Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, str. 663

602 Hohltiere. Zweiter Unterkreis: Neſſeltiere; zweite Klaſſe: Blumenpolypen.

der Fortpflanzung der Nervenerregung im Froſche beträgt 230 m, im Menſchen 33 m in der Sekunde, iſt alſo 600- und 660mal ſo groß als die der Leuchtſtröme der Seefedern.

Panceri macht mit Recht darauf aufmerkſam, wie wichtig die Seefedern für das Studium der Fortpflanzung der Erregung im tieriſchen Körper werden könnten, ſofern nur niht ihr Fang und ihre Erhaltung mit beſonderen Schwierigkeiten verbunden wären. Selbſt das große Aquarium der maritimen Ausſtellung in Neapel von 13 m Länge und 1 m Breite und Tiefe, erwies ſi<h no< als unzureichend und ungeeignet. Doch iſt unterdeſſen in der zoologiſchen Station zu Neapel unſeren Seefedern ein Heim geſchaffen, in welchem ih ſie mehrere Monate anſcheinend ſih ganz wohl befinden ſah. Wendet man ſi<h aber nun zur Er_ wägung, welche Art Organe zur Fortpflanzung y und Vildung des ſi in Lichterſcheinung auslöſen© den Reizes in den Seefedern dienen, ſo iſt die Thätigkeit von Nerven von vornherein ſo gut wie ausgeſ<hloſſen.

Man hat bisher bei den Seefedern und Ver\\ wandten keine Nerven gefunden, ſie haben auh \\ höchſt wahrſcheinlih keine; ebenſo ſpricht die Thatſache, daß die Leucht\ erregung ſi<h in denſelben Teilen in entgegengeſeßter Richtung fortM pflanzen kann, gegen die Vermittelung dur<h nervöſe Apparate; denn \| von dieſen wiſſen wir, daß ſie die Erregung nur nach einer Richtung zu [eiten im ſtande ſind. Es bleibt daher nichts anderes übrig, als an eine N Molekularerregung zu denken, welche von Zelle zu Zelle überſpringt und W| infolge der zu überwindenden Widerſtände um fo viel langſamer als die an den Nervenfaſern verlaufenden, die Bewegung und die Empfindung vermittelnden Ströme iſt. Das Weſen der Lichterſcheinung vieler anderen tieriſhen Körper ſowohl im lebenden wie im toten Zuſtande ſcheint auf einen langſamen Verbrennungsprozeß von Fettſubſtanz hinauszulaufen, und auh für die Seefedern dürfte die Annahme einer langſamen Oxydation der in den Leuchtbändern enthaltenen Fettkügelchen am ritigſten ſein. Die höheren Formen der Seefedern, die eigentlih federförmigen, gehen niht in ſehr beträchtliche Tiefen, keine iſt unterhalb 1100 Meter gefunden worden.

Von den 150—160 Arten und Artvarietäten von Pennatuliden, . welche ihr Monograph, Profeſſor Köllikexr, unterſcheiden zu können

E RTE E glaubt, hat ſeit _ Mitte des vorigen Fahrhunderts eine dur< ihr Vorkommen in großer Tiefe eine gewiſſe Berühmtheit erlangt, die Umbellula

grönlandica. Jm Sommer 1752, alſo zu einer Zeit, wo man von der Verbreitung der Tiere am Meeresgrunde noch gar keine Ahnung hatte, zog ein engliſcher Grönlandfahrer 20 deutſche Meilen von der Küſte von Grönland zwei Exemplare des merkwürdigen Tieres mit der Sondierleine aus einer Tiefe von 1416 Fuß empor. Die Naturforſcher Mylius und Ellis gaben von den troden aufbewahrten Exemplaren, wenn au< mangelhafte, doh ſo weit ausreichende Beſchreibungen und Abbildungen, daß die Natur der Umbellula als einer zu den Seefedern gehörigen Gattung feſtgeſtellt war. Der Polypenſto> beſteht aus einem langen, dünnen Stiele, an deſſen oberem Ende ein Büſchel Polypen ſi befindet. Das größte der