Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
38 Krebſe. Erſte Ordnung: Zehnfüßer; Familie: Einſiedlerfrebſe.
fann man ſih dagegen mit dem eben ſo ſ<hlauen Grapsus varius erluſtigen, einer mittel: großen bunten Viere>krabbe, welche am Ufer Fagd macht und mit der Behendigkeit einer Maus die Löcher und Felsrißen zu benußen weiß,
Zwiſchen die Krabben und die langſhwänzigen Zehnfüßer ſchieben ſich als eine Übergangsgruppe die mit einem ſ{<hwer zu überſeßenden Namen Anomura genannten Krebſe ein. Pöppig hat die nicht unpaſſende Bezeihnung Mittelkrebſe für ſie vorgeſchlagen. JFhre Mittelſtellung bekundet ſi<h namentli<h in dem Verhältnis des Nachleibes, der ſtärker iſt als bei den Krabben, aber niht den Umfang wie bei den Langſchwänzen erreicht, oder, wenn dies der Fall iſt, weich bleibende Hautbede>ung hat. Wir ſahen, daß ſchon die Dromia durch die nah oben gerücten Hinterfüße ſh von den e<ten Krabben entfernt. Jhnen ſ<ließen ſi< einige andere Gattungen der europäiſchen Meere an, z. B. Homola. Darunter iſt ein Rieſe ihresgleichen, Homola Cuyieri, ein ſeltenes Tier des Mittelmeeres. Jh kaufte vor Jahren auf dem Fiſchmarkt in Nizza ein Exemplar, das mit ausgeſtre>ten Beinen gegen 1 m maß. Außer dieſen und den au< in unſeren Meeren vertretenen Arten der Steinkrabben (Lithodes) findet der Leſer in irgend vollſtändigeren Sammlungen die zum Teil ſehr auffallend geſtaltete Froſchkrabbe und andere als Afterkrebſe zuſammengeſaßte Gattungen dieſer Abteilung aus den tropiſhen Meeren.
Aber ſowohl nach ihrem Bau als ganz beſonders nach ihrer von ihrem Bau bedingten, höchſt eigentümlichen Lebensweiſe beanſprucht vox allen die Familie der Einſiedlerfrebſe (Paguridae) unſere Aufinerkſamkeit. Fhr Kopfbruſtſtüc iſt geſtre>t, auch ſind die Augenſtiele lang und frei hervortretend, eine Eigenſchaft, die ihnen zum Hervorlugen aus ihrer Behauſung ſehr zu ſtatten kommt. Auch die Scherenfüße ſind lang, kräftig und gewöhnli< ungleich entwi>elt, eine Aſymmetrie, die ſi< bei vielen Krebſen findet, bei ihnen aber ſih weiter auf viele andere Körperteile erſtre>t und ebenfalls im Zuſammenhang mit ihrer Lebensweiſe ſteht. Die zwei lezten Beinpaare ſind ſtummelförmig, kurze Klauen, mit denen ſie ſi< in ihren Schne>enhäuſern anklammern, ebenſo wie mit den Beinſtummeln des Nathleibes. Dieſe Beine der Eremiten und der übrigen Anomuren ſind aber nicht etwa, wenn wir ſie au<h Stummeln genannt, als Verkümmerungen aufzufaſſen. Sie ſind nur der Lebensweiſe angepaßt und dienen, wie uns die Wollkrabbe gezeigt, zum Tragen oder Feſtklammern. Der Nachleib der Paguren iſt längli<h und ſa>förmig, hat nur oberhalb einzelne harte Platten und iſt ſonſt ſo weichhäutig, daß die Tiere das Bedürfnis nach einem anderen Schhugße haben. Dieſe an den Küſten aller Meere allbekannten Tiere ſichern ſi, indem ſie ihre Wohnung in Schne>engehäuſen auſſchlagen. Der Krebs ſucht ſich ein Haus von der Größe, daß er niht bloß ſeinen Nachleib bequem darin unterbringt, ſondern daß er Raum hat, bei Gefahr ſich vollſtändig hinter den Rand der Öffnung zurücßzuziehen. Indem er ſi< mit jenen Stummeln an dem Gewinde des Schne>enhauſes feſthält, an welches ſi einige auh no<h mittels Saugnäpfen anhaften können, ſit er ſo feſt, daß es faſt nie gelingt, einen lebendig und ganz herauszuziehen: er läßt. ſi< in Stü>e reißen, indem entweder die Scheren, die man am leichteſten faſſen kann, abbrechen, oder das Kopfbruſtſtü> vom Nachleibe losreißt. Wird ihm ſein Futteral zu eng, ſo muß er allerdings ſi herauswagen, um \ſi< ein neues anzupaſſen. Die an unſeren Küſten und beſonders im Mittelmeer vorkommenden Arten geraten aber nicht ſelten in eine höchſt fatale Situation, indem ſi< ein Shwamm (Suberites domuncula) gerade nux auf ſolhen von Einſiedler: frebſen benußten Schne>engehäuſen anſeßt. Je eifriger der Krebs herumkutſchiert, deſto beſſer gedeiht der Shwamm, der ſehr bald in Form einer korkigen, gelbrötlihen Maſſe das Gehäuſe überzieht und nunmehr für den Jnſaſſen ſehr bedenklih wird. Macht ſich
dS EL S=>-