Das Nordlicht. Bd. 1-2

DER BERNSTEIN

ie Menschen lesen gerne in den Sternen

Und denken an die herbe Schrift des Herrn: Ich aber wähle keine Weltenfernen Und wähne das Geschick im Wesenskern.

Ich nehme einen Stein aus fremden Meeren Und sehne mich nach seinem Sagensang:

Sein Wesen glänzt von eingekerbten Lehren Und macht die Seele traumerfüllungsbang.

Du goldenes Geschick in meinen Händen, Erzähle deine eingefrorne Mär,

Das Honigrot von deinen glatten Wänden Besprüht mein Spürsinn lüstern wie ein Bär.

Verglast in deiner Blaßheit, ahn ich Schwingen Und senke meinen Wahn in dich hinein:

Nun lebe ich verwandt mit fernen Dingen,

In dir, o Stein, mit mir und dir allein.

Da pocht mein Herz, du Bernstein sprichst: Sei leiser! Nun bin ich still, still wie dein Atemgold,

Denn Bernstein, heller Stein, ich bin dein Weiser:

Ich weiß, wie hold sich Ewiges entrollt.

Du wächst und atmest wie die gelbe Erde,

Die herrlich durch die Wälder Sonne schlürft,

Die wagt und plagt, damit sie größer werde,

Und Wachstum sagt: Ragt, da ihr plündern dürft!

Ach was, du bist ja atemloses Wachsen,

Du bist ja Wachs, halb Wabenwachs, halb Harz: Mein Wahn erwacht: ein Wasser, voll von Lachsen, Entrauscht und überrascht den alten Quarz.

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