Charakterologie

Nietihes Gegenfa des „Apolliniihen” und „Dionyjifchen“ 45

ihlungen, Millionen, diejen Kuß der ganzen Welt!“) Tiefe ji) als Beijpiel der edeljten Sorm diejer Icy-Zerlöjung anführen, wie denn Liebe als Dereinigung des Ich mit dem Du in allen Abjtufungen dem „Individua= tionsprinzip” entgegengejett ilt. Zu Ende gedacht ijt es die Einigung mit der Gottheit, der Grundgedante der religiöjen Myjtit — die Gottwerdung als EinihmeBung.

Dergleihbt man nun dieje beiden Gegenjfäße, jo zeigt jicy zweierlei, das nun für alle folgenden Typologien wichtig wird:

1. Sie find einander jehr „ähnlich“. Man fönnte zunädjt überhaupt verjudht jein, jie auf einen Grundgegenjat zurüdzuführen. Es wäre aber unmöglich, weil jede von einer unterjchieölichen Seite herfommend etwas bringt, das nicht durch die andere und nicht durdy eine „übergeordnete“ erjegt werden fönnte. Je allgemeiner man den Gegenjat fajjen würde, um jo leerer, formaler müßte er werden. Es find gewijjermaßen gleich ähnlihe „Porträts” des Charakters, die aus nahe beieinander gelegenen Derjpeftiven, aber von zwei verjchiedenen Geitaltern gejehen find. Und derartige „Porträts“ Iajjen fich niemals durd) einander erjegen oder einem neuen dritten Porträt „unterorönen“.

Wie dieje Einmaligkeit und Unerjegbarfeit jeder Typenperjpeftive gleihjam ihr Dorzug ift, jo ilt fie auch ihre Grenze. In jeder Perjpeftive, aus der wir den Charakter betrachten, zeigt er jih eben in einer „PerIpeftivität“, zeigt er ji) „perjpektiviih”. Wir dürfen feineswegs vorauslegen, daß die Gliederung, die der Charakter an beitimmten „Werfen“ 6- B. an fünjtlerijhen, an philojopbijcheweltanjchaulihen, aber au an anderer Art „Werfen“, im Berufsleben, im Sport ujw.) zeigt, — daß dieje Gliederung immer gelten muß. Der Charakter zeigt jich oft recht unter\hiedlich gegliedert, je nachdem, in welher „Schicht“ wir ihn betrachten, in der Schicht des Ausdruds, in Handichrift, Rede, Gejte, — ob in den alltäglihen Handlungen, — ob in weltanihaulichen Syjtemen oder worin immer. Jedes „Medium“, in dem er erjcheint, jpiegelt ihn anders. Die Typologien find — jo fönnen wir es formulieren — „jhichtgebunden”. Es wird jich zeigen, daß diejfe Schichtgebundenheit aller Typen verjchieden eng und weit ijt, — ganz aufzuheben ijt fie niemals.

2. Noch wichtiger, weil oft überjehen, ijt folgendes: Der Gedante liegt nahe, dak, wenn ji) der Charakter zu fo flar gegenjäglichen Typen ausprägt (wie 3.B. zu den Schillerjhen oder denen von Nietjche), man dies auf zwei entiprechende gegenjäßliche „Kräfte“ in ihm zurüdführen darf aljo etwa auf eine lebensbindende und Iebensipaltende Kraft (oder „Tendenz”, „Wirkrihtung” oder wie man es nennen will). Man wird