Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, str. 789

Geſtre>ie Strickerſpinne. 707

ausgeſtre>t und nebeneinander gelegt werden wie die beiden lezten nach hinten, ſowie die weit vorgeſtre>ten Kieferfühler am meiſten auffallen. Die unter ſih gleichen aht Augen ſtehen in zwei geraden Reihen je zwei und zwei hintereinander und in gleichen Abſtänden. Die im ausgewa<ſenen Zuſtande 15—19,5 mm lange Spinne iſt an den Beinen und am Vorderleib rötlichgelb, am Hinterleib meiſt gelblihweiß, an den Seiten ſilberweiß gefärbt und oben mit einem rotbraunen, von dunkleren, eingekerbten Rändern umſchloſſenen, blattartigen Rü>enfelde verziert. Sie fertigt zwiſchen Rohrſtengeln, Binſen oder Gräſern, an Sümpfen, Lachen, überhaupt an feuchten Stellen ein ſenkrehtes Rad, in deſſen Mitte oder Nähe, an einen Vinſenhalm platt angedrü>t und in der oben abgebildeten Stellung, ſie auf Beute lauert. Will man ſie ergreifen, ſo läuft ſie mit Blißesſhnelle davon und verſte>t ſih unter Vlättern. Gleiche Raſchheit, gepaart mit Kühnheit, zeigt ſie beim Erfaſſen

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Zangenartige Dornſpinne (Gasteracantha arecuata). Natürliche Größe.

der Beute, welche ſie nie einſpinnt. Um die Mitte des Sommers ſind die Strickerſpinnen erwachſen. Bei der Begattung befindet ſich das kleinere Männchen mit abgewandter Hinterleibsſpiße unter dem Weibchen, welches die ſeinige etwas nach unten biegt; Bruſt gegen Bruſt gewendet führt jenes ſeine geſtre>ten Taſterſpizen in die Bauchſpalte verrät aber feine Furcht vor dem Weibchen, im Gegenteil eine gewiſſe Zudringlichkeit. Die Eier werden in ein halbfugeliges Neſtchen gelegt, in flo>iges Gewebe eingehüllt, an einen Stengel gehängt und entlaſſen no< im Laufe des Jahres die Jungen. Dieſe fliegen mitunter an Herbſtfäden durch die Luft und verkriechen ſich mit Beginn des Winters gern in die Röhren Der Schilfſtoppeln. Unſere Art wurde au< auf Sumatra geſammelt.

In den wärmeren Gegenden beider Erdhälften, auh noch in Ohio, leben zahlreiche Arten höchſt eigentümlicher Nadſpinnen, von welchen die der Gattung Gasteracantha (Dornleiber) die verbreitetſten ſein möhten. FJhr Hinterleib, mehr breit als lang, erſcheint nämlih von oben als gedrüte, mit gereihten Narbeneindrücken verſehene Chitinplatte, welche niht ſelten dur< kürzere oder längere Stacheln am Rande einen bedrohlichen Anſtrih bekommt. Die Beine ſind verhältnismäßig kurz und die Augen im weſentlichen ſo geſtellt wie bei unſerer Kreuzſpinne, nux mit dem Unterſchiede, daß nicht die Stirn-, ſondern die Scheitelaugen etwas weiter auseinander treten. Je nah den Umriſſen und der Bewehrung des Hinterleibes kommen die verſchiedenſten Geſtalten zum Vorſchein von denen

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