Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5
728 Dritte Ordnung: Milben. Erſte Familie: Laufmilben.
Dritte Ordnung. Die Milben (Acarina).
So ziemlih der übrige Reſt der Spinnentiere iſt dem Namen nach als Milben und Ze>en zwar allgemein, jedo< nur in ſehr vereinzelten Formen ſeiner äußeren Erſcheinung nah gekannt und ſelbſt von den wiſſenſchaftlihen Forſchern in Hinſicht auf die Lebens3weiſe zur Zeit no< ungemein lü>enhaft beobachtet worden, ſo daß ſih gerade hier ein ebenſo ſ<hwieriges, wie na< den bisherigen Entde>kungen höchſt intereſſantes Gebiet erſhließt, welhem wir an dieſer Stelle niht hinreihende Würdigung angedeihen laſſen können.
Die Milben bilden eine überaus reiche, in ihren Geſtalten ſehr mannigfache und in ihren Lebensverhältniſſen bedeutungsvolle Welt meiſt mikroſkopiſcher Spinnentiere. Nur wenige von ihnen erreichen eine ſolche Größe, daß ſie von dem ungeübten Auge als Einzelweſen bemerkt werden; viele erſcheinen jedoh dur< das Zuſammenleben ungeheurer Mengen als formloſe, ſi< bewegende Klumpen, als ſtaubiger Überzug der verſchiedenſten Pflanzenſtoffe, zumal ſolcher, welche als Nahrungsmittel oder zu gewerblichen Zwe>en aufgeſpeichert werden. Es ſei nur an die Käſemilbe und daran erinnert, daß der weiße Überzug der geba>enen Pflaumen niht immer aus Zu>er, ſondern man<mal aus Millionen von winzigen Milben beſteht. Verdienen ſie darum ſhon mit Recht unſere volle Aufmerkſamkeit, ſo no< in weit höherem Maße wenigſtens alle diejenigen, welhe als Shmarogzer an Menſchen und Tieren leben und nicht ſelten die Veranlaſſung zu ſ{hmerzhaften und Ekel erregenden Krankheiten werden.
Abgeſehen von der geringeren Größe, unterſcheiden ſih die Milben von den eigentlihen Spinnen dem äußeren Anſehen nah leiht dur<h den ungegliederten Körper. Jhr Kopfbruſtſtü> verſhmilzt mit dem Hinterleib vollkommen, wenn niht in einigen Fällen eine Querfurche auf dem Nü>en die gegenſeitige Begrenzung andeutet. Am vorderen Rü>kenende ſtehen zwei, ſeltener vier einfahe Augen, häufig fehlen dieſelben aber au< gänzlih. Der den Körper vorn mehr oder weniger überragende, für einen Kopf gelten könnende Abſchnitt, der ſogenannte „Schnabel“ ſind die Mundteile. Je nah der Lebensweiſe ſind dieſelben verſchiedenartig gebildet, zum Beißen oder Stehen und Saugen. Die Kieferfühler kommen in drei verſchiedenen Formen vor, als Klauen, Scheren oder als ſtilettartige, einziehbare Stechborſten, welche ſi in einem von der Unterlippe gebildeten Saugrüſſel bewegen. Die Kiefertaſter können klauen- oder ſcherenförmig ſein. Die meiſt wohlentwi>elten Beine laufen vorherrſchend in zwei Klauen aus, zwiſchen welchen Haftlappen oder auch geſtielte Saugnäpfe vorkommen können. — Der Darm der Milben verläuft vom Munde in gerader Richtung nach der auf der Bauchſeite nah vorn gerü>kten Afteröffnung, tritt jedoch bei den wenigſten Arten als kurzes einfaches Rohr auf, ſondern in den meiſten Fällen entſendet der Magen jederſeits drei blinddarmartige Ausſtülpungen, welche dur Teilung und Richtung manherlei Verſchiedenheiten zeigen. Da, wo beſondere Atmungswerkzeuge vorhanden ſind, pflegen ſie ſi< büſchelförmig von dem in das Luftloh mündenden Hauptſtamm auszubreiten und niht weiter zu veräſteln. Die Zahl der Luftlöcher beſhränkt ſih auf zwei, deren Lage ſehr verſchieden ſein kann: dicht beiſammen an der Wurzel der Außenfühler