Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5
746 Vierte Ordnung: Zungenwürmer. Fünfte Ordnung: Krebsſpinnen.
von van Beneden, Schubärt, Leuc>art und anderen dieſelben dem inneren Bau nah und infolge des Vorhandenſeins zweier Fußpaare als nahe Verwandte der Milben na<hgewieſen haben. Durch rückſchreitende Verwandlung ſind dieſe in der Anlage milbenartigen Weſen zur Form und Lebensart der Würmer zurücgeſunken.
Zwei Paare von fußartigen und gegliederten Klammerhaken in der Umgebung der fieferloſen Mundöffnung und der Mangel der Luſtröhren charakteriſieren dieſe langgeſtre>ten, geringelten, nah hinten verjüngten Schmaroßzer, bei denen das Männchen weſentlich kleiner als das Weibchen iſt und ſeine Geſchle<htsöffnung nahe dem Munde hat, während ſie bei dieſem an der Leibesſpite liegt, wo gleichzeitig der Aſter mündet.
Der bandwurmartige Zungenwurm (Pentastomum taenioides) fommt vorherrſchend in der Naſenhöhle oder zwiſchen den Siebbeinzellen des Hundes und Wolfes als geſhlehtsreifes Tier vor; vereinzelt hat man ihn auch bei Pferden, Maultieren und Ziegen gefunden. Die abgelegten Eier, deren einzelne Weibchen bis zu 500,000 bergen ſollen, gelangen mit den Schleimabſonderungen in das Freie, alſo auh an Pflanzenteile und von da in den Magen von Kaninchen, Haſen und anderen Tieren, nur ſelten in den des Menſchen. Sobald der Embryo die Eihülle verlaſſen hat, durchdringt er, glei der Trichine, den Darm und gelangt in die Leber. Hier kapſelt er ſi< ein, d. h. er wird von einen Gehäuſe umſthloſſen, in welchem ex, in einer der Fnſektenverwandlung ähnlichen Weiſe, mehrere mit Formveränderungen verbundene Häutungen zu beſtehen hat. Nach Verlauf von etwa 6 Monaten hat er ſi zu bedeutender Größe entwi>elt, die vier Mundhaken und zahlreiche fein gezähnelte Körperglieder erhalten und befreit ſih nun aus ſeinem Gehäuſe. Jn dieſem Zuſtande hatte man ihn in der Leber gefunden, für eine andere Art gehalten und mit dem Namen des gezähnelten Zungenwurmes (Pentastomum denticulatum) belegt. Auf dieſer no< unvollendeten Entwi>elungsfſtufe beginnt der Zungenwurm ſeine Wanderungen von neuem und durcſeßt die Leber, dem Wirte den Lod bringend, wenn er in größeren Mengen vorhanden iſt. Gelangt der Zungenwurm in dieſem Zuſtande in die Nachenhöhle eines Hundes, der die Kaninchen- oder Haf enleber verzehrt hat, ſo dringt er von da in die eben erwähnten Lufträume ein und entwid>elt ſih ün Verlaufe von 2—8 Monaten zu dem geſhlehtsreifen bandwurmartigen Zungenwurm, der ſeinen wiſſenſchaftlihen Gattungsnamen Pentastomum (Fünfmaul, Fünfloh) von dem Umſtande erhalten hat, daß ſi beiderſeits und etwas hinter dem mit harter Kreiswulſt umſ<loſſenen Munde je zwei ſchlizartige Öffnungen zeigen, aus denen die Klammerhakïen hervortreten, und in welche ſie zurü>gezogen werden können. Der weißgelbe Körper iſt lanzettförmig, am Bauche platt, auf dem Rüden etwas gewölbt, dur zahlreiche Querfalten geringelt und vorn an der Unterſeite mit den eben näher bezeichneten fünf Spalten verſehen. Das Weibchen wird 70—130 mm lang, während das Männchen nux deren 8 bis 10 mißt. Wenige bandwurmartige Zungenwürmer in der Naſen- oder Stirnhöhle eines Hundes erzeugen eine mit Nöte und Anſchwellung verbundene Entzündung der betreffenden Schleimhäute, kommt eine größere Menge von ihnen vor, ſo artet die Entzündung aus und wird derartig ſchmerzhaft, daß der Hund beiß- und tobſüchtig wird Und ſih in dieſer Hinſicht wie ein von der Tollwut befallener gebaren kann.
Man hat noch andere Arten unter anderen Verhältniſſen, wie im Rachen des Krofodils, in den Lungen der Brillenſchlange, bei Nieſen- und Klapperſchlangen, auch in der Leber ägyptiſcher Neger aufgefunden, ſie mit Namen belegt, ohne jedoh die Naturgeſchichte derſelben ſo genau zu kennen wie die ber vorhergegangenen doppelnamigen Art, welche hier als Beiſpiel dieſer höchſt intereſſanten Geſchöpfe genügen mag.