Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
688 Urtieve. Zweite Klaſſe: Wuvzelfüßer; zweite Dronung: Sonnentierchen.
Zweite Ordnung. Die Honnentier<en (Uelio0z0a).
Seit Ausgang des vorigen Jahrhunderts ſind kleine Jnwohner des ſüßen Waſſers bekannt, die man Sonnentierchen, gelegentlih wohl au<h Süßwaſſerradiolarien
nennt. Der erſtere Name rührt von der äußeren Erſcheinung dieſer Weſen her: ſie präſentieren ſih unter dem Vergrößerungsglas (im ſogenannten optiſhen Durchſhnitt) als kleine runde Scheiben, von denen eine Anzahl langer, dünner Strahlen rings herum ausſtrahlt, genau ſo wie naive Künſtler die Sonne darzuſtellen pflegen. Unterſucht man dieſe kleinen Geſchöpfe näher, ſo findet man, daß ſie aus Protoplasma beſtehen, das durchaus niht von glei<hmäßiger Beſchaffenheit iſt, es zerfällt vielmehr auh hier in ein Ento- und ein Efktoſark oder in eine Markſubſtanz und eine Rindenſchicht. Die erſtere liegt manchmal genau zentral, in der Regel aber exzentriſch in der leßteren, iſt homogen und ziemli<h flüſſig und umſchließt einen oder mehrere Kerne. Die Rindenſchicht iſt weniger ſtark lihtbrehend, zähflüſſiger, bei manchen ſchaumig und beherbergt eine oder
- mehrere pulſierende Vakuolen ſowie Nah-
rungsballen, Fetttröpfhen, Körnchen von Stärkemehl, grüne Körperchen und kleine, ſtark lihtbrehende Körnchen (aus oxalſaurem Kalk beſtehende Ausſcheidungsprodutte) in verſchiedener Menge und Größe. Von dieſem Körper der kleinen Sonne gehen nun nah allen Seiten Strahlen, P}jeudopodien, aus, die dünn und lang, oft viermal ſo lang wie der Durhmeſſer der Kör-
E = Dir S 5 Ein Gittertierhen (Clathrulina elegans). 350 mal vergrößert perſcheibe ſind. Dieſelben ſind von emer
gewiſſen Starrheit, die darauf zurüzu-
führen iſt, daß ſie von einem, in der Markſubſtanz ſeinen Urſprung nehmenden hyalinen Achſenfaden geſtüßt werden, auf dem eine körnhenreiche Protoplasmahülle ſi<h hin und her verſchiebt. Dieſe Pſeudopodien, die in manchen Fällen am freien Ende ein feines Knöpfhen tragen können, vereinigen ſi< nie zu Neßbildungen, es ſind Axopodien. Über die von dieſen Axopodien ausgehenden Bewegungserſcheinungen der Sonnentierchen berichtet Eugène Penard: „Man kann dieſelben dahin zuſammenfaſſen, daß das Tier einige ſeiner Fäden von ſih ſtre>t, welhe momentan ihre Starre verlieren, dann erſtarren und den Körper nah ſih ziehen, indem ſie ihn ein wenig von oben nah unten wenden; andere