Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
Meerbri>e. Flußbri>e. 485
Für die Neunaugen, Bri>ken oder Prien (Petromyzon), die wihtigſte Gattung der Familie, gelten folgende Merkmale: Es ſind zwei Rükenfloſſen vorhanden, wovon die zweite ſih unmittelbar an die Shwanzfloſſe anſchließt; der Saugmund iſ rund, das Jnnere der Mundſcheibe mit verſchiedenen hornigen Zacken belegt, der gerade Darm mit einer ſhraubigen Klappe verſehen. Die Zähne beſtehen aus weichen Wülſten von verſchiedener Geſtalt, auf denen mehrere Schleimhautſchichten liegen; von dieſen iſt die äußerſte, gelbbraun gefärbte Schicht die härteſte und ſtellt eine hornige Scheide dar, die leiht abfällt, aber dur< die darunter verſte>te S<hleimhautſchiht in kurzer Zeit wieder erſeßt wird. Die Haut iſt glatt und ſhlüpfrig, ohne Shuppen. Die Augen haben eine mäßige Größe und werden nur von einer dünnen, durchſihtigen Schicht der allgemeinen Hautbede>ung überzogen. Alle fieben Kiemenlöcher ſtehen weit auseinander, ohne dur eine Längs=furche verbunden zu ſein, die ihnen angehörenden Kiemenhöhlen werden von einem ſchr zuſammengeſeßten und beweglichen Knorpelgerüſt umgeben, deſſen Bewegungen den behufs der Atmung nötigen Waſſerwechſel vermitteln. Eine Shwimmblaſe fehlt. Die Geſchlechtswerkzeuge ſind nicht doppelt, ſondern vierfah und münden in die Leibeshöhle, aus welcher die Zeugungsſtoffe dur einen hinter dem After ſtehenden Ausführungsgang nah außen gelangen.
Unter den drei in unſeren Gewäſſern vorkommenden Arten der Gattung ſteht die Meerbri>e, die auh Lamprete, Seelamprete und Großes Neunauge genannt wird (Petromyzon marinus, maculosus. americanus und lampetra, Lampetra major und maculosa; Abbildung S. 487) obenan: denn ihre Länge fann 1 m, ihr Gewicht 3 ke betragen. Unter ihren nächſten Verwandten hat ſie den geſtre>teſten Leib, zeichnet ſih auh außerdem dur einen Kranz dicht ſtehender, zerfaſerter Franſen am Jnnenrande der wulſtigen Lippe aus. Die Saugſcheibe trägt im Umkreiſe des Mundes mehrere Reihen einfacher, ſpibiger und kleiner, in der Mitte größere Zähne und, dem Unterkiefer entſprechend eine ſieben- oder achtſpizige, bogenförmige Zahnplatte; in der Zwiſchenkiefergegend liegt eine kurze, unpaare, doppelzähnige Platte; der Naum zwiſchen beiden iſt jederſeits mit 40 kleinen, doppelzähnigen Platten beſeßzt. Die erſte Rückenfloſſe beginnt hinter der Mitte des Nückens und beſteht aus einem geſtre>ten, flach bogenförmigen Hautlappen; die zweite, durc einen bedeutenden Zwiſchenraum von ihr getrennte, iſt anfangs hoch und fällt nach hinten zu ab, geht auh unmittelbar in die Shwanzfloſſe über, die als ein niedriger Hautſaum verläuft und, ſich verbreiternd und rundend, die ſeitlich zuſammengedrücte Shwanzſpize umgibt, auf der Unterſeite ſih bis zum After erſtre>end. Die Färbung iſt grünlihweiß; die Zeichnung beſteht aus ſ{<warzbraunen oder dunkel olivengrünen Marmelfle>en, die auf Rücken und Seiten ſtehen.
Mit Ausnahme des Schwarzen Meeres bewohnt die Seelamprete alle europäiſchen Meere und findet ſi< außerdem an den Küſten Weſtafrikas und Nordamerikas. Sie bringt den größten Teil ihres Lebens im Seewaſſer zu, ſteigt aber gegen den Frühling hin in den Flüſſen empor, um zu laichen.
Die Flußbri>e, auh ſhle<htweg Brice oder Pricke und Neunauge, Flußneunauge, JNeunäugel ſowie endlih Klieben genannt (Petromyzon fluvyiatilis, argenteus, nigricans, pricka und omalii, Lampetra fluyiatilis und parva; Abbildung S. 487), erreiht ſelten über 40, ausnahmsweiſe jedo< auch gegen 50 cm an Länge und ungefähr 100 g an Gewicht. Jhr Unterkieferbogen hat ſieben Zahnſpigen; die Platte, die dem Oberkiefer entſpricht und jenem gegenüberliegt, bildet in der Mitte einen ſ{<neidenden Rand und erhebt ſich jederſeits in eine Zahnſpige. Beide Nüenfloſſen ſind voneinander getrennt;