen, manchmal aber au< in Korallentierhen beſteht. Solange nun, nimmt man an, die Fiſche ſich von Tangen nähren, iſt ihr Fleiſh, wenn auh niht gerade ſhmachaft, ſo doh ungefährlich, während das Gegenteil ſtattfindet, ſobald die Korallen, wie die Eingeborenen ſagen, in Blüte ſtehen, und nunmehr die Altweiberfiſche und Verwandten vorzug8weiſe ſich von den kleinen Tierchen nähren. Bekanntlich verurſachen viele den Korallen ähnliche Tiere ein heftiges Brennen auf der Haut, ein no< empfindliheres auf den Schleimhäuten; es ſcheint nun, daß das Fleiſh der Fiſche dur< dieſe Nahrung ähnliche