Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, str. 597
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Körperbau der Rippenquallen. 545
Sehr auffallende und eigentümliche Teile unſerer Ordnung ſind die von Pol zu Pol reihenden oder nur eine Stre>e dieſer Meridiane einnehmenden Rippen. Dieſelben beſtehen aus kurzen, kammförmigen Querreihen von Wimpern und folgen in ihrer Lage und Richtung, wie geſagt, den unmittelbar unter ihnen befindlihen Kanälen. Die auf dieſen Kämmen nebeneinander ſtehenden einzelnen Wimpern ſind am Grunde miteinander verwachſen und bilden, obgleich ſie gewöhnlich wellenartig nacheinander ſich bewegen, Doh je eine Geſamtheit, die man als Schwimm- oder Ruderplätt<hen bezeichnet. Fhre Thätigkeit iſt von der Willkür des Tieres abhängig, und ſo können ſowohl einzelne Rippen als alle zuſammen gleichzeitig arbeiten, in wel leßterem Falle ein langſames Forttreiben in der Nichtung des Trichterpoles das Reſultat iſt. i Die anderen Wirkungen müſſen ſi<h mehr auf Drehungen und Schwenkungen des Körpers AP beſchränken, welche in der That oft raſch, leiht <L und zierlih ſind und unter der Mitwirkung D der übrigen äußeren Anhänge ſtehen, unter welchen die Bewegungen der Mundſchirme, der € aufrihtbaren Seitenteile und der haarförmigen Armzweige hervorzuheben ſind. Die abgebildete Cy dippe iſt nur mit [eßteren, den Armen und ihren Zweigen verſehen. Sie ſind Fangwerkzeuge und werden außerdem aber auch zur Vermittelung von Bewegungen und zur Steuerung verwendet. Fn anderen Sippen ſtehen vom Körper ſenkrechte ruderartige Hautfalten und von dem erweiterten Munde größere wagerechte Platten ab, durc deren Beihilfe die Bewegungen entſprechend energiſcher und raſcher werden. Die Encharis-Arten 3. B. geben \i<h dur Zuklappen der Mundſchirme Stöße, wo- Cappe pilou Nat lie Grone, dur ſie 15—25 cm weit fortgetrieben werden, und bei raſ< wiederholten Stößen zu ſchnellerer Fortbewegung ſind die Arme in ihre Taſchen eingezogen oder, einem Steuer gleih, nac hinten ausgeſtre>t.
Neſſelzellen von der Art , wie ſie bei dem näthſtfolgenden Unterkreis der Cölenteraten vorkommen, ſind bis jezt bloß bei einer Art (Haeckelia rubra) aufgefunden worden und auch hier nur in geringer Entwi>elung. Statt ihrer finden ſi< „Greifzellen“ halbkugelförmige leine Hervorragungen der Fangfäden mit einem elaſtiſhen, ſpiralig aufgerollten Stiele, aber ohne Giftapparat. „Wie verwertet nun“, fragt unſer Gewährsmann Chun, „die Ctenophore ihre Greifzellen, um kleinere pelagiſche Tiere einzufangen? Fn erſter Linie haben wir zu berü>ſihtigen, daß die halbkugelförmigen Hervorragungen mit ſtark klebenden Körnthen beſät ſind, an denen leiht kleinere Kruſtaceen werden kleben bleiben. Machen dieſelben nun Fluchtverſuche, ſo ziehen {ih die halbkugelförmigen Hervorragungen lang aus; der Spiralfaden wird gerade geſtre>. Jndem nun leßterer zurüzuſhnellen ſtrebt, wird er ſih ein wenig um die gefangene Beute ſ<hlagen und (da ſie jedenfalls von einer größeren Zahl von Klebkugeln gefaßt iſt) ein Entweichen unmöglich machen. — Mit der Aktion der Neſſelkapſeln haben dieſe Bildungen durchaus nihts gemein. Während eine Neſſelkapſel für das Tier wertlos wird, ſobald ſie einmal in Funktion trat, jo fann eine Greiſzelle unzählige Male fungieren, da ſie ja jedesmal nah dem Ergreifen dur den Spiralfaden wieder auf das frühere Niveau zurüdgeſhnellt wird.“
Brehm, Tierleben. 3. Auflage. X. 35