Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, str. 263
Lepralie. Cristatella. 225
Richtung treffen wird, ſo erſcheint er doh kaum ausreichend, um in eine ſolche Kolonie einen gewiſſen einheitlihen Willen und danach eine einheitlihe Bewegung zu bringen, ohne daß ein dieſe Einheit vermittelndes Drgan vorhanden iſt. Und dieſes iſt vorhanden. Wir holen hier nach, daß jedes Einzeltier einen Nervenknoten zwiſhen Schlund und After und Nerven für ſeinen eignen Bedarf hat. Daneben beſteht aber in den Kolonien der Moostiere noch ein beſonderes Nervenſyſtem, welches mit dem der Einzeltiere in Verbindung ſteht, aber von Nachbar zu Nachbar geht dur<h Öffnungen, dur<h welche auch die Leibesflüſſigfeit des einen den übrigen zu ſtatten kommt, ein Kommunismus idealſter Art. Es beſteht alſo ein Kolonialnervenſyſtem, dur<h welches ohne Zweifel auh die Kolonialbewegungen geregelt werden.
leben der geſchle<htlihen Fortpflanzung und in einem gewiſſen Wechſel mit ihr kommt bei den Moostierhen auh no<h eine ungeſchle<tli<he in Anpaſſung an äußere Verhältniſſe, Winterkälte, Austro>nung 2c. vor, wohl aber nur ausſcließlih bei den Formen des ſüßen Waſſers, bei denen, wenigſtens bei den einheimiſchen, dieſe Vorgänge genauer unterſucht worden ſind, in neuerer Zeit beſonders von Kraepelin und Braem.
2) Cristatella mucedo. 2 mal vergrößert. b) Statoblaſt der Cristatella mucedo mit drei jungen Tieren. Vergrößert.
Die ungeſhle<htli<he Vermehrung vollzieht ſi<h dur< Keimkörper, welche von zweierlei Art ſein können. Bei der Gattung Paludicella bilden fie ſi< Ende September innerhalb weniger Tage dur<h einfahe Abſhnürung vom Stoke, der darauf zu Grunde geht. Sie ſind von ſehr verſchiedener Größe, zeigen aber die Verhältniſſe anderer, mit dem Stoke in Zuſammenhang bleibender Knoſpen von gleicher Größe: es ſind eben thatſähli<h losgelöſte Knoſpen, ſogenannte Winterknoſpen, welche an den Reſten der horizontal kriechenden Zweige der Paludicella -Stö>chen haften bleiben und im nächſten Frühjahr an Ort und Stelle zu einer neuen Kolonie au8wachſen, von den aufrecht ſtehenden aber dur< das Waſſer weggeſpült werden und in der Ferne neue Anſiedelungen zu gründen beſtimmt ſind.
Anderer Natur iſt eine zweite Art von Keimkörpern, welche ſi< in Geſtalt von Zellhaufen au< Ende des Sommers am Funiculus bilden, von ovaler oder runder abgeplatteter Geſtalt ſind und eine eigentümlihe Schale um ſi< bilden. Dieſelbe iſt von horniger, durſihtiger Beſchaffenheit, von bräunlicher oder gelblicher Farbe und beſteht aus zwei Klappen, welche wie Uhrgläſer aufeinander gepaßt ſind. Der beide Klappen umgebende Nand iſt oft verbreitert und enthält im Fnneren kleine Luftkammern oder radiär abſtehende ſtarre Hornfädchen mit Widerhaken am Ende. Dieſer Ring, den man als „Schwimmgürtel“ bezeichnet, iſt ein hydroſtatiſcher Apparat, welcher die fertigen, Statoblaſten genannten Winterkeime (ſiehe obenſtehende Abbild. Fig. b) auf der Oberfläche des Waſſers erhält. Die tomplizierte Einrichtung der Widerhaken ſtellt gewiſſermaßen Anker dax, mit welchen die paſſiv ſ{<hwimmenden Statoblaſten an geeigneten Stellen, an denen ſie ſih im nächſten Frühjahr