Das Nordlicht. Bd. 1-2

innerhalb ihres Kultus, hat uns für Ethos reif gemacht, zu innerster Freiheit beflügelt. Gründe der Symmetrien waren aber, wenigstens dem Anscheine nach, für mich der innre Beweggrund des Geistes, Statthalter in der Menschheit, in der Art, wie es geschehen, in die Komposition des Epos hineinzugestalten. Als mein Roland fertig war, entstand in mir der Verdacht, daß ich eine Dichtung, die verschiedene Inkarnationen eines Ichs umspannt, rein aus plastischem Gefühl herausgefügt hatte. Mein Verstand sträubte sich dagegen, an Reinkarnation zu glauben. Bald beruhigte ich mich jedoch: das, was bisher stand, konnte nur schwer mißdeutet werden: Simultaneität, nicht einmal von Vermenschlichungen, sondern Eingeisterungen aus einem innersten und absoluten Ich, das ich beinahe schon »Adam «nennen konnte, waren bisher gestaltet und gegeben. Nun hieß es aber in dieser höchsten Frage, sich auf den eignen Instinkt verlassen und auch da eine Entscheidung treffen. »Drei Ereignisse «, die längst im Plan des Werkes standen, wurden in dieser Krisis zusammengeballt. Der romantische Roland, dessen heldische Seele vom Übel der Welt so wenig befileckt ward, mußte noch einen irdischen Nachkommen durch das Elend der Erde durchschleppen, bevor das absolute Ich, in den Tiefen seines Ararats, das alle diese Erscheinungen über sich hat emporschatten lassen, die letzte Einsicht erringen könnte, um über alle Erfahrungen hinweg sich »unbedingt « auszusprechen. Erst nach den »Drei Ereignissen «, nach dem Zusammenbruch des Ararats, sollte das Nordlicht sich ganz klar aus einem Ich verstrahlen.

Der letzte Vers von Roland heißt: »Mir ists, als ob etwas den Fuß mir versehrte!’« Das schaut Roland bereits im Tartarus: und zwar handelt sichs um seinen Schatten, den er im Leben so sehr scheute, der in einer andern Ebne, im Jenseits, tatsächlich kompakt geworden ist... und ihm da den Fuß verletzen kann. Ein hinkender Scholar aus

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