Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
Stechroche. Adlerroche. 473
die Geſtalt der Rochen, aber einen ſehr langen, dünnen Schwanz ohne ſeitlichen Hautkiel und Oberfloſſe, der einen oder mehrere ſeitlih mit Zähnen beſezte Stacheln trägt; der Kopf wird gänzlih von den Bruſtfloſſen eingeſchloſſen, das Maul durch länglih eirunde, mit Querwülſten verſehene Zähne bewehrt.
Jm Atlantiſchen, Fndiſchen und Stillen Meere bis nah Japan und an europäiſchen Küſten bis zu dem Süden Englands verbreitet lebt der Stehroche, auh Feuer- oder Giftflunder genannt (Trygon pastinaca, vulgaris, lymma, akajei und sayi, Raja pastinaca und sayi, Pastinaca marina und laevis, Trygonobatus pastinaca, Myliobatis sayi), über deſſen Unthaten die Alten berichteten, ein Fiſh von etwa 1 m Länge und 5—6 kg Gewicht, der auf der Oberſeite gelblichſhwarz, auf der unteren ſ{<mußzig weiß gefärbt iſt.
Er liegt, laut Couch, auf ſandigem Grunde in der Nähe der Küſte, wandert im Sommer auch gern ins ſeichte Waſſer, das während der Ebbe bis auf wenige Tümpel zurü>tritt, und geht hier ſeiner Nahrung, kleinen Fiſchen, Krebſen und Weichtieren, nach. Die Art und Weiſe, wie er ſi ſelbſt verteidigt, beweiſt, daß er ſi ſeiner gefährlichen Waffe wohl bewußt iſt. Ergriffen oder erſchre>t, pflegt er ſeinen langen, biegſamen Schwanz um den Gegenſtand ſeiner Angriffe zu {lingen und dabei den Stachel in die Wunde zu drü>en oder einfah mit dem Schwanze zu ſchlagen. Viele Beobachter verſichern, daß er mit ſeinem Stachel ein beſtimmtes Ziel ſehr geſchi>t zu treffen vermöge. Alle Fiſcher wiſſen dies und ſehen ſi<h wohl vor, ihn, ſolange er noh lebt, zu berühren.
Das Fleiſch iſt fett, hart, thranig und von unangenehmem Geſchmae, wird jedoch hier und da gegeſſen. Aus der Leber gewinnt man Thran, und den.Stachel benußen die Indianer Amerikas gern zu ihren Pfeilſpitzen.
Bei den Adlerrochen (Myliobatidae), einer über 20 Arten umfaſſenden Familie, ſind die ſehr breiten Bruſtfloſſen unterbrochen, weshalb der Kopf weit vortritt; der Shwanz trägt ebenfalls einen Stachel und davor eine Rückenfloſſe, am Kopfe ſißt ein floſſenähnlicher Anhang feſt. Das Gebiß beſteht aus ſehr flachen Zähnen oder richtiger Zahnplatten, die ſih in Längsreihen ordnen. Das Maul iſt ſehr weit.
Zn allen Meeren des heißen und des gemäßigten Gürtels ſomit au< in der Nordſee, lebt der Adlerroche oder Meeradler (Myliobatis aquila, Raja und Pastinaca aquila, Aguila marina), ein Fiſh von 1—1,» m Breite und 8—12 kg Gewicht, der jedo< zuweilen eine rieſige Größe und ein Gewicht von 200—300 kg erreichen ſoll. Die Färbung ſeines Leibes iſt oben dunkelbraun, an den Seiten etwas heller, unten {mußzig weiß; die großen, vorſpringenden Augen haben eine graugrüne Regenbogenhaut und einen ſ{<warzen Stern.
Riſſo ſagt, der Adlerroche komme regelmäßig bei Nizza vor und werde öfters erbeutet; Sonnini fand ihn an den ägyptiſchen Küſten; die britiſchen Forſcher erhielten ihn von Fiſchern, die ihn unmittelbar an den Küſten Großbritanniens gefangen hatten. Couch bekam auh Eier mit ſo weit entwi>elten Jungen, daß er dieſe zu beſtimmen im