Charakterologie

Weiterbildungen der Pjychoanalyje (E. 6. Jung) 231

lojigfeit vergleichbar dem phyfitaliihen „Kraft“-Begrifj, werden immer wieder dadurch aufgehoben, dak die Sreudjhe Schule in ihrer Zurüdführung beim Seruellen als dem Lebten haltmacıt und das Sexuelle nicht nochmals weiter zurüdführt. Jung öffnet nun diefe Schranfe. Libido ijt für ihn wirklich qualitätslos, ijt pjychilhe Energie jchlechthin. Sie zeigt ic in vielen „Symbolen“, ein wichtigjtes davon (aber eben nur ein Symbol) ijt der Serus. Jungs Syjtem ijt aljo ein pluraliftiiches — er jieht eine Dielheit von Libidojymbolen, die uns den Aufbau des Seelijchen verjtehbar machen. Die legte Sorm diefer pjychiichen Energie, die nod) eine Geitalt bat, einen Inhalt, jieht Jung im Mythos. Die mythifhen Symbole find für Jung die lekten uns noch) gejtalthaft faßbaren Erjdheinungen der allgemeinjten feelijchen Energie. (Danadı ijt aljo 3. B. das Dater-und-MutterPrinzip das tiefere und umfajjendere gegenüber der — im Steuöjchen Sinne! — „lbidinöjen“ Beziehung zum jeweils einzelnen Elternteil.)

Ebenjo wichtig ijt eine andere Weiterführung der Analyje. Während für Steud das Individuum lekter Ausgangs= und Endpunkt der Sorichung ijt und jeine Libido-Derteilung einen in fi gejchlojjenen individuellen „Haus= halt“ bildet, glaubt Jung auch nocdy neben und über den Individuen ein Seeliihes annehmen zu müjjen (sumindeft die Möglichkeit dazu offen lajjen zu müjjen). Diele Erfheinungen lajjen ji) in dem alten Schema, das alles Zujammenwirfen follettiver Art aus den Strebungen der Einzelindividuen zujammenjett, nicht erflären. Hier taucht der Begriff einer Kolleftivjeele, einer Gruppenjeele auf, die hinter unjerem einzelnen Leben itebt. Damit wird ein ganzes methodijches Schema gejprengt. Der Kontaft zweier Menjchen erjcheint danad) nicht mehr nur als die Summe der Dorgänge in jedem einzelnen von ihnen, jondern zugleich als Manifejtation, als Individuierung eines Übergeoröneten.

6. Heyer (aus dem Jung-Kreije) hat diejen Gedanten weitergeführt und feine methoöijche Bedeutung in das rechte Licht gerüdt. Die Seele ijt nicht nur bei den Individuen lofalijiert, fondern die Individuen jtehen in ‚einer dualiltiihen Spannung zwilchen dem Kolleftiv-Seelijchen und der Individuierung. Heyer jagt, dab die primitiven Dölter nicht deswegen gegen Dämonen fämpfen, weil ihre individuelle Struftur jo ilt, daß fie daran glauben, jondern weil fie fattijch noch} nicht diejenige Indiviöuationsitufe erreicht haben, die fie von den überindividuellen jeeliihen „Mächten“ jo ablöjt, daß jich alles Piyhiihe nur noch innerhalb des indiviöuellen Einzelbaushalts abipielt.t)

1) R.6. Heyer, Seelen-Räume. Stuttgart 1931. S. 2.