Charakterologie

Anlage und Eigenjchaft 261

lichkeit“, um jo mehr „Offenheit zu vielem“, um jo „flüjjiger“, unausge= prägter ijt alles. Überall it das Offenjein zu vielem Derjchiedenen das Kennzeichen der Jugend, des Srühen, und aud) des „tief Inneren“, iit anderjeits das Ausgeprägte Kennzeichen der Reife, und das Eritarrte Kennzeichen des Gealterten. Danad) ijt es nun eigentlich mehr als eine Dermutung, wenn man annimmt, daß aud; diejenigen vererbten Anlagen, die im Phänotyp jich immer wieder zur gleichen Gejtalt bringen, gleichjam Alterserjcheinungen der Keimzelle darjtellen; und da es fich bei ihnen um Derfejtigungen handelt innerhalb eines nody jungen Lebens, innerhalb einer Anlagenfülle, jo ilt es eine vorzeitige Altersericheinung, ein Ab= iterben des Lebens, eine Entartung oder Erkrankung. (Wir wiejen darauf hin, dab jeeliihe Erfranfungen jehr viele Merfmale des Derfejtigten zeigen, daß fie die Seele auf ganz Bejtimmtes fejtlegen, jodaß fie jich nicht mehr wie beim geijtig Gejunden an der Realität erjt formt, jondern daß fie autijtiih aus jich eine verfejtigte Gejtalt erzeugt, die es zuläßt, bei grundverjchiedenen Individuen doch von der gleichen Erfranfung zu reden.) Nun bat tatjählich die Erblehre auf der Suche nad) derartig „handfeiten" Anlagen, die bei Eltern und Kind zu den gleihen Eigenjchaften führen, weitaus vorwiegend Anormalitäten, Entartungen, franthafte Ericheinungen gefunden. Die Stammbäume der Sonderlinge und Derbrecher, der Geiltesfranfen und Derbredher, fie zeigen diefe Wiederkehr derart fejt umgrenzbarer Eigenjchaften. Und jelbjtverjtändlidy pakt dazu, dab aud) jtarf ausgeprägte Typen (3.B. Schizoide) in ihrem Erbgang ein Durdhichlagen des Typs zeigen. Denn jeder Typ jtellt eine Doppelheit dar von biologiihem Wert (flare Gejtalt ijt ein Lebensziel) und damit aber auch beginnender Einjchränftung des Reihtums an Möglichkeiten, die demjenigen offen jtehen, der die Spannung zwilchen den Typen der Ausprägung nody durchhält (j. 5.122), und dejjen gereifte Erjcheinungsgeitalt aljo aus der Anlage entiprehend weniger Zar erfichtlich ift. Danad) wäre von der Erblehre prinzipiell zu erwarten, daß fie auf dem Gebiete des Gejunden niemals Erbgänge von jo flar umreißbaren Geitalten wird aufzeigen fönnen, wie auf dem Gebiete des Anormalen. Zwar wäre eine glatte Zweiteilung, die die gejunde Anlage mit gänzliher Ungeftaltetheit und jede Geftalt in der Anlage jelbjt jchon mit franfhaften Derfeitigungen gleichjegte, ficher übertrieben. (Der Erbgang der Kretichmertypen zeigt 3.B., daß jchon der gejunde Schizothyme in der Erbmajje jeiner Sormbildungstendenz nad angelegt ijt.) Prinzipiell wird aber au hier das Ausgleichsgeje der charafterlichen Erfenntnis gelten: je tiefer wir in die Dorbedingungen der Erjcheinungsgeitalten