Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
676 Urtiere. Erſte Klaſſe: Jnfuſorien; erſte Unterklaſſe: Wimperinſuſorien.
höerig erſcheint. Dfſenbar wird die äußere Membran vom Tiere zuerſt gebildet, dann die zweite, worauf es ſich noh mehr zuſammenzieht und die zweite Membran, die zunächſt wohl weih ſein wird, mit ſi< nimmt. Die von Bauer beobachteten Burſarien encyſtierten ſich im Dezember, und die erſten verließen die Cyſte erſt Ende Februar des folgenden Jahres.
Mit der Beſchreibung der Erſcheinungen der Teilung und der Sporocyſtenbildung der Heutierhen müſſen wir zugleich wieder an die oben erwähnten Verhältniſſe der ungeſhlechtlihen Fortpflanzung der Jnfuſorien anfnüpfen. Wenn man eine Schax von Colpoda muſiert, ſo werden einem einzelne Fndividuen auffallen, welche ſih nux langſam und diret tionslos, gleihſam ſ<hlaftrunken taumelnd fortbewegen. Solche Fndividuen ſtehen im Begriff, ſich zu teilen. Sie ſuchen irgend eine ruhige Stelle, etwa zwiſchen einem Häuflein Bakterien, zu gewinnen. Haben ſie eine ſolche gefunden, dann ziehen ſie ihr Kopfende ein, ſich ſelbſt zu ellipfſoidiſchen oder kugelrunden Klümpchen zuſammen, die zunächſt immer um eine Achſe, aber links und re<hts herum in unregelmäßigem Wechſel, votieren. Dabei liegt die Vakuole immer an einem Ende der Rotationsachſe. Um das rotierende Heutierchen bildet ſi< nun eine zunächſt gelatinöſe Hülle, welche an einer Stelle ein feines Loch hat, nämlich da, wo die Vakuole liegt. Dieſe ſtößt von Zeit zu Zeit ihren Fnhalt au< während der Notation aus und verhindert daher einen Verſchluß der Cyſte über der Stelle, wo ihre Ausführungsöffnung ſich befindet. Ft ſpäter die Cyſte verhornt, dann rotiert der Fnhalt um alle möglichen Achſen. Die Cyſtenöffnung vermittelt den Stoffwechſel des Cyſteninhaltes und dient zum Ausſchlüpfen der durch die Teilung hervorgegangenen ColpodaJndividuen. Die Teilung ſelbſt iſ nicht immer gleich: der Fnhalt langer Cyſten zerfällt in zwei, der runder meiſtens in vier Stücke.
Die Sporocyſten ſind dünnwandig und völlig geſchloſſen, und das eingeſchloſſene, von dem Jnfufor ausgeſtoßene Vakuolenwaſſer ſammelt ſih zwiſchen dieſem und der Hülle, und jenes wird kleiner in dem Maße wie dieſes zunimmt. Die vorher erwähnten Körperchen (Aſſimilationskörperhen) werden ſämtli<h dur< die Vaïtuole mit ausgeſtoßen. Ft das Tier auf die Hälfte ſeiner urſprünglichen Größe reduziert, ſo hören ſeine Notationen und das Schlagen ſeiner Vakuole auf, ſeine Cilien werden eingezogen, und es wird zu einem runden, homogenen Plasmaballen. Dieſer ſcheidet eine zweite, viel diere Hülle auf ſi< aus, die nah mehreren Stunden zu einer derben Cyſte erhärtet. Nach geraumer Zeit zeigen ſi<h auf der Außenſeite der Fnnenmaſſe der Sporocyſte äußerſt kleine, ſtark lihtbrehende Körperchen in größerer Zahl (8$—30). Die Cyſtenwand bekommt dann Sprünge, der Jnhalt quillt heraus und zerfällt bis auf jene ſtark lihtbrehenden Körperchen. Dieſe werden im Waſſer größer, verlieren ihre lihtbre<hende Eigenſchaft und ſind niht mehr rundlich, ſondern unregelmäßig viele>ig, ändern aber fortwährend, wenn auch langſam, ihre Geſtalt, gehen z. B. von der fünfe>igen in die dreie>ige über 2c. Die Geſtaltsveränderungen nehmen mehr und mehr zu, folgen raſcher auf: einander, und endlih treten beweglihe Plasmafortſäße (Pſeudopodien) auf: das junge Geſchöpf iſt zu einer Amöbe, d. h. zu einem beweglichen Protoplasmaklümpcen, geworden, es enthält eine Anzahl (2—4) Kerne, die ſih bald zu einem einzigen vereinigen. Dann treten ſeine amöboiden Bewegungen ſeltener auf, nux ein langer geißelartiger Fortſaß iſt vorhanden, mittels deſſen es ſi< bewegt und an Fremdkörper befeſtigt. Endlich hören jede Vewegungen ganz auf, der Geißelfortſaß wird eingezogen, es zeigt ſi eine Vakuole, und endli<h bilden ſi< Wimpern, die das junge Weſen in eine ſchnelle Rotation verſeßen. Allmählich ſtre>t ſi dasſelbe in die Länge und nimmt bald die Geſtalt einer jungen Colpoda an.
Wir wollen, ehe wix von den Jnfuſorien Abſchied nehmen, no< eine gefährlihe und ſchwierige Frage aufwerfen: Wie ſteht es mit dem Seelenleben der Fnfuſorien?