Charakterologie

80 Mediziniiche Typologien

Gleihgewicht herum ijt das Leben eine ftändige „Scheidung“ von Richtungen, eine jtändige „Krijis”, die ein deutlihes „Entweder— der“ erfordert. Das jpielt in allen Schichten, vom Körperlichiten bis ins Geitigite. Der Mediziner nun jieht die tiefjten Krifen des förperlichen und jeelijchen Bios: die jogenannten „Erkrankungen“.

Die Typen allgemeinjter Reattionsweijen in diejer zugejpigtejten aller Krijen lajjfen fi) aber außerdem vom Sonderfall des Kranfen abheben und auf das Gejunde übertragen. Und jo tommt es, daß die Piychopathologie der Charafterologie die wichtigjten und ausbaufähigiten Typologien hat geben fönnen.

b) Das Problem der Übertragung der Typen vom Kranten auf das Gejunde.

Darf man Erfenntnijje, die am Kranfen gewonnen jind, auf das Gejunde übertragen?

Seeliihe Erkrankung braudt nicht zu bedeuten, daß die ganze Diyche gejtört ijt. Es ijt eine jtrittige Stage, wieweit 3. B. in offenbarer Geijtesfranfheit (etwa in der Schizophrenie) die Stellungnahme des Is durchaus „normal“, „verjtehbar” ijt, wieweit das „Irre“ nur dadurd zuftandefommt, daß der Kranfe einen „gejtörten Weltempfang“ hat. Es ließ ich in vielen Sällen zeigen, daß die Reaktion der Kranfen normal und veritehbar ijt, wenn man weiß, auf welche Dorftellung von der Umwelt fie die Antwort darjtellt. So fragt es jicy aljo jehr, was eigentlicy erfranft. Ehe nicht geflärt ift, was der Krantheitsprozeß im einzelnen innerlich bewirkt, wieweit vielleicht bis zu den letten Stadien nody ein normales Ic) abzufondern ijt, fann aud) nicht entjchieden werden, wieweit die Pjychopathologie ihre Erfenntnijje wirflih am Kranften gewinnt und auf das Gejunde „überträgt” oder wieweit die medizinijhye Typenjchau leßten Endes doch am gejunden Ich gewonnen ijt, das nur in diejer zugejpißten Krife die typijchen Möglichkeiten der Reaftionsweifen bejonders deutlich zeigt.

Tatjache ift jedenfalls, da die Gliederung, die an dem „erfrantten“ Charakter erfaßt wird, in fruchtbarjter Weife auf den gejunden Charakter „paht“.

Andererjeits darf auch nicht ohne weiteres angenommen werden, daß die Krije die Gliederung nur deutlicyer made, daß die Gliederung an fich aber immer jchon in derjelben Art vorhanden wäre. Damit würde eine viel zu ftarfe Identität des Charakters bei jich jelbit behauptet werden,