Das Nordlicht. Bd. 1-2

Für den, der in seinem Sohn Wanderung in Wandlung umgestaltet hat. Ein neuer Tag bricht an auf Erden. Roland beginnt mit folgenden Versen:

„Der letzte Himmelsstern beginnt sich zu ereifern.‘

Unser Wesen im Westen verschmäht den Sternenglauben. Die Völker ums westliche Mittelmeer waren im Grunde keine Astrologen mehr. Schon Moses stellte den zehn Häusern im Tierkreis (damals gab es in Ägypten zehn, nicht zwölf) und ebenso den zehn Planeten (zehn Planeten sind auch eine esoterische Glaubenslehre) seine zehn Gebote (Verbote) entgegen; Sternenkult ist ganz eigentlich ein Beharren auf den Trieben, ja deren vollkommene Anerkennung, also Natural smus. Der Geist, der Blitz zur Freiheit in uns, lehnt sich dagegen auf. Und auch die Erde: sie will durch den Menschen den Sternen gleichberechtigt sein! Im Nordlicht hat sie sich bereits von der Sonne für ihre tiefste Nacht unabhängig gemacht. Freie Geschöpfe muß sie tragen, nicht bloß von Gestirnen abhängige! Eine Art von religiösem Naturalismus ist im Epos auch tatsächlich, solange es bloß sonnwärts geht, gestaltet. Erst in der Rhapsodie, wo es einmal heißt: »Ein hartes Nein ist stärker als Gestirne,« tritt Ethos auf. Geistig wären somit die alten Perser unsre wahrhaftigsten Vorfahren. Aber auch sie gingen noch an den Sternen zugrunde. Sie brachten die Seele der Zwillinge in das Zeitalter des Stiers und dann sogar noch des Widders mit. In diesen kosmischen Kämpfen hielt der Mensch, als Charakter, zum erstenmal würdig stand. Aber erst die vollkommene Abweisung jedes Gefühls von Abhängigkeit von Gestirnen, mit der unbedingten Hoffnung, aus sich selbst die Freiheit gebären zu können, hat das moderne Ethos zu seinem Höhenflug beschwingen können. Bei Weststurm gewinnt der Mensch immer mehr Vertrauen zum künftigen Leuchten seiner Erde!

26