Das Nordlicht. Bd. 1-2

Dem Grabe zu Leyden entreckt sich Johannes!

Die Weiber von mondflutumkräuselten Ländern Bezaubert der Tatengedanke des Mannes.

Der tote Prophet wagt es strandwärts zu schlendern.

Um durch die polare Tropik zum in Gott ruhenden Ich zu gelangen, ists fürchterlich weit. Die Verkündigung der Freiheit bestürzt uns durch ihr Übermaß. Das Feuer der Jugend ist heilig. Aber das Nordlicht bleibt eine kalte Flamme. In seinem Von-Flamme-Umgebensein wissen wir: alles durch den Menschen! Aber auch vor ihm und über den Menschen hinaus! »Zuerst ist das Gebot, die Menschen kommen später.« Dem sich selbst erfahrenden Ich steht noch die tiefste Bitternis bevor. Keine Einmenschung mehr in den Schleiern der Maja, wohl aber, aus dem Karma heraus, Einschalungen als Spuk. Furchtbar wird es nun dem Ich im Schlund des Ararat, sein selbstgefälliges Spiel im Dasein fortbestehn zu sehn! Gespenstisch lauscht es auf ein Maskenfest auf. Unaustilgbar steht es im ersten Teil des Epos da, das auf Komposition, nicht eigentlich auf Handlung und Wandlung aufgebaut ist. (Elliptisch ist mein ganzes Nordlicht gedacht. Der erste Brennpunkt, knistert es doch durchs ganze Werk, ereignet sich im Brand von Rom, der zweite viel später, im Brand von Theben, der fast zweitausend Jahre früher stattgefunden haben muß!) Auch das Maskentest fordert sein Gegenüber. Ein Gespenst des Unfugs taucht also empor. Erzeugt die Lustseuche, dunkelt flatterhaft als solche unter dem Menschen umher. Wird halb bedingter, halb selbstgewollter apokalyptischer Schrecken. Als weiblicher Kentaur, aber mit zwei Köpfen, einem männlichen und einem weiblichen, keucht das Ungeheuer, Bringer von nötigem Unheil, durch die Welt. Sichtbarer als eine Einkörperung als Mensch, bleibt dieser Spuk mit seinem unverletzten Ich verbunden. Und es erkennt sichin dem Vers: »Gott spricht aus uns bestimmt ein Richterwort.«

34