Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, str. 472
4380 Siebente Ordnung: Shmelz\<upper; erſte Familie: Nüſſelſtöre.
gewinnen will, werden zuerſt mit Ruten gepeitſht und dann dur< Siebe gedrü>t, um die Eier von den Häuten zu löſen, jene ſodann ſhwäher oder ſtärker geſalzen, in Fäſſer gepa>t und ſo verſendet. Die ſ<le<teſte Sorte iſt der gepreßte Kaviar, der, nur von den gröbſten Faſern gereinigt, mit Salz auf Matten an der Sonne getro>net und dann mit den Füßen eingetreten wird. Als beſſer gilt mit Recht der körnige, der in langen Trögen durhgeſalzen, ſodann auf Sieben oder Neßen etwas getro>net und hierauf in Fäſſer gepreßt wird. Der beſte kommt na<h dem Abkörnen in leinene Sä>e und wird mit dieſen einige Zeit in eine Salzlauge gelegt, hierauf zum Tro>nen aufgehängt, etwas ausgedrü>t und nunmehr erſt in Fäſſer gebracht. Den feinſten Kaviar liefern die kleineren Arten der Familie, namentlih Scherg und Sterlet.
In Deutſchland hat die Fiſcherei gegenwärtig geringe Bedeutung: an der Elbe- und Weſermündung erbeutet man alljährlih höchſtens einige Tauſend Störe. Jn der unteren Donau, die früher Ungarn und Öſterreich mit Störfleiſh und Kaviar verſorgte, empfindet man ſchon jeßt ſ<hwer die Folgen der ſinnloſen Fiſcherei, wie man ſie bisher betrieben. Die ungeheure Vermehrung dieſer Fiſche genügt niht mehr, die Verluſte, die der unerſättlihe Menſch ihnen beibringt, auszugleichen, und man wird ſi \{ließli<h wahrſcheinlich auh in dieſem Falle bequemen müſſen, eine Schonzeit einzuräumen oder ein paar Jahre lang jeder Fiſcherei zu entſagen, falls man auch in der Zukunft ernten will, wie bishex geſchehen.
Am großartigſten wurde von jeher die Störfiſcherei in Rußland betrieben, insbeſondere in den Strömen, die in das Schwarze und das Kaſpiſhe Meer münden. Die vornehmſten Fiſchereien des Pontus, ſo weit die ruſſiſhe Herrſchaft reiht, befinden ſih, laut Kohl, an den Mündungen der großen Flüſſe, des Dnjeſtr, Dnjepr, der Donau und in den Meerengen von Fenikale oder Kaffa, den großen Einbruchsthoren, vor welchen ſih die Fiſche ſammeln, die bei ihren verſchiedenen Lebensverrihtungen ſowohl ſalziges als auh ſüßes Waſſer bedürfen. An allen dieſen Punkten ſind daher teils ſtehende Fiſcherdörfer, teils ſogenannte Fiſchereien entſtanden, die im Frühling aufgeſtellt und im Herbſte wieder weggenommen werden. Frgend ein Großruſſe oder Grieche, der ſi< Wirt der Fiſcherei nennt, mietet einen Küſtenſtrih von dem bena<hbarten Beſißer, erbaut eine geräumige Schilfhütte am Strande, kauft Fiſcherboote, Netze und alles, was ſonſt nötig, ladet eine Anzahl anderer Nuſſen oder Griechen, Tataren, Moldauer und Polen, je na<hdem das eine oder andere Volk ſi<h in der Nähe befindet, zur Teilhaberſchaft ein und ſet ſih mit ihnen für einen Sommer am Strande feſt. Die Hütten der Leute ſind ſehr geräumig und groß und ſtehen diht am niederen Meeresufer, jedo<h außerhalb der höchſten Flutmarke. Jn ihnen ſtehen die Betten der Mannſchaft, die ſih zuweilen auf 12—20 Köpfe beläuft, im Hintergrunde die Fiſchbottiche, große Salzfäſſer und Mühlen zum Zermahlen des Salzes; vor allen Dingen aber ſorgen die Leute für ein Heiligenbild. Zu beiden Seiten der Thüre hängen beſtändig gefüllte Waſſergefäße. Draußen haben ſie einen Herd in die Erde gegraben, und ein alter dienender Geiſt, der niht mit aufs Waſſer geht, iſt beſtändig mit Kochen, Waſſerzutragen, Salzmahlen 2c. beſchäftigt. Gehen die Fiſche flott und zahlreih ins Net, ſo ſchaffen ſich die Fiſher auh andere Dinge an, kaufen ſi<h Hunde zur Bewachung ihrer Schätze, ein Volk Hühner, das in die Wogen hineinga>ert, Schafe zum Sonntagsbraten; gewöhnlich aber iſt das Meer ihre Speiſekammer, aus welcher alles hervorgeht, was ihren Keſſel füllt. Dicht am Rande der Brandung errichten ſie einen hohen Maſtbaum, der ſi in etwas ſchiefer Richtung über das Meer neigt; er iſt oben mit einer Art Maſtkorb verſehen, und auf dieſer Warte ſißt nun einer von ihnen, der nach den heranzichenden Fiſchen bli>t und ſogleich die nahenden Scharen verkündet, damit die Fiſcher ihnen entgegengehen können. Dieſe entde>en die nahenden Fiſchſharen ſchon