Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, str. 682

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Koralleninſeln oder Atolls. 619

eine Neihe von JFnſelchen längs einer Linie von Riffen zu ſein. Man nennt nah einem Maldiviſchen Worte dieſe Laguneninſeln Atolls.

Was den Bau derſelben anbetrifft, ſo ſtimmen ſie weſentli<h mit den Außenriffen überein, welhe hohe Jnſeln umgeben; in beiden Fällen ſchen wir nah und nah Land auf: tauchen und die von den Wogen beſpülte weiße Strandbildung in die von ewigem Grün bede>ten höheren Stellen übergehen. Auch der Vergleih der Lagune mit den Kanälen hinter den Außenriffen ergibt ſih von ſelbſt.

Wir haben, wenn auch nur ſehr obenhin, die äußeren thatſählihen Verhältniſſe der Niffe und Atolls kennen gelernt und können nun auf die Art und die Urſachen ihrer Bildung und ihrer Erſcheinung eingehen.

Jn der Schilderung aus dem Roten Meere hat Hae>el von der Pracht der „Korallen: gärten“ geſprochen. Dana, der vorzugsweiſe die Niffe der Südſee im Auge hat, ſagt, daß die Worte „Korallenpflanzung“ und „Korallenfeld“ geeigneter ſeien, den Eindru> der Oberfläche eines wachſenden Riffes wiederzugeben. Gleich einer Stre>e wilden Landes, das hier mit verſchiedenem Geſträuh bede>t iſt, dort auf unfruchtbaren Sandflächen nur einzelne grüne Flehen trägt, hier einen Haufen Bäumchen, dort einen Teppich bunter Blumen — ſo ſieht die Korallenpflanzung aus, über die man no<hmals einen Bli>k werfen muß, ehe man an ihre Erklärung geht. Verſchiedene niedere feſtſivende Tiere wachſen über die Oberfläche zerſtreut wie Pflanzen auf dem Lande; aber während große Flächen dicht damit beſeßt ſind, tragen andere weite Gründe nihts. Aber kein grüner Raſen, ſondern Sand und Bruchſtücke von toten Korallen und Korallenfelſen füllen die Zwiſchenräume zwiſchen den blühenden Gebüſchen aus, und wo die Polypen dicht gedrängt wachſen, finden ſi tiefe Höhlen zwiſchen den ſteinigen Stämmen und Blättern.

Dieſe Felder lebender Korallen breiten ſih auf den untermeeriſhen Gründen aus, an den Küſten von JFnſeln und Feſtland, aber nicht tiefer, als ihre Eigentümlichkeiten es verlangen, genau ſo, wie Pflanzen ſo weit gehen, wie ihrer Natur zuſagt. Die {{hwärmenden Larven ſeßen ſih in irgend einem geſhüßten Winkelchen an einêm Felſen, einem toten Korallenſto> oder ſonſt einer Unterlage feſt, und von da erhebt ſih der Baum oder eine andere Form des Korallengewächſes. Der Vergleih mit dem Wachstum der Pflanzen läßt fi no< weiter führen. Bekanntlich tragen die Trümmer und Abfälle des Waldes, Blätter und Stämme, auch tieriſhe Überreſte zur Bildung des Bodens bei; und in Sümpfen und Mooren nimmt die Anhäufung ſolcher Überreſte unaufhörlich zu und bilden ſih tiefe Schihten von Torf. Ähnlich iſ die Entſtehungsgeſchichte der Korallenmatten. Fortwährend häufen ſih größere und kleinere ſandartige Bruchſtücke der auf den Riffen lebenden Polypen, von Mollusken und überhaupt Überbleibſel von Organismen an; und ſo bildet und verfeſtigt ſich eine Schiht von Korallentrümmern. Dieſe Trümmer füllen die Zwiſhenräume zwiſchen den mit Korallen beſtandenen Fle>en und die leeren Stellen zwiſchen den einzelnen lebenden Stö>ken aus und bilden auf dieſe Weiſe den Riffabſas, bis endlih die Schiht no< unter Waſſer feſt geworden iſt. Dieſer Art des Aufbaues und Wachstums des Niffes ſind die Wachstumsverhältniſſe der Polypen auf das genaueſte angepaßt, oder, wie man umgekehrt ſagen kann, das Wachſen des Riffes hängt von deu eigentümlichen Wachſen der Polypenſtö>ke ab: die Stöcke ſterben unten ab, während ſie oben wachſen, und nur die toten Teile werden von den Anhäufungen der Trümmer bede>t.

An der Herbeiſhaffung dieſer Trümmer hat nun die Arbeit der Ströme und Wogen den größten Anteil. Wir haben geſehen, daß die riffbauenden Polypen mitten in den Wellen gedeihen und ſelten tiefer als 30 m hinabſteigen, zu einer Tiefe, die noh durhaus im Bereiche der mächtigeren Bewegungen des Meeres liegt. Was dieſe Wogen leiſten, fann man an den großen Felsblö>en ſehen, die an vielen Küſten von ihnen ans Ufer