Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Marmelzitterrohe. Glattrohe Dornroche. 467

ſih über der Mitte des Magens vereinigen, dur< den Unterleib herablaufen und gegen das Ende hin mit doppelten Klappen verſchloſſen werden. Die Alten berichteten, daß die Jungen von der Mutter bei Gefahr in das Maul genommen würden; von den neueren Beobachtern iſt ſolches niht bemerkt worden.

Für den menſhlihen Haushalt gewähren die Zitterrochen keinen erheblihen Nuten; es wird niht einmal regelmäßiger Fang auf ſie betrieben.

Bei den Rochen ohne jede weitere Nebenbezeihnung (Rajidae) iſ die Scheibe rhombiſch, die Schnauze kielartig verlängert, der Schwanz, der gegen die Spiße hin zwei Rükenfloſſen und die Spur einer Endfloſſe trägt, dünn und rundlith, jede Bauchfloſſe durch tiefe Einſchnitte in Lappen geteilt, die Haut mehr oder weniger rauh, mit feinen Stacheln und bei den Männchen, während der Laichzeit namentlih, auf den Bruſtfloſſen mit ſcharfen Dornen bewehrt, das Gebiß aus bald ſehr platten, bald ſpizigen Zähnen zuſammengeſeßt.

Die Familie, die an 40 Arten zählt, verbreitet ſi<h über alle Meere, hauptſächlih aber über die der gemäßigten Breiten und tritt zahlreicher auf der nördlihen als auf der ſüdlihen Halbkugel auf. Jn der Lebensweiſe unterſcheiden ſi< ihre Mitglieder niht unweſentli<h von den verwandten Zitterrochen, da ſie ja nur auf ihre eigne Gewandtheit und, wenn man will, Liſt angewieſen ſind. Auch die Fortpflanzung iſt eine andere als bei jenen: denn ſie legen Eier, woraus erſt nah längerer Einwirkung des Waſſers die Jungen entſchlüpfen. Einzelne Arten ſpielen troß ihres harten Fleiſches in der Fiſcherei eine niht unbedeutende Nolle.

Der Glattroche, au<h Tepel, Tegel und Fleten genannt (Raja batis, leiobatos und intermedia, Laeviraja macrorbynchus; Abbildung S. 465), eine der wenigen Arten, die unſere Nordſee beherbergt, erreicht eine Länge von mehr als 1 m und ein Gewicht von etwa 50 kg, hat eine ziemlih ſpißige Schnauze, 52—56 Zahnreihen im Oberkiefer, iſt merklih breiter als lang, glatt- oder doh nur wenig rauhhäutig, trägt nur vor und hinter dem Auge ſowie am Shwanze Dornen, zeichnet ſi<h dur ſehr gleihſörmige dunkel olivengrüne, in einzelnen Fällen mit zahlreichen weißen Fle>en gezeichnete Oberſeite und dunftelgraue, ſ{<wärzli<h überſprißte Unterſeite vor anderen Arten aus.

Der viel weiter verbreitete, an allen europäiſchen Küſten häufige, auh in der Oſtſee vorkommende Dorn- oder Nagelroche (Raja clavata, punctata, rubus, pontica und cuyvieria, Dasybatis clayata und rubus) wird in den nördlichen Meeren ſelten über 1,5 m lang und gegen 1 m breit, ſoll aber im Süden eine Länge von 3—4 m, bei 2—3 m Breite und 200 ks Gewicht erreihen. Der abſtehende Schwanz iſt etwas länger als der Leib, unten abgeplattet und am Ende mit Floſſen ausgeſtattet, die Bauchfloſſe in zwei ungleiche Lappen geteilt, der Leib platt, von oben geſehen faſt geradwinkelig viere>ig, die Haut rauh, mit feinen Stacheln und bei älteren Tieren auf der Nü>en- und Bauchſeite mit großen, denen der Roſen ähnlihen Dornen beſeßt. Die vorherrſchende Färbung der Oberſeite iſt ein angenehmes Braun; die Zeichnung beſteht aus zahlloſen lichter gefärbten Fle>en, die zuweilen auf den Bruſtfloſſen zuſammenlaufen; die Unterſeite ſieht rein weiß aus.

Alle Rochen halten ſi< aus\<ließli< auf ſandigem oder ſ{<lammigem Grunde des Meeres auf, wühlen ſi< hier größtenteils in den Sand ſelbſt ein, beobachten das Waſſer über ſi< und ſchießen, wenn ſi< eine Beute naht, plößlih hervor, um ſie zu ergreifen.

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