Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5
Allgemeines. Kochenillmilbe. Ernte-Gras milbe. 729
oder weiter nah hinten meiſt zwiſchen dem dritten und vierten Beinpaar an den Seiten des Körpers. Die Geſchlehtsöffnung befindet ſih bei beiden Geſhlehtern an der Bauch: ſeite vor der Afteröffnung und rü>t bei den Männchen manhmal bis zur Nähe des Rüſſels vor. Die Milben pflanzen ſi< dur< Eier fort, ſofern dieſe (bei wenigen Oribatiden) niht ſchon im Mutterleib zur Entwi>kelung gelangen. Die dieſen entſhlüpften Jungen häuten ſich mehrere Male und weichen anfänglih niht nur in der äußeren Geſtalt, ſondern oft auch in der Lebensweiſe von den Geſhlechtstieren ab, beſonders fehlt ihnen noch das ſpätere zweite Paar der Beine. Dieſer Larvenſtand, der bei manchen, namentli< den Waſſermilben, verſchiedene Formen, ſo auch eine puppenähnliche annehmen kann, und die Verſchiedenheiten, welche öfter zwiſchen Männchen und Weibchen einer und derſelben Art vorkommen, haben eine Menge von vermeintlichen Arten und Namen für dieſelben geſchaffen, ſo daß eine geraume Zeit vergehen wird, ehe der entſtandene Wirrwarr in der alten Linnéſchen Gattung Acarus gelöſt ſein wird.
Faſſen wir alles Geſagte in eine allgemeine Charakteriſtik zuſammen, ſo würde dieſelbe dahin lauten: daß die Milben Spinnentiere mit beißenden oder ſaugenden Mundteilen, ungegliedertem Leibe und beinförmigem zweiten Kieferpaar ſind, welche meiſt dur< Luftröhren atmen und dur<h unvolltommene Verwandlung zur Geſhlechtsreife gelangen.
Die neueren Bearbeiter, welche ſih no< niht über ein Syſtem geeinigt haben, nehmen meiſt zwei Unterordnungen an: 1) Milben, welche dur< Luftröhren atmen, Tracheata, 2) Milben, welche dieſelben entbehren, Atracheata. Zu erſteren, als den vollfommener entwid>elten gehören die zuerſt hier zur Sprache gebra<hten Familien.
Die gemeine Samtmilbe, Kochenillmilbe, ö ' das Samtkänkerhen (Trombidium holosericeum ® E EA E Cn E L.) iſt eine ſcharlachrote Milbe von etwas über 2,25 mm und auf einem Blatte in natürlicher Größe, Länge, welche vom erſten Frühjahr bis gegen den Auguſt hin, namentli<h na< Regen, an allerlei Pflanzen, von denen \ie ſih auh ernährt, ſihtbar wird. Der faſt birnförmige, weiche Körper iſt hoch gewölbt und faltig. Der Rüſſel beſteht aus zwei ſehr kleinen, flauenförmigen, von der Unterlippe faſt ganz eingehüllten Kieferfühlern; neben dieſen ſtehen die fünfgliederigen, <hwach keulenförmigen Kiefertaſter und über ihnen bewegliche geſtielte Augen. Die Füße enden in zwei Krallen mit Haftlappen. Pagenſteher hat die Anatomie und die Entwi>elung dieſes intereſſanten Tierchens auf das ausführlichſte bekannt gemacht, über leßtere nur noh kurz folgendes: Die Ende Mai näher unterſuchten Kochenillmilben ergeben ſih als mit Eiern angefüllte Weibchen. Fene werden im Funi und Juli an Pflanzen, Steinen, auf der Erde in größern Partien ver‘einigt abgelegt, ſehen anfangs orangegelb aus, werden aber bald braun und lederartig und zerfallen beim Ausſchlüpfen der Jungen in zwei Hälften. Dieſe ſind faſt kugelig, mit nur ſe<s furzen Beinen verſehen und haben ſich als die Ernte-Grasmilbe (Leptus autumnalis), die Rouget der Franzoſen, zu erkennen gegeben. Als winzige rote Pünkthen hängen ſie in großen Mengen an Grasſtengeln, Getreidehalmen und gelangen fo an die Körper von Hunden, anderer Warmblüter, vielleicht au< an Jnſekten, denn an ſolchen finden ſi< ungemein ähnliche Milbenlarven, wie auch an den Körper der mit der Getreideernte beſchäftigten Arbeiter. Hier beißen ſie ſi ein, gleich den Ze>en, und erzeugen heftiges