Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, str. 800
718 Zweite Drdnung: Webſpinnen; fünſte Familie: Krabbenſpinnen.
beiderſeits offenen Nöhre, an deren Mündung ſie mehrere Fäden nah allen Richtungen zieht, als Stein des Anſtoßes für herannahende Fnſekten. Am Eingang dieſer Röhre hält ſie Wacht, die ſe<s vorderen Beine nah vorn gerichtet und dem Körper angedrü>t. Das in den Fangfäden erſcheinende Schlachtopfer wird fogleih erfaßt und nach hinten in die Röhre mitgenommen. Die Spinne zeigt ſi<h in ihren Angriffen kühn und gewandt: denn ſie wagt ſih an Kerfe, die ihr an Größe und Kraft überlegen ſind, und nimmt es ſelbſt mit einer Weſpe auf, die von den meiſten anderen Spinnen gefürchtet wird. Mitte Sommers friechen die Jungen aus dem ziemlih kugeligen Eierſä>chen aus und halten ſi<h anfangs im Neſte der Mutter auf. Die faſt 10—11 mm meſſende Kellerſpinne zeihnet ſi< dur< einen geſtre>ten Körper aus. Der langeiförmige, pe<hbraun glänzende Vorderleib iſt faſt doppelt ſo lang wie breit, vorn und hinten abgeſtußt, den walzigen, bräunlihgelben Hinterleib ziert ein Haarkleid und auf dem Rütten eine dunkelbraune Zeichnung, beſtehend aus einer Längsreihe von 6 oder 7 nach hinten kleiner werdenden Fle>en, welche ein Mittelſtreifen miteinander verbindet. Die Seiten, der Bauch und die Bruſt erſcheinen durch dunkelbraune Fle>hen geſprenkelt, die Schienen und Ferſen mit zwei, die Spizen der Schenkel mit einem ſ{<warzen Ringe umgürtet. Dieſe Art fand Walkenaer ſehr unempfindlih gegen die Kälte, denn ex traf im Januar 1830 eine Spinne in bereits ſehr lebhaften Bewegungen hinter Baumrinde an, obgleih der Wärmemeſſer ſeit 8 Tagen 14 Grad unter Null zeigte. Derſelbe behauptet übrigens auch, daß hier, wie bei der Waſſerſpinne, das Männchen größer ſei als das Weibchen, was von anderen Seiten niht beſtätigt wird. Zur nächſten Verwandtſchaft gehört eine auf Cuba unter Steinen lebende, als Nops Guanabacoae beſchriebene Spinne, welche dur<h das Vorhandenſein von nur zwei Augen eine merkwürdige Abweichung vom Urbilde der Spinnen liefert.
Eine beträchtliche Anzahl von Spinnen, die beſonders in Nordamerika und Europa leben, ohne den übrigen Erdteilen gänzlich zu fehlen, zeihnen ſih dur< ihr Betragen und den meiſt plattgedrücten Körper vor allen anderen aus. Sie ſind als Krabbenſpinnen (Laterigradae, Thomisidae) zu einer Familie vereinigt worden und darum fo genannt, weil ſie eine niht zu verkennende Ähnlichkeit mit den furz geſ<wänzten Krebſen, den Krabben, haben; dieſelben ſre>en nämlich ihre Beine, von denen die beiden hinterſten Paare gegen die vorderen an Länge auffallend zurü>bleiben, weit von ſih, drüd>en ſie ſamt dem flachen Leibe feſt an ihre Unterlage an und gleiten mit gleicher Leichtigkeit vor-, rü und ſeitwärts dahin, wie es ihnen eben paſſen will. Man trifft ſie an Baumſtämmen Blättern, beſonders aber an fleißig beſuhten Blumen an, wo ſie auf Beute lauern. Sie ſchleichen gern gegen den Kopf des zum Opfer auserſehenen Fnſektes, pa>en ihn hinten im Geni> und lähmen oder töten jenes dur< ihren Biß. Dft prallen ſie erſt zurü>, um die Wirkungen ihres Anfalles abzuwarten, und ſchreiten dann zum Ausſaugen, wenn jene die gewünſchten waren. Gewöhnlich ziehen ſie nur einzelne Fäden, um ſih an denſelben herabzulaſſen oder ſonſt ihre Wege zu regeln. Zu der Zeit des Eierlegens wohnen manche Arten zwiſchen zuſammengezogenen Blättern, in Blütenſtänden der Dolden, der Schafgarbe und anderer Pflanzen, die ſie inwendig mit einem mehr oder weniger dihten Gewebe ausfleidèn, andere ſuchen ſi wieder andere geſhüßte Pläßhen unter Steinen oder hinter Baumrinde, um ihre platten oder runden Eierſä>kchen daſelbſt abzulegen und mit der gewohnten mütterlichen Zärtlichkeit zu bewahen. Die an Baumſtämmen lauernden Krabbenſpinnen unterſcheiden ſih hinſihtli<h der Körperfärbung kaum von dieſen, und die grünlihe Krabbenſpinne (Thomisus oder Sparass8us yirescens), von weißgrüner