Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

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Gemeine Strandkrabbe. 37

derſelben entfernt wax, hörte der Sandhüpfer zu freſſen auf und wandte ſih gegen die Krabbe. Einen Moment hatten wir auf einen anderen, uns ſtörenden Gegenſtand die Augen gewendet; als wir ſie wieder auf die Kämpfenden richteten, war die Krabbe verſ<hwunden. Was aus ihr geworden, ließ ſi< unmöglih ſagen. Der Sand war ringsum platt und ohne alle andere Bede>ung, als einiges winziges Seegras. Näher zuſchauend, ſahen wir einen Klumpen in dem Sande nahe bei dem Hüpfer, dieſer Klumpen erhob ih langſam wie dur einen unterirdiſhen Vorgang, und die Krabbe tauchte aus dem Sande hervor, in welchen ſie ſi eingegraben hatte, um ſih der Beobachtung des Hüpfers zu entziehen. Nachdem ſie ſi< vom Sande befreit, ging ſie verſtohlen 1 oder 2 Schritt vorwärts Und ſtürzte dann plößlich, wie die Kaße auf die Maus, auf den ruhig beſchäftigten Sandhüpfer. Die wundervoll handartigen Klauen wurden nun unter den Leib geſtoßen, der Sandhüpfer gepa>t und entzwei geriſſen und mit den Klauen ins Maul geſte>t. Während wir unſere ganze Auſmerkſamkeit auf dieſe einzige Krabbe gerichtet hielten, hatten wix einige Dußend andere, in gleicher Weiſe beſchäftigte niht geſehen, die nur wenige Schritte von uns ſih emſig mit der gleihen Jagd abgaben. Große und kleine, rührige und träge, flinke und langſame Krabben waren alle geſchäftig. Eine darunter gewährte uns beſondere Unterhaltung, und zwar eine der größeren, welche mit ungemeiner Vorſicht aus dem Meere hervorkam. Nachdem ih zufälligerweiſe einen Arm bewegt hatte, als das Tier ſih unſerer Stellung näherte, zog dieſe Handlung die Aufmerkſamkeit der Krabbe auf ſih und erwe>te ihren Verdacht. Sie ſtellte einen Augenbli> Beobachtungen an, ſank dann in den Sand und verſhwand vor unſeren Augen; faſt unmittelbar darauf indes erhoben ſih zwei fleine ſ<warze Punkte aus dem Sande und blieben feſt: die geſtielten, beweglichen Augen der Krabbe, welche mit verborgenem Körper beobachtete, was um ſie her vorging.

„Erſt nahdem wir mehrere Minuten lang bewegungslos geblieben, war die Krabbe endlih befriedigt, erhob ſih aus dem Sande und ſeßte ihre Jagd fort, und zwar in einer Weiſe, daß man hätte glauben können, ſie habe mittlerweile nahgedacht, wie ſie am beſten zum Ziele komme. Sie fing den Sandhüpfer auf folgende Weiſe. Raſch unter eine Anzahl derſelben laufend, zerſtreute ſie die Tierchen in alle Richtungen. Anfangs zwar gelang es ihr nicht, irgend eins zu fangen, ſie verſank ‘daher ſoglei<h in den Sand und verhielt ſich regungslos, aber lauernd. Jn kurzer Friſt ſammelten ſih die Sandhüpfer, da ſie keine Urſache zur Beunruhigung mehr ſahen, wieder an der Stelle, wo ſie geſtört worden, und ſprangen emſig auf der Krabbe herum, welche ſih allmähli<h aus dem Sande erhob, um ſi zur Aktion bereit zu machen. Nun ſind die Sandhüpfer nah ihren phantaſtiſchen Sprüngen keine8wegs gewiß, ob ſie ſi<h auf ihren Nüen, ihre Füße oder Seiten niederlaſſen, und ſo müſſen ſie häufig ſh ein wenig abmühen, um wieder auf ihre Füße zu fommen. Die Krabbe wartete a<htſam auf eine ſole Gelegenheit, um ihre in unvorteilhafter Lage befindliche Beute zu faſſen. Wenn ſie daher einen Hüpfer in dieſer Klemme ſah, ſtürzte ſie heraus und pate ihn.

„Hin und wieder nähern ſi< zwei Krabben von gleiher Größe einander, ſtre>en ihre Klauen aus wie ein Preiskämpfer ſeine Fäuſte und kämpfen dann eine Zeitlang; allein, gewöhnlich zieht eine ſi< zurü>, als ob ſie von der erprobten Entfaltung ihrer Kräfte befriedigt wäre. Glaubt ſi< eine Krabbe von einem gegen ſie gerichteten Sto>e bedroht, ſo we>t dies allen Kampfesmut dieſer Geſchöpfe. Sich auf die Hinterbeine ſeßend, ſtre>t ſie die Scheren gegen den Feind und klappt ſie mit ſolcher Kraft zuſammen, -daß man das Zuſammenſhlagen genau hören kann. Hat ſie den Sto> gepa>t, ſo kann man ſie mit demſelben vom Boden in die Höhe heben.“ J< kann die meiſten Züge dieſer Schilderung aus eigner Beobachtung beſtätigen und allen Beſuchern der ſandigen Seeküſten dieſes Treiben zur Unterhaltung empfehlen. An den felſigen und ſteinigen Küſten des Mittelmeeres