Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5
Haarbalgmilbe des Menſchen. Gallmilben. (285)
Hauttalg und zahlloſen Haarſa>milben erfüllt war; eine feine Meſſerſpiße voll ſolcher Maſſe unter das Mikroſkop gelegt, brachte immer gleich Hunderte der Tierchen (Demodex phyllostomatis) zur Anſicht.
Die Haarſa>- oder Haarbalgmilbe des Menſchen (Demodex hominis) findet ſih in den Haarbälgen und beſonders denen als „Miteſſer“ bezeihneten der Ohren und der Naſe. Die Miteſſer ſind nun zwar keine Milben, ſondern Talgpfropfen, deren äußeres Ende dur< Staub und Shmuß ſ{<hwarz geworden iſt, aber in der Tiefe dieſer Välge lebt die mikroſkopiſche Milbe, die wir in etwa 600facher Vergrößerung vor uns ſehen. Leydig ſpricht ſih über die Bildung des Mundes und der Beine weniger beſtimmt aus als andere Beobachter, weil die Deutung ſol< winziger Gegenſtände ihre großen Schwierigkeiten hat. Der Mund beſteht aus einem Rüſſel und zwei nah vorn und unten rauhen Taſtern; die turzen di>en Beine enden in je vier Krallen. Feine Querriefen, welche ſich nah den übrigen Beobachtern nur über den Hinterleib erſtre>en, findet Leydig auh auf den kurzen Vorderleib ausgedehnt und zwar bei dieſer Art durchweg breiter und ſtärker als bei der Haarbalgmilbe des Hundes (Demodex canis); was jene noh beſonders charakteriſiert, iſt ein Hautkamm längs des Vorderrü>ens und eine Eintiefung mit ſchräger Leiſte zwiſchen dieſem und den Beinen. Einen herzförmigen Körper, der in den Haarſä>ken immer neben einer Milbe lag, erklären Leidig und Simon für das Ei, aus welchem eine ſe<hsbeinige Larve ſ<lüpft. Bei den beiden anderen, hier namhaft gemachten Arten hat dasſelbe eine andere Geſtalt. Wir ſehen aus alledem, daß ſi< die Natur niht nur mit ſihtbarem Ungeziefer begnügt, welches ſie auf den Menſchen und auf die Tiere ſeiner Umgebung ſeßte, ſondern auh ſo winziges hinzugefügt hat, daß deſſen Entde>ung zu den von dem Mikroſkop hervorgezauberten Wundern gehört.
Jhrem Körperbau nah ſchließen ih hier noch die Gallmilben (Phytoptus, eine Verſtümmelung von Phytocoptes) an. Es ſind langgeſtre>te, fein quergeſtreifte, mikroſkopiſche Milben, deren beide hintere Beinpaare zu kurzen Stummeln oder borſtentragenden Wärzchen verkümmert, die beiden vorderen fünfgliederig, am Ende mit Borſten, Krallen oder Haftorganen verſehen ſind. Sie alle erzeugen an den verſchiedenſten Pflanzen und Pflanzenteilen ſehr mannigfache gallenartige Mißbildungen, ſogenannte Phytopto-Cecidien, welhe man früher für Pilze hielt, weil ſie meiſt einen Filz von fleiſchigen Haaren auf ihrer Oberfläche tragen. So kommt eine Art, Ph. vitis, an den Blättern der Weinrebe vor, deren Gallen niht mit denen der Phylloxera verwédſelt werden dürfen. Während lange Zeit hindur< nur ſolche Milbenerzeugniſſe Gegenſtand der Beobachtung waren, hat man neuerdings auch den Tieren ſelbſt die gebührende Aufmerkſamkeit geſchenkt. Es iſt namentli< Nalepa, dem wir zahlreiche Aufſchlüſſe und au die Gründung neuer Gattungen neben der bisher einzigen verdanken.
Vierte Ordnung. Die Zungenwürmer (Pentastomidae, Linguatulida).
Eine geringe Anzahl von Schmarozßern, wel<he man wegen ihrer wurmförmigen Geſtalt und der paraſitiſhen Lebensweiſe früher zu den Eingeweidewürmern gerechnet hat, bildet jeßt eine Ordnung der Spinnentiere (Linguatulida), nahdem die Unterſuchungen