Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, str. 784
702 Zweite Ordnung: Webſpinnen; erſte u. zweite Familie: Vogel- u. Radſpinnen.
demſelben angebracht ſind. Als nah abwechſelndem Auf: und Zugehen der Thür ſi die Spinne endlih für beſiegt erklären mußte, flüchtete ſie in den Hintergrund ihrer Wohnung. So oft aber wieder Bewegungen mit der Thür vorgenommen wurden, ſprang ſie hervor, um ſie von neuem feſtzuhalten. Endlich grub Sauvages den vorderen Teil der Röhre mit dem Meſſer aus, während deſſen die Spinne niht von dem Deel zurü>Ewih. Abgeſehen von den nächtlichen Raubzügen auf Beute verläßt ſie ihre Wohnung nicht, welche ihr dur< den Verſhluß Sicherheit gegen feindlihe Angriffe gewährt. Fm Grunde desſelben finden ſi< au< die Eier und ſpäter die Jungen während ihrer erſten LebenSszeit, beide ſorgſam von der Mutter bewacht. An das Tageslihht gebracht, beſonders den Strahlen der Sonne ausgeſeßt, erſchlafft die Minierſpinne bald und erſcheint wie gelähmt. — Fm ſüdlihen Europa kommen noch einige andere Gattungsgenoſſen vor, aber auh weiter nördlih und in Deutſchland verbreitet, wenn auch ſelten, ein Glied dieſer Familie in der pe<hbraunen Mordſpinne (Atypus piceus) oder Sulzerſpinne (À. Sulzer), einer 17,5 mm meſſenden, durch ein faſt viere>iges Kopfbruſtſtü>, ſehr lange Kieferklauen und zwei Shwänzchen an der Leibesſpiße ausgezeihneten Erdbewohnerin. Jh fand vor Fahren, als ich bei Halle im Herbſt unter einem verkommenen Eichenbüſhchen nah Fnſekten im Winterlager ſuchte, ihr Neſt. Das darmartige Geſpinſt ging in ſenkrechter Richtung in dem lo>eren, von Mäuſen durhwühlten Erdreiche hinab, maß 34 cm in der Länge und faſt 22 mm in ſeinem ſtärkſten Querdurhmeſſer, welcher ſich niht durchaus gleich blieb. Von außen war dieſes Rohr natürlih rauh dur< anhaftende Erdkrümchen, im Fnneren dagegen außerordentlih fein und dicht ſeidenartig gewebt. Die Spinne ſelbſt iſt mir noh niht zu Geſicht gekommen.
Von einer zweiten Art, A. affinis Eichw., ſtellte Eno> feſt, daß 1/2 Fahr zwiſchen der Paarung und der Auswanderung der Jungen aus dem Neſte liegen. Das Weibchen wenigſtens häutet ſi< noh, nahdem es ausgewachſen iſt, und lebt mehrere Jahre.
Alle jezt folgenden Spinnen, welche dur<h nur zwei Lungenſä>e und zum Teil dabei no< dur< Luftröhren atmen (Dipneumones), überdies die Klauenfühler na< innen umſhlagen, laſſen ſi< na< ihrer Lebensweiſe zunächſt als Anſäſſige (Sedentariae) und Umherſ<hweifende (Vagabundae) unterſcheiden. Die erſteren bauen Neſter oder ziehen wenigſtens Fäden, in oder neben denen ſie auf Beute lauern, die legteren fertigen tein Gewebe und erhaſchen ihre Nahrung laufend oder ſpringend. Fene teilt man nah der Verſchiedenheit ihrer Neße wieder in mehrere Familien.
Die Radſpinnen (Orbitelariae, Epeiridae) verfertigen ſenkrechte Neſter, welche gleih einem Rade von Strahlen geſtüßt und dazwiſchen von Fäden in ſich einſhließenden Kreiſen oder S<hne>enlinien ausgefüllt werden. Neben dieſem Fangneß oder in ſeiner Mitte warten ſie in Geduld, bis ein heranfliegender Kerf darin hängen bleibt. Jm Spätſommer oder Herbſt haben die meiſten mit der lezten Häutung ihre Reife erlangt; die Weibchen bringen ihre Eierſä>chen, welche gewöhnlich in gelbe, etwas wollige Flo>ken äußerlih eingewidelt ſind, an einen geſhüßten Ort und gehen vor Eintritt des Winters zu Grunde. Die Radſpinnen ſehen alle mit aht Augen, von denen die vier mittelſten und zugleich größten entweder in einem Quadrat oder die Stirnaugen etwas weiter auseinander ſtehen als die Scheitelaugen; die vier übrigen ſondern ſih als je ein Paar oft faſt zur Berührung gelangende, ſchräg geſtellte Seitenaugen in weiterer Entfernung ab. Das exſte Paar der ziemlih di>en Beine übertrifft alle übrigen an Länge, dann folgt in dieſer Beziehung das