Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, str. 769
Geſhwänzter Fadenſkorpion. Langarmiger Tarantelſkorpion. 689
welchem das Kopfbruſtſtü> keine Querfurhe, aber vier Augen zeigt, der zarte Körper ſ{warzbraun erglänzt, lihter an den Fangarmen und beinahe weiß an den Beinen, und andere mehr. Jn gleiher Weiſe lebend ſind ähnliche Arten über die ganze Erde verbreitet und tamen bereits in untergegangenen Schöpfungsperioden vor; denn man findet dergleichen niht ſelten als Bernſteineinſchlüſſe.
Einige höchſt intereſſante Formen, von denen man leider niht viel mehr als eben dieſe, und zwar ſchon länger kennt und früher unter dem Gattungsnamen Phalanginm zuſammengefaßt hat, kommen in den heißen Ländern beider Erdhälften vor und ſollen hier niht mit Stillſchweigen übergangen werden. Der geſ<wänzte Fadenſkorpion (Thelyphonus caudatus, Abbild. S. 688) oder der geſ<wänzte Weibertöter, wenn der wiſſenſchaftliche Name verdeutſcht wird, möge die eine dieſer Formen vergegenwärtigen. Das dunkelrotbraune Tier von 32 mm Körperlänge kommt auf Java vor und wird ſamt ſeinen Gattungsgenoſſen in anderen Ländern wegen ſeines Stiches gefürchtet. Derſelbe kann indes nur mit den zweigliederigen, wie bei unſeren Spinnen in eine Klaue auslaufenden Kieferfühlern ausgeführt werden, da der Giftſtachel am Ende des Schwanzes fehlt, dieſer vielmehr eine Stinkdrüſe beſißt. Die Unterkiefertaſter treten hier als äußerſt gedrungene, kräftige Arme von der Länge des Kopfbruſtſtü>es auf, welche ſih am Schenkelhals na innen za>ig erweitern, am Schenkelteil einen einzelnen fräftigen Dorn tragen und in dike, kurze Scheren endigen; ihr Wurzelteil die Kinnladen, ſind miteinander verwachſen. Das zweite Kiefer: >> taſterpaar, obſchon Beinen ähnlich, iſt bedeutend länger und dünner als dieſe und läuft in ahtringelige Füße aus. Der LE Kopfbruſtteil UP act Augen, Langarmiger Tarantelſkorpion (Phrynus lunatus). von wel<en wel WIe bei den Skorpionen Natürliche Größe. a Vergrößerte Anordnung der Augen den Scheitel, je drei den Seitenrand einnehmen, und mit nur ſchwacher Einſchnürung fügt ſich ihm der faſt ebenſo geſtaltete, zwölfringelige Hinterleib an, deſſen drei leßte Glieder ſih zapfenartig verengern und einen gegliederten Faden ausſenden. Wenn ſo die äußere Erſcheinung die Skorpionähnlic<hkeit nicht verleugnet, ſo laſſen die inneren Organiſationsverhältniſſe dieſelbe noc mehr hervortreten. Am Grunde des hier platten Hinterleibes zeigen ſi< nämlich zwei Luftlöcherpaare, welche die Ausgänge für ebenſo viele Lungenſäke bilden, dagegen fehlen hier wie bei der folgenden Gattung und abweichend von den Skorpionen die Nervenknoten im Hinterleibe. Aus dem großen Vorderleibsfknoten gehen zwei Hauptſtränge nah dem Hinterleibe, welche nur am Ende zu einem kleinen Knoten anſhwellen. Vom Betragen und von der Lebensweiſe dieſer Skorpione, deren eine Art in Mexiko und noch einige ſehr ähnliche im heißen Aſien heimaten, iſt nihts bekannt geworden,
Der langarmige Tarantelſkorpion (Phrynus lunatus) vergegenwärtigt die andere, ſhon mehr ſpinnenartige Form. Auch hier treten die zweiten Kiefer als lange
Geißeln auf, das erſte Paar als längere oder kürzere, mehr oder weniger bedornte Arme, Brehm, Tierleben. 3. Auflage. IX. 44