Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, str. 565

Pedicellarien und Giftdrüſen. Augen bei den Diadematiden. DURS

Asthenosoma und hier von den Vettern Paul und Friß Saraſin am gründlichſten unterſuht worden. Als dieſe Forſcher ſih behufs zoologiſher Unterſuchungen in Ceylon aufhielten, brachten ihnen ihre Fiſcher eines Tages einen prachtvollen, ziemlich flachen, regelmäßigen Seeigel mit weicher lederartiger Haut, einen ganz nahen Verwandten des auf S. 519 abgebildeten Asthenosgoma hystrix. Das Tier hat kurze, ſ{hön rotbraune Stacheln, und entlang der Zwiſchenſtrahlen verliefen Reihen herrlih blauer, wie Atlas glänzender Knöpfchen. „Als wix das Tier angreiſen wollten, warnten uns die Leute eindringlich; ſie ſagten, es ſ{<merze heftig und mache Fieber; der Taucher, der es gefunden, habe es niht angefaßt, ſondern mit einer Kokosnußſchale aus der Tiefe geholt. So berührten wir es vorſichtig mit der Fingerſpize, fühlten aber ſofort ſehr heftig brennende Shmerzen, wie von mehreren Fmmenſtichen, die ſih aber nach einigen Minuten ohne weitere Folgen wieder verloren.“ Nähere Unterſuchung des wegen ſeiner Fähigkeit, neſſelnd zu brennen, von unſeren Zoologen Asthenosoma ureus genannten Tieres lehrte, daß jene ſhönen blauen Knöpfchen der Sit der unliebſamen Eigenſchaften ſeien. Dieſelben befinden ſih nicht allein auf den Fnterradien, ſondern auh ſonſt überall zwiſchen den Stacheln zerſtreut, dort allerdings weit dichter, hier viel einzelner ſtehend. Sie ſind wie die Pedicellarien nihts als umgebildete Stacheln mit außerordentlih ſ{<harfer Spitze, welche in einer Hülle ſte>en, die ſih am freien Ende knoſpenförmig verbreitert und im Funeren einen Hohlraum hat, in welchem die Stachelſpiße liegt. Die Wandungen der Knoſpe ſind unten und an den Seiten musfulös/ oberhalb der Nadelſpitze aber von einem feinen Loche durchſezt. Der innere Hohlraum enthält eine giftige Feuchtigkeit, welhe in die Poren des vorderen Nadelendes eindringt. Sobald man nun ein ſolches Knöſpchen berührt, ſo ziehen ſi<h die Muskeln der Wandung nach hinten zuſammen, die Stachelſpiße dringt mit Gift imprägniert! aus dem Loh vorn am Giftbeutel heraus und in die Haut des Berührenden ein.

Andere Organe auf der Oberfläche der Seeigel ſind in Bezug auf ihren Nuten ziemlich rätſelhaft. So liegen in fünf beſtimmten Platten um den Nü>enpol herum fünf rote punktförmige Organe, welhe nah der Lage zu den Ambulacren und ihrem Verhältnis zum Nervenſyſtem ſicher den zweiſelloſen Augen der Seeſterne entſprehen. Richtige, bilderzeugende Augen ſind es indes gewiß nicht, und ihre Lage iſt in der That faſt komiſch. ZO finde nicht, daß jemand ſich die Frage ernſtlih vorgelegt hat, was wohl dem Seeigel ſeine Augenpunkte nüßen könnten. Sie ſind den Richtungen, in welchen die Tiere ſich faſt ausnahmslos bewegen, ſo abgewendet, daß eine direte Orientierung durch die obendrein zwiſchen den Stacheln und Pedicellarien verſte>ten Augen ganz unmöglich erſcheint. Die Erklärung ſcheint mir die annehmbarſte, daß die Seeigel-Augen rudimentäre Organe ſind, von Vorfahren herſtammend, wo ſie, ähnlich wie bei den Seeſternen, eine vorteilhafte Lage einnahmen. Vielleiht genügen ſie aber auh, eine dem Tier von obenher drohende Gefahr, den Schatten eines nahenden Gegners etwa, zu verraten, ſo daß es Zeit gewinnt, ſeine Stachelbewaffnung in geeigneter Art anordnen zu können.

Wahre Augen fanden Paul und Frit Saraſin bei Diadematiden (Diadema setosum und Astropyga Freudenbergii), einer Familie der regelmäßigen Seeigel. Diadema setosgum iſt in allen wärmeren Meeren, auh um Ceylon verbreitet und iſt äußerſt empfindlich gegen Licht und Schatten. Nähert man ſih einem Exemplar, ohne das Waſſer oder das Gefäß, in dem es ſi< befindet, zu berühren, ſo wendet es ſeine äußerſt ſpizen langen Stacheln, welche leiht abbrehen und in die Haut eingedrungen ſehr lebhaft ſhmerzen, immer nach der Seite hin, von welcher ſi< ihm die Hand nähert; eine Neaktion, die nur in der Gegenwart von Augen ihre Erklärung finden kann. Und ſolche Augen ſind auch in der That und in großer Anzahl vorhanden und zwar in Geſtalt lebhaft glänzender, von der {warzen Oberhaut des Tieres ſih prachtvoll abhebender blauer

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